Freitag, 23. August 2024

IDM Assen: Ilya Mikhalchik führt mit 58 Punkten Vorsprung

Philipp Steinmayer in Assen zwei mal in den Top-Ten
Foto: Jens Hawrda


Am vergangenen Wochenende hatte das Team Champion-alpha-Van Zon-BMW nur ein kurze Anreise zu absolvieren. Für das in Belgien stationierte Team rund um Teamchef Werner Daemen ging die Reise zu den niederländischen Nachbarn. Auf dem TT Circuit in Assen ging es in die fünfte Runde der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM. Am Start in der IDM Superbike waren wie immer Ilya Mikhalchik aus der Ukraine, Bálint Kovács aus Ungar, sowie Philipp Steinmayr und Jan Mohr aus Österreich. Auch der Deutsche Max Schmidt war angereist, doch nur als mentale Unterstützung für seine Teamkollegen. Er selbst laboriert noch an den Folgen eines Oberarmbruchs.

Ilya Mikhalchik war nach seinem Doppel-Erfolg vom letzten IDM-Event auf dem Schleizer Dreieck als Tabellen-Erster nach Assen gereist. Ziel des BMW-Piloten war es den Vorsprung zu halten und weiter auszubauen. Im verregneten Freien Training am Freitag bewies Mikhalchik mit der Bestzeit, das inzwischen auch im vom ihm nicht gerade favorisierten Regen mit ihm zu rechnen ist. Doch die Wettervorhersagen waren positiv und als Schnellster im Superpole Pre Practice ging es in die Superpole 2. Gerne hätte sich der Ukrainer mit der Pole-Position gern selbst ein schönes Geschenk zum 28. Geburtstag gemacht. Doch es blieb bei der Torte von Lebensgefährtin Milana. Die Bestzeit schnappte ihm mit einer Zehntel Sekunde Vorsprung sein Dauer-Konkurrent Florian Alt weg. Mikhalchik trug es mit Fassung und kündigte eine Feier nach dem Rennsonntag an.

Den Grundstein für eine Sause legte er dann im ersten Rennen. Auch wenn der Start nicht ganz glatt lief, konnte sich der BMW-Pilot sogleich in der ersten Ecke an die Spitze bremsen. Während sein härtester Widersache Alt per Highsider stürzte und sich eine Fingerverletzung zuzog, konnte Mikhalchik über die komplette Distanz sein Ding machen und sicherte sich mit einem Vorsprung von 7,5 Sekunden den ersten Sieg des Tages. Was einfach aussah, war dennoch harte Arbeit. «Wir hatten im Training nur ein paar Runden im Trockenen», sagte Mikhalchik, «und einige Jungs haben hier vorher getestet, es war also nicht einfach für uns. Aber wir waren zuversichtlich, wir haben wieder abgeliefert und das macht mich glücklich. Ich freue mich auch auf das zweite Rennen.“

Lauf 2 ging nach dem Ausscheiden von Alt für Ilya Mikhalchik von der ersten Startposition los. Ein paar Runden hatte er zu tun, bis er sich an den BMW-Kollegen Finsterbusch und Jähnig vorbeigezwängt hatte. In der 12. Runde war dann auch der bis dahin Führende Hannes Soomer fällig. Einmal vorbei gab es für Mikhalchik kein Halten mehr und auch Lauf Nummer 2 wurde eine Beute des Ukrainers. «Es war ziemlich harte Arbeit», erklärte Mikhalchik hinterher. «Ich habe am Start einen Fehler gemacht und dadurch auf der Geraden etwas an Geschwindigkeit verloren. Danach musste ich ruhig bleiben. Die Jungs um mich herum waren schnell. Ich habe alles beobachtet, bin ruhig geblieben und habe dann im letzten Drittel losgelegt. Es war ein bisschen interessanter als im ersten Rennen. Aber ich bin glücklich, das war mein zehnter Sieg in Assen.»

Und nicht nur das. Mikhalchik konnte seine Führung in der Gesamtwertung ausbauen und liegt nun vier Rennen vor Schluss 58 Punkte vorne.

Bálint Kovács erwies sich besonders am verregneten Freitag als wasserfest. Unbekümmert drehte er eine schnelle Runde nach der anderen und rangierte beständig an der Spitze mit. Nach dem direkten Sprung in die Superpole 2, nur die schnellsten 12 sind dazu berechtigt, eroberte er für die Rennen die zehnte Startposition. «Aufgrund der Erfahrungen aus dem letzten und diesem Jahr haben wir die optimale Abstimmung gefunden, was sich als gut erwiesen hat», bestätigte er. «Mein Start ist noch nicht optimal, daran muss ich noch arbeiten. Wir haben uns bei der Abstimmung in die richtige Richtung bewegt, aber ich habe auf der schnellen Runde einen Fehler gemacht, und in einer so engen Meisterschaft ist das nicht gut genug. Ich bin zuversichtlich, dass ich eine gute Renn-Pace habe.»

Der Start war dann eher einer aus der mittleren Kategorie, doch Kovács machte sich so gleich dran, diese Scharte wieder auszumerzen. Doch dann kamen im in der Schikane vor Start und Ziel zwei fremde Motorräder in die Quere. Thomas Gradinger hatte Luca Grünwald abgeräumt und Kovács konnte direkt dahinter nicht mehr ausweichen und ging ebenfalls zu Boden. Doch der Ungar hielt sich damit nicht auf, sprang wieder auf seine leicht ramponierte BMW und hetzte dem Feld hinterher. Platz 20 im Ziel war für den Sportler allerdings kein wirklicher Trost.

Im zweiten Rennen ging es in der IDM Superbike dann einiges gesitteter zu. Kovács zeigte eine fast fehlerfreie Leistung und hielt die Angreifer gekonnt auf Distanz. «Ein Wahnsinns-Rennen», jubelte er im Ziel verdientermaßen. «Ich bin wirklich glücklich, dass ich so nah am Podium dran war. Und der sechste Platz ist wirklich mega nach dem unglücklichen Sturz in Rennen 1. Ich habe mich von Anfang an wieder stark gefühlt mit meiner Renn-Pace. Woran ich aber wirklich arbeiten muss, ist mein Qualifying. Das ist ganz klar. Einfach um eine bessere Startposition zu haben und mehr Chancen auf einen Podestplatz.»

Philipp Steinmayr war von Oberösterreich in den hohen Norden gereist und schlug sich auf der GP-Piste wacker. Im Regen, wie im Trockenen. Noch nicht ganz sein Ding ist das neue Trainingsformat. Erneut schaffte er den direkten Sprung in die Superpole 2, wo nur die besten 12 direkt Einzug halten dürfen und noch die drei Schnellsten aus der Superpole 1 nachrücken. In der letzten Trainingssitzung konnte er seine Zeit sogar noch verbessern, musste sich aber dennoch mit Startplatz 14 begnügen. «Da tu mich schwer», offenbarte er, «mir auf Kommando eine schnelle Rundenzeit rauszuquetschen. Von Platz 14 aus ist es im Rennen dann schwer.»

Doch mit zwei Top-Ten-Plätzen, Rang 8 in Lauf 1 und der Zehnte im zweiten Rennen, lieferte Steinmayr wie gewohnt gut ab. «Beide Starts waren solide», erklärte er nach getaner Arbeit. «Wir hatten noch etwas am Motorrad umgebaut, damit ich mehr Grip am Hinterrad hatte. Im ersten Rennen hatte ich es mit Thomas Gradinger zu tun, der auf der letzten Rille unterwegs war. Bei mir fährt aber immer noch der Verstand mit. Sonst ärgere ich mich oft über ich, dass ich immer noch die halbe Länge Platz lasse, dieses Mal hat es sich ausgezahlt, als sich Gradinger und zwei weitere Piloten vor mir langgelegt haben und ich gut durchkam. Im zweiten Lauf habe ich gleich in Kurve 4 selbst einen Patzer fabriziert. Meine eigene Schuld. Dann war ich hinter Rob Hartog und etwas zu ungeduldig, wodurch ich in der Schikane weit gegangen bin und dann irgendwo auf Platz 15 gelandet bin.»

Anschließend fand Steinmayr aber wieder zu seinem gewohnten Rhythmus zurück und lieferte Zeite wie im Qualifying. Mit Schwung ging es in der Schlussphase noch an Teamkollege Jan Mohr vorbei auf Platz 10. «Es war nicht das beste Wochenende von mir», so Steinmayrs Fazit, aber nach dem Patzer von mir war Platz 10 noch top. Das Motorrad ging super.»

Jan Mohr war mit der kompletten Familie von Österreich nach Assen gereist und hatte auch Bruder Ken im Gepäck, der im R7-Cup eine Talentprobe abgab und gemeinsam feierte man dessen ersten Podestplatz. In der IDM Superbike lag dann die volle Konzentration auf der Abstimmung seiner BMW. Auf den teils verregneten Freitag folgte der direkte Sprung unter die Top-Piloten und die Superpole 12. Da ging es wieder eng her und auch Mohr konnte noch ein paar Zehntel an seiner Rundenzeit runterfeilen. Für die Rennen eroberte dann Startplatz 12.

Nach den Plätzen 10 und 11 in den beiden Rennen musste Mohr zugeben, dass es ein sehr schwieriges Wochenende für ihn war. «Von Anfang an lief es nicht so gut, wie ich es mir erhofft hatte, und ich hatte einfach zu kämpfen. Ich war nicht da, wo ich im Training sein wollte und was ich von mir selbst erwartet habe. Warum ist es nicht besserlief? Ich habe ehrlich gesagt keine Erklärung dafür. Es hat nicht viel gefehlt. Im zweiten Rennen lag ich im Ziel nur neun Sekunden hinter dem dritten Platz. Das ist nicht die Welt, aber das sind Ergebnisse, mit denen ich nicht zufrieden bin. Es kann besser sein und es muss besser sein.»

«In Assen hatten wir kein Ideen mehr für Verbesserungen», sagt Mohr, «aber wir haben bereits am Nürburgring getestet und ich hoffe, dass wir dort etwas finden, das es mir ermöglicht, unter die ersten Fünf zu kommen. Mein Bruder hat es geschafft, das Blatt für unsere Familie zu wenden. Er hat sich in der letzten Schikane durchgesetzt, das war mega. Ich habe mich sehr für ihn gefreut und wir werden am Nürburgring wieder Vollgas geben.»

Max Schmidt leistete seinen Teamkollegen in der Box Gesellschaft und gab gekonnt sein Debüt am Mikrofon des IDM Live-Streams, wo er mit geballter Kompetenz das Rennen der IDM Supersport kommentierte. 

Viel Zeit für eine Pause bleibt nicht. In zehn Tagen geht es an den Nürburgring, wo IDM-Lauf Nummer 6 ansteht.