Freitag, 7. August 2015

Halbzeit in der DTM: Mehr Rennen, mehr Zuschauer, mehr Spannung

Zehn Rennen sind in der aktuellen DTM-Saison absolviert. In den vergangenen Jahren wären nach dieser Anzahl die Pokale bereits verteilt und alle Titel vergeben worden. Im Jahr 2015 haben die Fahrer und Teams jedoch erst Halbzeit im Terminkalender. Das neue Format, das unter anderem zwei Rennen pro Wochenende auszeichnet, macht es möglich. „Wir haben verschiedene Neuerungen eingeführt, um den Fans attraktiven und packenden Rennsport zu bieten. Das ist uns, denke ich, ganz gut gelungen“, sagt ITR-Vorstandsvorsitzender Hans Werner Aufrecht. Der Blick auf die bisherige Saison gibt ihm Recht. Team-Verantwortliche, Fahrer und auch die Fans sind vom neuen Reglement überzeugt.
Foto: Jens Hawrda
An jedem Rennwochenende wird den Besuchern an den Rennstrecken ein geballtes Motorsportprogramm mit harten Duellen auf der Strecke geboten. Aufrecht: „Wir haben insgesamt mehr Tickets verkauft als 2014 – das ist erfreulich und im internationalen Motorsport nicht die Regel. Auch die Quoten der Livesendungen im Ersten sind besser als im letzten Jahr. Das zeigt uns, dass die DTM attraktiv ist und die Zuschauer interessiert.“ Die DTM übt eine ungebrochene Faszination aus, der sich auch die Prominenz nicht entziehen möchte. In Spielberg zählten beispielsweise die Hollywood-Größen Michael Douglas und seine Frau Catherine Zeta-Jones zu den Gästen.
 
Drei Siege in den ersten vier Rennen – in der jüngsten DTM-Vergangenheit wäre diese Bilanz einer Art Vorentscheidung im Kampf um den Gesamtsieg gleichgekommen. Der Brite Jamie Green dominierte die Konkurrenz in seinem Audi an den ersten Rennwochenenden in Hockenheim und am Lausitzring scheinbar nach Belieben. Durch seine drei Erfolge verschaffte er sich einen komfortablen Vorsprung in der Fahrerwertung. Sein Hersteller war in den ersten vier Läufen das Maß aller Dinge. So standen beim zweiten Rennwochenende in der Lausitz ausschließlich Audi-Piloten auf dem Podium - vieles deutete auf einen furiosen Durchmarsch der Ingolstädter hin. Die Konkurrenz aber schlug zurück. Beim Traditionsrennen auf dem Norisring feierte Mercedes-Benz zwei Siege mit Pascal Wehrlein und Robert Wickens. In Zandvoort jubelten dann die Münchener und schrieben zugleich DTM-Geschichte. Bei Marco Wittmanns Sieg belegten die BMW-Piloten gleich die ersten sieben Plätze – neuer Herstellerrekord. Tags darauf überquerte António Félix da Costa vor vier BMW-Markenkollegen an der Spitze des Feldes die Ziellinie. In Spielberg hatte dann wieder Audi nach packenden Duellen mit Mercedes-Benz die Nase vorn: Edoardo Mortara und Mattias Ekström durften sich feiern lassen. Ein Privileg, das im Jahr 2015 bereits sieben verschiedenen Fahrern zuteil wurde. Zudem schaffte es auch jeder der 24 Piloten mindestens einmal in die Top-Ten und gewannen Punkte für die Gesamtwertung.
 
Die Folge dieser wechselhaften Ereignisse: der Titelkampf ist völlig offen. Derzeit hat der alte Hase Mattias Ekström mit 111 Punkten die besten Karten. Doch Edoardo Mortara (98 Punkte), Pascal Wehrlein (94 Punkte) und Jamie Green (81 Punkte) – der nach seinem fulminanten Auftakt lediglich ein weiteres Mal in die Punkte fahren konnte – sitzen dem erfahrenen Schweden im Nacken. Aufrecht: „Es ist tatsächlich noch überhaupt nichts entschieden. Mattias Ekström ist mein Favorit, Pascal Wehrlein der erste Herausforderer.“
Auch neben dem spannenden Titelkampf bietet die populärste Tourenwagenserie der Welt in dieser Saison reichlich Gesprächsstoff. Neben dem viel diskutierten Manöver von Timo Scheider, der in der letzten Runde des zweiten Laufs in Spielberg Robert Wickens und Pascal Wehrlein von der Strecke beförderte und dafür im Nachhinein disqualifiziert wurde, waren es vor allem die Performance-Gewichte, die viel zu reden gaben. „Die Performance-Gewichte sind grundsätzlich eine gute Sache, die uns hilft, die DTM spannend und attraktiv zu machen. Wie jede derartige Regelung hat auch das aktuelle System gewisse Schwächen, die wir aber demnächst ausmerzen und verbessern wollen“, sagt Aufrecht.
 
Positiv sieht der ITR-Vorstandsvorsitzende hingegen die Einführung der einheitlichen Reifen auf diese Saison hin: „Ich denke, die Zuschauer können die Rennen nun besser verstehen und lesen, insbesondere die Laien, die nicht regelmäßig Motorsport schauen. Es gibt vielleicht jetzt ein paar Überholmanöver weniger, dafür sind heute alle Positionswechsel von Bedeutung für das Klassement. Für die Teams ist mit der Einführung der einheitlichen Reifen eine taktische Komponente weggefallen, die jedoch für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar war.“
 
An welchen Orten sich die Hersteller in der Saison 2016 messen werden, ist derzeit noch nicht entschieden. Aufrecht: „Zum Kalender der nächsten Saison kann ich noch nichts sagen. Dazu ist es noch zu früh. Mein Wunsch ist es, dass wir nächstes Jahr wieder zehn Wochenenden haben. Interessierte Rennstrecken, die gerne DTM-Rennen durchführen möchten, haben wir mehrere.“
 
Der DTM-Tross fiebert nun vorerst dem nächsten Rennwochenende entgegen. Zwischen dem 28. und 30. August präsentiert sich die DTM in Moskau, bevor es dann Schlag auf Schlag in die finale Phase der Meisterschaft geht. Nach dem Stopp in Russland folgen die Rennen in Oschersleben (11. bis 13. September), auf dem Nürburgring (25. bis 27. September) und schließlich das große Finale auf dem Hockenheimring vom 16. bis 18. Oktober.