Dienstag, 6. Juni 2023

Team BCC-alpha-Van Zon-BMW mit durchwachsener Vorstellung in Oschersleben

Ilya Mikhalchik ist leider auch in Oschersleben wieder gestürzt
Foto: Jens Hawrda

Perfekte Bedingungen wurden den Fahrern und Fans der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM am vergangenen Wochenende geboten, als es in der Motorsport Arena Oschersleben in die zweite Runde der Saison 2023 ging. Obendrauf gab es neben Sonnenschein und einem wolkenlosen Himmel noch spannende Rennen und zahlreiche Zuschauer an der Strecke. Mittendrin das von Andy Gerlich und Werner Daemen geleitet Top-Team BCC-alpha-Van Zon-BMW mit seinen Fahrern Ilya Mikhalchik (Ukraine), Kamil Krzemien (Polen), Bálint Kovács (Ungarn), Philipp Steinmayr (Österreich) und Max Schmidt (Deutschland).


Ilya Mikhalchik wusste schon vor den beiden Rennen in der Motorsport Arena Oschersleben, dass er ordentlich ranklotzen musste, um Florian Alt, seinen härtesten Konkurrenten im Kampf um den Titel, in Schach zu halten. Im Training eroberte er mit seiner persönlichen Bestzeit von 1:24,969 min den zweiten Startplatz und das Warm-up beendete der BMW-Pilot am Sonntagmorgen als Bester. Doch die ganze Mühe sollte sich am Ende des Tages nicht auszahlen.

Den ersten Schock ereilte die Mannschaft von Mikhalchik schon in der Aufwärmrunde vor dem Start. Denn in halbwegs langsamer Fahrt wurde der BMW-Pilot derart überraschend per Highsider von seinem Motorrad befördert – so schnell konnte man gar nicht gucken. In hohem Bogen ging es für den Fahrer ins Kiesbett. Während Mikhalchik zum Glück mit Prellungen davonkam, hatte es seinen fahrbaren Untersatz heftig erwischt. Ranklotzen hieß es dann in der Box. Beim schnellen Blick in die Daten war kein Fehler feststellbar. Weder beim Fahrer, der mit gerade mal zehn Prozent Schräglage und angepasster Geschwindigkeit unterwegs war, noch beim Check der Gear-Box oder beim Schalten. Alle mit anpacken war dann bei dem Neuaufbau der BMW angesagt. Auf den letzten Drücker konnte Mikhalchik in die Startaufstellung rollen.

Da ihm die Erfahrungen aus dem ersten Lauf fehlten und er von Startplatz 10 das Rennen aufnehmen musste, verschaffte er sich in den ersten Runden erst einmal einen Überblick. Sukzessive steigerte er das Tempo und fuhr souverän bis zur Spitzengruppe vor. Auf den letzten Metern holte ihn beim Kampf um Platz 3 das Pech wieder ein. Sturz Nummer 2. Rasch stieg er wieder auf und rettete mit Platz 11 noch fünf Meisterschaftspunkte ins Ziel. Die Enttäuschung über das Wochenende war Mikhalchik anschließend ins Gesicht geschrieben.

Bálint Kovács musste sich erst einmal wieder an seine IDM-BMW gewöhnen. Denn der Ungar war seit seinem erfolgreichen IDM-Einstand auf dem Sachsenring noch bei der Alpe Adria-Superbike-Meisterschaft am Slovakiaring angetreten und hatte die Pokale für einen Sieg und einen zweiten Platz mit nachhause gebracht.

Verliefen die beiden Qualifyings in Oschersleben, bei denen am Ende Startplatz 12 heraussprang, noch ein wenig zäh, lief es in den beiden Rennen um so besser. «Ja stimmt», gab er zu, «das Quali war nicht so perfekt. Ich habe einfach Zeit gebraucht, um mich auf die BMW einzustellen. Aber dafür kannte ich die Strecke vorher. Im ersten Rennen konnte ich gut puschen. Durch den achten Platz und das Reverse Grid war das zweite Rennen anfangs etwas einfacher. Aber über die Distanz war es härter als am Vormittag, da es um einiges wärmer war. Doch mit Platz 6 war ich dann happy. Vom Ergebnis her war es ähnlich wie am Sachsenring aber in Oschersleben fehlten mir zum Sieger nur noch neun Sekunden. Also eindeutig eine Verbesserung.»

So ganz nebenbei hatte sich der Ungar als fleißigster Punktesammler im Team BCC-alpha-Van Zon-BMW entpuppt und darf sich in der aktuellen Gesamtwertung über einen ansehnlichen fünften Platz freuen.

Max Schmidt, der seit diesem Jahr neu im Team und neu auf der BMW M 1000 RR ist, hatte schon beim Saisonauftakt mit Top-Ergebnissen geglänzt. Der 20-Jährige hatte Gefallen an der flotten Gangart und an seinem neuen Arbeitsgerät gefunden, sodass er in der Motorsport Arena Oschersleben gleich zeigen wollte, dass der gelungene Auftakt keine Eintagsfliege war. Nach dem Qualifying freute er sich mit der neuntschnellsten Zeit über seinen Startplatz in der dritten Reihe. «Es hatte alles gut geklappt und ich war sehr zufrieden», fasst Schmidt den Samstag zusammen. «Ein Platz besser als noch beim Auftakt.»
In den Rennen wurden wieder die harten Bandagen ausgepackt. «Da lief es dann nicht ganz so wie ich es mir gewünscht hätte», erklärt der BMW-Pilot, der die Plätze 10 und 9 einfuhr. «Ich wurde nach dem Start beide Male ganz schön in die Mangel genommen. Ich habe dann echt aggressiv versucht, den Verlust wieder wettzumachen. Dabei ist mir dann auch der eine oder andere Fehler passiert und einmal musste ich durch die Wiese. Doch ich konnte das wieder aufholen und am Ende attackieren.» Unter anderem mit einem harten Manöver gegen Team-Kollege Philipp Steinmayr. «Das fand er glaub nicht so toll», so Schmidt, «aber wir konnten uns anschließend die Hand schütteln. Das zweite Rennen war anfangs gut, doch dann haben die Reifen abrupt abgebaut, es war auch definitiv der heißeste Tag. Das Rennen war kräftezehrend. Ich habe mehr gegen das Motorrad gearbeitet als mit ihm zusammen. Ich bin nicht so glücklich wie noch am Sachsenring, aber mit Platz 9 bin ich schon zufrieden.»

Philipp Steinmayr zog sich achtbar aus der Affäre, obwohl er gerne noch ein Stückchen weiter vorne gelandet wäre. In den beiden Qualifyings war der Österreicher flott unterwegs und eroberte sich Startplatz 10. «Doch leider war das erste Rennen nicht ganz so super», berichtet er nach Platz 11. «Anfangs hatte ich einen guten Start und eine sehr gute erste Runde. Ich habe mich auch gut gefühlt und konnte gleich ein, zwei Positionen gutmachen. Doch dann konnte ich den Speed der Vorderleute nicht ganz mitgehen. Ich konnte die neuen Reifen nicht entsprechend nutzen und bin meine schnellsten Runden erst gegen Ende des Rennens gefahren. Im Vergleich zum Training war es brutal warm und der Grip dadurch etwas schlechter.»

«Da ich das Gefühl hatte, wie gegen eine Wand zu fahren», beschreibt er seine Motorradfahrer-Gefühlswelt, «haben wir zum zweiten Rennen dann noch etwas die Abstimmung verändert. Das war ganz gut.» Im Ziel landete er nach einem guten Start als Achter. «Wieder konnte ich die neuen Reifen nicht ausnutzen. Aber ich komme klar mit den Ergebnissen. Ich hatte zwei gute Starts und das ist echt ein Erfolg. Es ist halt schade, wenn man danach ein wenig durchgereicht wird. Doch beim Start habe ich Fortschritte gemacht.»

Nach der Zieldurchfahrt und einem schnellen Interview ging es für Steinmayr zurück in seine österreichische Heimat. Acht Stunden Fahrzeit wartete da noch auf ihn. Am Montag um 7 Uhr musste der BMW-Pilot wieder in seiner Firma stehen.

Kamil Krzemien musste sich nach den beiden Qualifyings ein wenig die Haare raufen. Denn mit Startplatz 17 war der Ehrgeiz des jungen Polen, der das Finale 2023 immerhin auf dem IDM-Podest beendet hatte, nicht befriedigt. «Das mit dem schlechten Qualifying hat bei mir ja fast schon Tradition», so sein mit ordentlich Sarkasmus gewürzter Kommentar. Doch wo der junge Pole sonst in den Rennen immer noch gut zulegen konnte, waren auch die Läufe in Oschersleben mit den Plätzen 12 und 13 nicht so ganz nach Krzemien Geschmack.

«Die Konditionen hatten sich am Sonntag im Vergleich zum kühleren Samstag schon sehr geändert», beschreibt der BMW-Pilot seinen mühsamen Arbeitstag. «Am Vortag hatte ich durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten ausgemacht und war eigentlich ganz zuversichtlich. Aber über die Distanz bekam ich ein wenig Stress mit dem Grip am Hinterrad, vor allem am Kurvenausgang. Es hat mich viel Kraft gekostet, zu überholen und ich selbst hab dann auch ein paar Fehler gemacht. Wir werden jetzt analysieren, woran es genau lag, dass es in Oschersleben für mich nicht so lief und es dann in Most beim nächsten IDM-Lauf besser machen.»

Bevor es für das Team BCC-alpha-Van Zon-BMW vom 23. bis 25. Juni 2023 im tschechischen Most mit der IDM weitergeht, steht für die Piloten, jeder in einem anderen Team, noch vom 16. bis 18. Juni 2023 der Langstrecken-Weltmeisterschaftslauf in Spa-Francorchamps, der belgischen Heimat von Teamchef Werner Daemen, an.