Donnerstag, 26. September 2024

IDM Hockenheim: Die Krönung der Saison 2024 für Team Champion-alpha-Van Zon-BMW

Ilya Mikhalchik, BMW #17
Foto: Jens Hawrda

Kaum hat die Saison der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM im Mai begonnen, ist sie am vergangenen Wochenende beim Finale auf dem Hockenheimring auch schon wieder zu Ende gegangen. Für die Mannschaft Champion-alpha-Van Zon-BMW um Teamchef Werner Daemen sollte es nach dem vorzeitigen Titelgewinn vom Nürburgring der Schlusspunkt hinter eine von Erfolg gekrönten Saison werden. Am Start der neue Meister Ilya Mikhalchik (UKR), Jan Mohr (A) und Bálint Kovács (HUN). Zum Zuschauen verdammt waren wegen der einen oder anderen Verletzung Max Schmidt (D) und Philipp Steinmayr (A).


Ilya Mikhalchik kam zufrieden und auch wieder ausgeschlafen zum IDM-Finale. Nur wenige Tage zuvor war er beim Finale der Langstrecken-WM an seine Grenzen gegangen. Nach dem nächtlichen Crash seines Teamkollegen musste Mikhalchik die zweite Hälfte des 24-Stunden-Rennens gemeinsam mit Markus Reiterberger stemmen. Mit Erfolg, denn am Ende sicherte sich das Team den 3. Gesamtrang in der WM. Als Sahnehäubchen kam beim IDM-Finale die Pole-Position obendrauf. Denn auch beim letzten Rennen des Jahres peilte der BMW-Pilot maximalen Erfolg an.

«Ich fahre jetzt nur noch zum Spaß und für mich selbst», offenbarte der Ukrainer nach seiner Bestzeit. «Aber ehrlich gesagt, war ich mit meiner schnellsten Runde nicht so happy, denn im dritten Freien Training am Morgen war ich noch ein wenig schneller. Doch in Sachen Renn-Pace bin ich zuversichtlich.» Die Frage nach der auch nicht gerade langsamen Konkurrenz, umschiffte Mikhalchik mal wieder elegant und mit viel Selbstvertrauen. «Ich denke nicht über andere Fahrer nach», stellt er klar, «ich konzentriere mich ganz auch mich selbst.»

Der erste Lauf war nicht ganz nach dem Geschmack des Ukrainers, auch wenn er sich nach der Zieldurchfahrt auf Rang 3 professionell gab. «Das war ein spaßiges Rennen», erklärte er. «Es waren auch mal ganz andere Leute dabei, ich habe neben mir Motorräder gesehen, die kannte ich noch gar nicht.» Den Start hatte er zwar noch gewonnen, doch dann entwickelte sich das Rennen zu einem harten Stück Arbeit. Zahlreiche Duelle mit dem scheidenden Meister Florian Alt sorgten zumindest auf den gut gefüllten Zuschauerrängen für Party-Stimmung. In Lauf 2 ließ Mikhalchik keine Zweifel mehr aufkommen, warum er die Meisterschaft gewonnen hatte. Als Erster bog er nach dem Start in die erste Kurve ein. Während sich hinter ihm die Kollegen um die besten Plätze stritten, konnte er sich aus allem raushalten und seinem neunten Saison-Sieg entgegenfahren.

«Nach dem ersten Rennen war meine Strategie im zweiten jetzt besser», stellte er fest. «Es lief alles gut und ich war in der Lage, das Rennen von vorne zu kontrollieren. Wir hatten noch eine Kleinigkeit am Motorrad geändert, so dass es in Sachen Beschleunigung besser lief. Den Speed hatte ich schon im ersten Rennen, doch da kam ich nicht weg. Ich wollte mit einem Vorsprung gewinnen, und das habe ich geschafft.»


Jan Mohr zeigte sich nach seiner Teilnahme am 24-Stunden-Rennen in Frankreich kurz vor dem IDM-Finale wieder fit. «Zum Entspannen und regenerieren habe ich einen Tag in Italien am Strand verbracht», verriet der Österreicher. Das Mittelmeer schien eine ganz besondere Wirkung auf Mohr gehabt zu haben, denn beim IDM-Finale landete er auf direktem Weg in der Superpole 2 und haute wie schon in Assen die fünftschnellsten Zeit und damit einen Platz in der zweiten Reihe raus.

Bis auf die letzten Meter hatte Mohr in Rennen 1 einen Finger am Podium dran, nachdem er über die volle Distanz in der Spitzengruppe mitgefightet hatte. «Ilya Mikhalchik war wohl ein wenig schneller als wir anderen», beschreibt er sein Rennen, das er als Vierter beendete. «Doch die Pace von Florian Alt, Jan-Ole Jähnig und mir war nahezu gleich. Am Ende gab es für mich keine gute Gelegenheit mehr, anzugreifen. Ich war am absoluten Limit.» Für das zweite Rennen hatte sich Mohr viel vorgenommen. «Wenn ich vom Start gut wegkomme, dann bin ich dabei», so sein Plan. Doch wie es mit Plänen manchmal ist, sie gehen nicht auf.

«Nach dem Start habe ich mich auf die äußere Linie gesetzt», so Mohr, «das hatte ich mir vorher bei Kevin Orgis abgeschaut. Es lief auch gut, bis eben Orgis von innen angeschossen kam. Ich musste aufmachen und verlor ein paar Plätze. Als ich dann an Toni Finsterbusch vorbei war, konnte ich sogar zu Max Kofler aufschließen. Als ich vorbeiwollte, hatte ich zu wenig Grip. Ich habe dann mit meinem Vorderrad sein Hinterrad berührt. Leider bin ich dann gestürzt, er konnte zum Glück weiterfahren. Schade. Das zweite Rennen lief nicht so gut wie das erste, aber ein siebter Platz wäre drin gewesen. Immerhin hätte ich den Fans in der Sachskurve dann noch einen schönen Burnout spendieren können.»
 

Bálint Kovács hatte sich für den Saison-Abschluss viel vorgenommen. Schon der Freitag lief für den Ungarn ausgezeichnet. Nach Rang 3 im Freien Training gelang ihm mit der achtbesten Zeit im Superbike-Pre Practice gleich der Einzug in die Superpole 2-Session am Samstag, wo es um die besten Startplätze ging. «Meine Pace passt, das Setting ist gut und meine Stimmung auch», versicherte er vor der entscheidenden Trainingssitzung. «Mein Ziel ist es, am Sonntag aus den ersten beiden Reihen zu starten.» Und Kovács ließ seinen Worten gleich die passenden Taten folgen und sicherte sich mit Rang 6 einen Platz in der angepeilten zweiten Reihe.

Seinen Start ins erste Rennen überschrieb der Ungar mit einem kurzen «na ja». Als Achter beendete er die erste Runde. Anschließend hing er hinter Marken-Kollege Toni Finsterbusch fest. «Er hatte bei den Gängen eine andere Abstimmung als ich», erklärt Kovács sein Malheur. «Auf der Gerade kam ich nicht vorbei. Am Hockenheimring kam man auch nicht wirklich gut überholen und Toni ist der absolute Spätbremser, so kam ich auch auf der Bremse nicht an ihm vorbei. Für das zweite Rennen muss ich mir eine andere Taktik zurechtlegen.»

Gesagt, getan. «Viel besser», so ein strahlender Kovács, der als Sechster im Ziel angekommen war. «Wir hatten die Übersetzung geändert, damit ich im Windschatten besser klarkomme. Lange war ich auf Platz 5 unterwegs und hatte Patrick Hobelsberger und Florian Alt vor mir. Als am Ende Lorenzo Zanetti vorbeikam, wurde leider mein Grip am Hinterrad von Runde zu Runde weniger. Doch mit Platz 6 bin ich happy. Es war dieses Jahr eine gute Entwicklung, ich stand zwei Mal auf dem Podest und die Lücke zur Spitze ist deutlich kleiner geworden.»


Werner Daemen war auf ganzer Linie zufrieden. «Doch», versicherte er, «es war eine gute Saison. Mit Ilya Mikhalchik haben wir unseren neunten IDM-Titel geholt. Und jeder Titel ist schwierig. Es macht mich auch glücklich, dass sich Jan Mohr und Bálint Kovács so gut entwickelt haben. Das ist für die Zukunft wichtig. Schade war natürlich, dass Max Schmidt und Philipp Steinmayr die Saison verletzungsbedingt schon früher beenden mussten. Aber wir hatten keinen technischen Defekt, da hat die Mannschaft wirklich gut gearbeitet.»