Dienstag, 30. Juli 2024

IDM Superbike Schleiz: Team Champion-Alpha-Van Zon-BMW mit Doppelsieg und Führung in der Meisterschaft

Ilya Mikhalchik holt sich in Schleiz den Doppelsieg und die Führung in der Meisterschaft
Foto: Jens Hawrda

Zehntausende Fans säumten am vergangenen Wochenende die Strecke rund um das in Thüringen gelegene Schleizer Dreieck, wo nach wie vor noch auf zum Teil öffentlichen Straßen gefahren wird und welches für Mensch und Maschine eine absolute Herausforderung im Kalender der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM darstellt. Am Start der Klasse Superbike wie immer das Team Champion-alpha-Van Zon-BMW um den Belgier Werner Daemen mit seinem Fahrerquartett Ilya Mikhalchik (Ukraine), Philipp Steinmayr (Österreich), Bálint Kovács (Ungarn) und dem wieder genesenen Jan Mohr (Österreich). Nicht dabei sein konnte Max Schmidt, der sich bei einem Sturz auf der Grand-Prix-Strecke von Barcelona verletzt hatte.


Ilya Mikhalchik hatte eine mittlere Weltreise hinter sich gebracht, bevor es zum ersten Freien Training in Schleiz ging. Denn nur wenige Tage zuvor war der Ukrainer im Dienste von Hersteller BMW noch bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft im japanischen Suzuka unterwegs gewesen, wo er mit seinen Kollegen den fünften Platz erobert hatte. Doch von Jetlag war bei Mikhalchik nichts zu merken und er erledigte seinen Job mit Bravour. Mit einer Runde von 1.23,444 min fuhr er die schnellste Zeit. Das Rennen ging für ihn dann aber von Startplatz 4 los. Die Rennleitung hatte ihn strafversetzt, da im dritten Freien Training bei halbnassen Bedingungen sein Rücklicht nicht wie gefordert leuchtete. Teamchef Werner Daemen setzte sich noch tatkräftig für seinen Schützling ein, doch am Ende musste man die Strafe schlucken.

Vor dem ersten Rennen hatte es noch kräftig geregnet und die Grip-Verhältnisse waren entsprechend schlecht. Kein Problem für Mikhalchik. «Es kommt drauf an», erläuterte er kurz vor dem Start, gut beschirmt von seiner aus Kiew angereisten Mama, «keinen Fehler zu machen wie im letzten Jahr. Die Stadt runter waren noch ein paar feuchte Stellen und ich werde es ruhig angehen lassen und mir das Ganze erst mal anschauen.» Gesagt, getan. In den ersten Runden hielt er sich hinter Florian Alt und Markus Reiterberger noch vornehm zurück. Nach der ersten Rennhälfte kassierte er dann Alt und in der letzten Runde war BMW-Kollege Reiterberger dran. Mit einer Sekunde Vorsprung gewann Mikhalchik das Rennen, schenkten diesen seiner Lebensgefährtin Milana zum Geburtstag und übernahm damit auch die Gesamtführung in der Tabelle.

Das identische Bild bot sich den Fans dann am Nachmittag. Wieder hatte Mikhalchik erst Florian Alt niedergekämpft und sich in der letzten Runde nach sehenswerter Aufholjagd noch Markus Reiterberger geschnappt. «Das zweite Rennen musste man clever angehen», meinte er nach seinem Doppelsieg, auch nachdem einiges an Ölbindemittel auf der Strecke lag. «Aber mein Pace war vor allem ab Rennmitte gut und ich habe mich besser gefühlt als im ersten Rennen. Ich hatte alles unter Kontrolle und musste es auf die letzte Runde ankommen lassen. Doch es hat geklappt und ich konnte meinen insgesamt achten Sieg in Schleiz einfahren.» Seinen Vorsprung in der Gesamtwertung konnte er mit dem Doppelsieg auf acht Punkte ausbauen.

Philipp Steinmayr war froh, dass es endlich wieder losging. «Vier Wochen ohne Motorrad», beschrieb er seine IDM-Pause und der damit einhergehenden Sehnsucht nach seinem fahrbaren Untersatz. Der Sprung in die Superpole 2, bei denen es um die 12 besten Startplätze ging, gelang dem Österreicher auf Anhieb.

Auf der Wunschliste stand eine Top-Ten-Platzierung. Das gelang Steinmayr im ersten Rennen des Tages mit Rang 12 nicht so ganz. Nach einem guten Start rauschte Steinmayr als Neunter nach der ersten Runde bei seiner Boxenmannschaft vorbei. Nach der Halbzeit ging es zurück auf Rang 12, den Steinmayr dann bis über die Ziellinie brachte. «Das Rennen selbst war jetzt nicht so sehr zum Strahlen», gab er anschließend zu, als er fleißig Autogramme schrieb. «Es war alles eng beieinander und ich hatte Platz 7 oder 8 angepeilt. Und ich war erst guter Dinge. Doch dann hatte ich mit dem Grip zu tun, der ab Rennmitte stark abgebaut hat. Da beißt man sich dann fest und der Arm macht immer mehr zu. Es schleicht sich dann auch der eine oder andere kleine Fehler ein. Am Ende konnte ich mich wieder sammeln und blieb an den Jungs vor mir dran, vorbei gings aber nicht mehr.»

Auf Platz 11 kam er dann im zweiten Lauf am Nachmittag im Ziel an. «Der Verlauf war ähnlich», so der Bericht des Österreichers. «Mein Team hatte nochmal was umgebaut und der Grip war spürbar besser. Mein Start war gut, aber aufgrund der vielen Ölspuren war ich etwas zögerlich. Das hat mich ein wenig aus dem Konzept gebracht, denn man schaut dann doch dahin, wo man nicht hinschauen sollte. Und trifft dann die Linie nicht perfekt. Mein Fehler, aber gegen Ende wurde es besser und auch meine Zeiten waren besser als in Lauf 1, aber leider zu spät.»

Bálint Kovács hatte in den vier Wochen IDM-Pause wieder kräftig die Werbetrommel für sich und seinen Sport gerührt und dem ungarischen Plattensee und der Strecke im tschechischen Brünn einen Besuch abgestattet. Die Erinnerungen an die doch spezielle Rennstrecke in Schleiz passen bei Kovács. «2019 war ich dort mit dem Suzuki-Cup am Start und konnte die Pole-Position, die schnellste Rennrunde und zwei Laufsiege verbuchen. Im letzten Jahr lief es für mich in der IDM Superbike in Schleiz nicht so gut, aber jetzt starte ich mit mehr Erfahrung und auch mehr Wissen in das Wochenende.»

In den Trainings ließ der Ungar keinen Zweifel daran, dass er wie schon die letzten Rennen um einen der Top-Plätze kämpfen wollte. Von Startplatz 8 ging es für den BMW-Mann ins erste Superbike-Rennen des Tages. «Komplett zufrieden bin ich nicht», offenbarte er vor dem Start ins Rennen. «Mein Ziel sind die Top-Fünf. Doch was meine Rennpace angeht, bin ich zuversichtlich.» So ganze geschmeidig verlief die Anfangsphase des ersten Rennens für ihn dann nicht, denn seine erste Runde beendete er als Zwölfter. Doch Aufgeben ist für den ehrgeizigen Ungar, der bei der IDM in Oschersleben schon zwei Mal aufs Podest gefahren war, keine Option. Bis auf den neunten Platz kämpfte er sich dann noch nach vorne.
 
Das Top-Ten-Ergebnis war in Schleiz keine Eintagsfliege und Kovács erntete in Lauf 2 erneut den 9. Platz. «Im Vergleich zum Vorjahr hatte ich ein gutes Wochenende», versichert er. «Denn 2023 war das mein schwächstes. Jetzt lief es von Anfang an besser und ich konnte mit den schnellen Jungs mithalten. Es ging alles sehr eng zu. Im ersten Rennen musste ich mich nach einem schlechten Start erst wieder zurückkämpfen. Auch wenn es im zweiten Rennen wieder Platz 9 wurde, war es ein besseres Rennen. Meine Pace war besser und in der zweiten Hälfte konnte ich sogar um den sechsten Platz mitkämpfen, mit Blick auf Platz 5. Beim Überholversuch haben wir uns dann berührt, das hat mich zwei Sekunden gekostet. Jetzt kommt Assen, die Strecke mag ich und auch letztes Jahr lief es da gut.»

Jan Mohr war nach wochenlanger Verletzungspause endlich wieder dabei. Der Österreicher hatte sich im Mai bei Testfahrten in Oschersleben das Schulterblatt gebrochen und musste seit dem Zuschauen. «Ich konnte im Vorfeld nur ein paar Runden drehen», erklärte der Österreicher, «daher war die Vorbereitung nicht ganz ideal. Aber ich habe mich sehr gut gefühlt.»

In Schleiz war mit einer perfekt funktionierenden Schulter wieder Racing angesagt. Am Freitag sorgte Mohr dann für einen Schreckmoment, als er spektakulär abflog. Er selbst kam mit dem Schrecken und ein paar blauen Flecken davon, doch seine BMW war nach mehreren Salti im Kiesbett doch arg in Mitleidenschaft gezogen worden. «Ich habe das Vorderrad verloren, wie aus dem Nichts», so Mohr. «Wir wissen bis heute nicht, warum.» Für die Superpole war dann alles wieder hergerichtet und mit dem kleinen Umweg über die Superpole 1 schaffte Mohr den Sprung auf Startplatz 9. «Keine Glanzleistung», so sein Urteil, «aber für die Umstände war ich sehr zufrieden.»

Mit einem Top-Ten-Ergebnis wurde es für Mohr in Lauf 1 dann nichts. «Ich habe mich wohlgefühlt», meint Mohr, «aber nach ein paar Runden habe ich den Schalthebel verloren und musste an die Box. Beim zweiten Anlauf im Rennen 2 sprang dann der 12. Platz für ihn heraus. «Es war mir vorher klar, dass die 18 Rennrunden brutal hart werden», erläutert der Österreicher. «Ich war durch die Zeit der Verletzung einfach nicht fit genug. Ich habe versucht, mit meiner Energie zu haushalten, doch es wurde mega-anstrengend. Die zweite Hälfte war unfassbar mühsam, es ging einfach nicht mehr. Das Ergebnis war nicht so wichtig, es war mir einfach wichtig, wieder aufs Bike zu steigen. Vom Speed her war sich sehr zufrieden, ohne den Sturz wäre natürlich mehr gegangen. Aber ich bin froh, dass ich mit Schleiz nach dem Crash vor zwei Jahren Frieden geschlossen habe. Es war schön, das Rennen zu beenden und jetzt freu ich mich auf Assen. Dann bin auch dann auch wieder besser in Form.

Zwei Wochen Pause sind jetzt im Team Champion-alpha-Van Zon-BMW angesagt. Mitte August geht es dann mit dem fünften Event der Saison 2024 auf dem niederländischen Grand Prix-Kurs von Assen weiter.