4.IDM Superbike-Titel für Ilya Mikhalchik Foto: Jens Hawrda |
Mit der Reise in die Eifel bog die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft IDM am vergangenen Wochenende auf die Zielgerade der Saison 2024 ein. Bei der sechsten von sieben Veranstaltung ging es im Team Champion-alpha-Van Zon-BMW um den belgischen Werner Daemen wieder um die heiß begehrten Meisterschaftspunkte in der IDM Superbike. Am Start Ilya Mikhalchik (Ukraine), Bálint Kovács (Ungarn), Jan Mohr (Österreich) und Philipp Steinmayr (Österreich). Weiter pausieren musste verletzungsbedingt Max Schmidt (Deutschland).
Hauptthema des ersten Tages war weniger Racing, sondern viel mehr der anhaltende Nebel und die nasse Strecke. Mit wenig aussagkräftigen Runden ging es mit einem 30-minütigen Freien Training am Samstagmittag im Trockenen am Abend in das erste und auch gleichzeitig letzte Qualifying.
Ilya Mikhalchik hatte schon vor dem IDM-Wochenende in der Eifel ein paar Probe-Runden auf dem Nürburgring gedreht, um seine Strecken-Kenntnisse aufzufrischen. Immerhin war der letzte IDM-Besuch auf der früheren GP-Piste fünf Jahre her. Hielt sich der Ukrainer am nassen Freitag noch dezent zurück, musste er sich am Samstag ordentlich langmachen, um die angepeilte Pole-Position zu ergattern. Denn die Abstände zwischen den Konkurrenten betrug manchmal nur wenige Hundertstel. Doch in der letzten Runde des Qualifyings war es mal wieder der Ukrainer, der nochmals nachlagen konnte. Mit einer weiteren Pole-Position konnte er sich in die IDM-Annalen eintragen. Doch ausruhen konnte er sich auf den Pole-Lorbeeren nicht, denn schon 0,047 Sekunden hinter ihm wartete die Konkurrenz.
Ins erste Rennen ging es für Mikhalchik auch gleich gut los, doch die Konkurrenz, vor allem in Form des Esten Hannes Soomer, ließ ihn nicht in Ruhe, sondern mischte kräftig mit im Kampf um die Spitze. Soomer erwies als harte Nuss, die Mikhalchik erst in der letzten von 18 Runden knacken konnte, um damit ein weiteres Mal als Sieger über die Ziellinie zu fahren. «In den ersten fünf, sechs Runden konnte ich mein Rennen und Pace wie geplant fahren», berichtet er nach IDM-Sieg Nr. 8. «Doch dann stürzte jemand und ich sah die gelb-rot gestreifte Flagge, und ich dachte, oh, vielleicht eine Ölspur. Es lagen auch noch Teile rum und ich musste weitgehen, um nicht drüber zu fahren. Dann kam Soomer vorbei und ich habe mir die Sache angeschaut. Und ich habe ein wenig angefangen, mir Gedanken zu machen. Nicht zu viel puschen, nicht über dem Limit fahren. Ich hatte alles unter Kontrolle und begann am Ende mehr Druck zu machen. Und habe gewonnen. Danke. Danke an mein Team und der Sieg geht auch an meine Familie, die hier ist. Vor allem an meine Großmutter, die das erste Mal dabei ist.»
Noch mehr zum Feiern gab es für den Ukrainer dann in Lauf 2. Auch wenn es nicht der Sieg war, sondern ‚nur‘ Platz 2 hinter einem stark kämpfenden Hannes Soomer, so reichte ihm doch der zweite Platz, um sich seinen vierten Meisterschaftstitel vorzeitig zu sichern. «Ich hatte zwar den Start gewonnen, aber dann kam Soomer wieder vorbei», erzählt der neue Champion, «ich habe abgewartet, denn es war inzwischen sehr heiß geworden. Ich kam dann nochmal vorbei, aber ich hatte meine Reifen ein wenig zu sehr rangenommen. Ich wollte nur ankommen und Hannes hat wirklich hart gekämpft. Der zweite Platz ist auch gut und ich freue mich auch für Hannes und seinen ersten Sieg. Ich habe die Meisterschaft gewonnen und schicke meinen Dank an mein Team. Wir waren jedes Wochenende schnell, egal unter welchen Bedingungen, das Bike war immer fantastisch.»
Bálint Kovács hatte wenige Tage vor der Reise an den Nürburgring noch seinen 23. Geburtstag gefeiert. Für den Ungar war es der erste Besuch auf der ehemaligen Formel 1-Strecke. «Auf den ersten Blick schien die Strecke nicht schwierig», urteilte er im Vorfeld, «aber die Asphaltwechsel und der Höhenunterschied machen sie zu einer Herausforderung.» Einer Herausforderung, der sich der Ungar auch mit wenig Trainingskilometern stellte, Ausrutscher inklusive. Die ersten Runden drehte er im Regen. «Der Nebel war so dicht, dass wir nicht mehr als 50-100 Meter weit sehen konnten, was mit 200 PS-Motoren ziemlich gefährlich war», urteilte er. Im Qualifying der Ausrutscher. Doch Kovács konnte nach kurzer Reparatur wieder zurück auf die Strecke und blieb nur sieben Zehntel hinter Polesetter Ilya Mikhalchik.
In den beiden Rennen machte der Ungar seine Sache perfekt. Nach dem Start konnte er sich beide Male gut in der Verfolgergruppe behaupten und mit den Plätzen 8 und 7 zwei Top-Ten-Ergebnisse einfahren. «Ich bin wirklich glücklich», versicherte er nach einem anstrengende Tag. «Ich war das erste Mal überhaupt auf der Strecke, aber konnte zwei starke Rennen abliefern. Im Qualifying hatte ich einen Fehler gemacht, aber zum Glück bin ich mit einem Lowsider und nicht mit einem Highsider gestürzt. Meine Crew konnte das Motorrad wieder aufbauen und ich habe es dann geschafft, mich noch als Elfter zu qualifizieren. Die Rennen waren mehr als gut, die Pace war nahe an der der Spitzenleute. Ich würde mal sagen, auf einer neuen Strecke ohne Test war das ein starkes Ergebnis.»
Doch seine Gedanken gingen auch an seinen Teamkollegen Philipp Steinmayr und Ilya Mikhalchik. «Ich wünsche Phil, der in Rennen 1 einen bösen Sturz hatte, alles Gute», so Kovács, «und natürlich meine Glückwünsche an Ilya zum Gewinn des Meisterschaft,»
Jan Mohr kam aus Österreich an den Nürburgring gereist und fuhr mit einer Verbesserung in der Gesamttabelle um satte drei Plätze wieder ab. Bis auf Rang 12 konnte sich Mohr nach seiner über ein Jahr andauernden Verletzungspause wieder eindrucksvoll in der Meisterschaft etablieren. Vom Qualifying bis zum letzten Rennen trieb sich der Österreicher stets in den Top-Ten herum. Am Sonntag überzeugte er mit zwei sechsten Plätzen.
«Es war ein deutlicher Schritt nach vorne», beschreibt er sein Nürburgring-Wochenende in eigenen Worten. «Vom ersten Training an habe ich mich auf dem Motorrad wohler gefühlt als noch zuletzt in Assen. Sogar bei den nassen Bedingungen. Ich hatte im Qualifying nur 0,6 Sekunden auf die Pole-Zeit. Mit dem geringen Abstand war es mein bestes Quali bisher. Es war extrem, wie viel Fahrer in nur einer Sekunde waren. Die Rennen waren beide gut. Das erste besser als das zweite.»
«Ich musste mich in Lauf 1 ein wenig nach vorn kämpfen«», erzählt er. «Zum Schluss wollte ich noch Florian Alt attackieren, aber mir sind in der ersten Kurve zwei Fehler unterlaufen, die mich gleich sieben oder acht Zehntel gekostet haben. Ich war dann wieder dran, aber es ging sich nicht aus. Nach Ilya Mikhalchik habe ich die zweitschnellste Runde gefahren. Im zweiten Rennen hatte ich einen guten Kampf mit meinem Teamkollegen Bálint Kovács. Doch er war am Ende schneller. Das Problem mit dem Vorderreifen hatten aufgrund der hohen Temperaturen alle, aber ich wohl ein wenig mehr. Aber ich bin happy mit dem Ergebnis.»
Philipp Steinmayr hatte das sonnige Österreich gegen die verregnete und nebelige Eifel getauscht. Sicherlich wäre auch Steinmayr gerne mehr Trainingskilometer auf dem doch fremden Nürburgring gefahren, doch kam ihm der Samstagsmodus mit einem Freien und einem 30-minütige Qualifying entgegen. Zeit genug, letzte Set-up-Arbeiten zu erledigen und ordentlich in Schwung zu kommen. Am Ende des langen Tages belohnte sich Steinmayr mit dem zehnten Startplatz.
In Rennen 1 konnte er die Mühen seines Qualifyings nicht in ein zählbares Ergebnis ummünzen. Der sonst so sattelfeste BMW-Pilot landete im Kies. Per Hubschrauber landete er dann in der Klinik und tauchte auch nicht mehr zu Rennen 2 auf. «Ich werde noch wegen einer möglichen Wirbelverletzung untersucht», meldete er sich am Abend aus dem Krankenhaus, «ansonsten geht’s mir gut. Aber mit Fahrern wird es in dieser Saison wohl nichts mehr.»
Werner Daemen freute sich mit seinem Schützling Ilya Mikhalchik und der Crew über den erneuten Titelgewinn. «Absolut professionell», beurteilt der Teamchef Mikhalchiks Leistung. «Der Auftakt am Sachsenring war nicht so gut, aber dann hat es sich um 360 Grad gedreht. Ilya hat gewonnen oder hat Platz 2 geholt. Er hat kein Fehler gemacht, wie eine Maschine.»
Gemeinsam reist das Team Champion-alpha-Van Zon-BMW nach einer kurzen Pause vom 20. bis 22. September 2024 an den Hockenheimring, um das große Finale der IDM zu feiern. Am liebsten noch mit ein paar guten Ergebnissen.