Dienstag, 25. Juni 2024

IDM Most: Mikhalchik verlängert Podest-Abonnement

Ilya Mikhalchik kann zufrieden sein Platz 1 und 2 in Most
Foto: Jens Hawrda

Bei der dritten Runde der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft hatte der Chef des Teams Champion-alpha-Van Zon-BMW Werner Daemen sicherlich die weiteste Anreise. Der Belgier, der für Hersteller BMW auch die Geschicke des Langstrecken-WM-Teams leitet, kam direkt von Testfahrten im japanischen Suzuka zum IDM Superbike-Wochenende im tschechischen Most. Erwartet wurde er von seinem Fahrer-Quartett Ilya Mikhalchik (Ukraine), Philipp Steinmayr (Österreich), Bálint Kovács (Ungarn) und Max Schmidt (Deutschland). Jan Mohr (Österreich) war verletzungsbedingt nur als Maskottchen dabei, sein Einsatz auf der Strecke muss noch warten.


Ilya Mikhalchik kam mit breiter Brust nach Tschechien. Der BMW-Pilot hat mit Sachsenring und Oschersleben, dort sogar mit einem Doppelsieg, die beiden Rennstrecken im IDM-Kalender hinter sich gebracht, die auf seiner persönlichen Hit-Liste eher weiter hinten rangieren. In Most fühlte sich der Ukrainer, der mit gerade mal zwei Punkten Rückstand auf den aktuellen Tabellen-Ersten Florian Alt ins Wochenende startete, gleich pudelwohl und sicherte sich die Pole-Position für die beiden Rennen am Sonntag. Die Zeit von 1.32,086 min hätte im Vorjahr auch für einen guten Startplatz in der Superbike-Weltmeisterschaft gereicht. «Die Rundenzeiten sind schon gut», musste auch Mikhalchik zugeben. «Wenn man bedenkt, dass wir mit Stock-Motorrädern fahren. Alle IDM-Piloten sind schneller geworden. Das beweist das hohe Niveau der IDM.»

Beim allgemeinen Reifenpoker vor dem ersten Rennen, mal zeigte sich die Sommersonne, mal wieder nicht, entschied sich Mikhalchik für die nicht ganz so weiche Pirelli-Variante, um auch am Ende noch agieren zu können. Einige Zweikämpfe musste der BMW-Pilot hinter sich bringen, bevor er mit seinem letzten Überholmanöver in der vorletzten Ecke der letzten Runde ein für alle Mal die Führung übernahm. «Für mich war es ein eher ruhiges Rennen», erklärte er anschließend, «für die anderen eher nicht so. Wir hatten ein paar gute Fights. Es sind viele Jungs da vorne schnell, aber wir kennen uns ja schon lange. Ich hatte bis zum Schluss alles unter Kontrolle.» So ganz nebenbei übernahm der BMW-Pilot auch noch die Führung in der Gesamtwertung.

Die musste er nach dem zweiten Platz im zweiten Rennen aber wieder hergeben, nur um mit erneut zwei Punkten Rückstand auf Florian Alt wieder abzureisen. Nach einem guten Start musste sich Mikhalchik in der ersten Schikane als Vierter einreihen und fuhr von dort in kürzester Zeit die Lücke zur Spitze wieder zu. Dort bot er dann zusammen mit Alt Rennsport auf höchstem Niveau. Kaum eine Kurve, wo es nicht zum direkten Schlagab-tausch der beiden Kontrahenten kam. Millimeter-Arbeit war gefragt. Den Sieg verpasste Mikhalchik dann um wenigen hundertstel Sekunden. «Wir hatten überall tolle Kämpfe», versichert er, «nicht nur mit Florian Alt. Es war dieses Mal kein ruhiges Rennen für mich. Ich bin dennoch zufrieden, denn ich den Ecken habe ich gewonnen und lediglich auf den Geraden ein wenig verloren. Eines ist klar, ich werde stärker zurückkommen.»

Philipp Steinmayr war nach seinem Einsatz in der Langstrecken-Weltmeisterschaft noch zu einem kurzen Test ans Schleizer Dreieck gereist, wo Ende Juli ein weiterer IDM-Lauf stattfindet. «Auch wenn es nur ein paar Runden waren», berichtet der Österreicher von seinem Ausflug nach Thüringen, «hat es geholfen, mich wieder auf die BMW und die Pirelli-Reifen einzustimmen und ein gutes Gefühl mit nach Most zu nehmen.» Leider hielt das gute Gefühl nicht allzu lange an. Steinmayr musste im Freien Training einen Sturz verkraften und verpasste eine wichtige Session, schaffte aber dann über den Umweg der Superpole 1 den Sprung in die Superpole 2. Dort wurde es für den Österreicher der 15. Startplatz, was ein ordentliches Stück Arbeit für die beiden Rennen am Sonntag bedeutete.

Im ersten Rennen ging es für Steinmayr dann auch einen ordentlichen Schritt nach vorne. «Am Samstag haben wir noch viel an der Balance des Motorrads gearbeitet», verriet er, nachdem er als Achter durchs Ziel gerauscht war. «Am Start bin ich gut weggekommen und habe auch die erste Schikane gut erwischt. Das Feld war eng beisammen und das Niveau wirklich sehr hoch. Doch die meisten wissen, was zu tun ist. Mit dem Top Ten-Platz war ich dann sehr zufrieden.» Den peilte Steinmayr dann auch in Lauf 2 an und es schaute anfangs auch ganz danach aus. Doch es kam anders. «Ich kam etwa als Neunter raus. Dann überholte mich mein Teamkollege Bálint Kovács und als er dann Mercado angriff, sah ich es schon kommen. Er hatte da eine Lücke gesehen, die es nicht wirklich gab. Als er stürzte, wollte ich innen durchschlüpfen, aber er landete genau vor mir. Mir blieb, damit ich ihn nicht überfahre, nur der Weg durch den Kies. Von hinten habe ich mich dann irgendwie wieder vorgekämpft.» Enttäuscht war er nach Platz 13 dennoch. Der Start war wieder top und auch sein Speed stimmte, dass die Top Ten absolut machbar gewesen wären.

Bálint Kovács hatte beim letzten IDM-Wochenende in Oschersleben mit zwei dritten Plätzen für Furore gesorgt und konnte den Erfolg auch in seiner ungarischen Heimat genießen, wo Kovács unermüdlich für sich und seinen Sport die Werbetrommel rührt und ihm das Doppel-Podium sogar ein TV-Interview bescherte. «Mit meinem Trainings-Bike konnte ich noch ein paar Runden in Most drehen», verriet er noch, «daher fühlte ich mich gut vorbereitet auf das IDM-Wochenende. Ich mag die Strecke, obwohl die IDM-Rennen im Vorjahr für mich schwierig waren. Doch ich habe sonst gute Erinnerungen, das Most-Rennen im Suzuki-Cup konnte ich damals gewinnen.» Mit Startplatz 12 war Kovács nach der Superpole am Samstag nicht ganz so happy.

So richtig aufregend wurde es für Kovács im ersten Rennen. Nach der Hälfte der Distanz löste der Airbag seiner Lederkombi unplanmäßig aus. «Ich konnte zwei Runden lang kaum atmen», beschreibt der BMW-Pilot seinen beschwerlichen Rennverlauf. «Ich rutschte bis auf Platz 15 zurück, konnte mich aber in den letzten fünf, sechs Runden wieder an die Spitze herankämpfen.» Am Ende holte Kovács den siebten Platz, mit nur kleinem Rückstand bis zu Platz 5. «Für das zweite Rennen am Nachmittag erwarte ich ein gutes Ergebnis, denn insgesamt bin ich in guter Form», versprach er anschließend.

Im zweiten Rennen wollte Kovács dann zu viel. Nach einem guten Start hatte er sich in der ersten Runde schon bis auf den zehnten Platz nach vorne gearbeitet. «Als ich versuchte, noch einen Konkurrenten zu überholen, bin ich gestürzt», so der enttäuschte BWM-Pilot. Fast 30 Sekunden kostete ihn dieser Ausflug ins Kiesbett und als absolut Letzter nahm er das Rennen mit einem nicht mehr ganz so intakten Motorrad wieder auf. Am Ende reichte es noch für Rang 18. «Was mich wirklich ärgert», gab er anschließend zu, «ist, dass ich die Pace gehabt hätte, um viel besser zu sein.»

Max Schmidt hatte mit seinen Kollegen Pepijn Bijsterbosch und Jan Bühn bei einem Fünf-Stunden-Rennen im belgischen Zolder unter den wachsamen Augen seines Teamchefs Werner Daemen einen Sieg eingefahren und war mit entsprechend guter Laune in Most angekommen. «Ich habe erst mal ganz tief in den Daten gegraben», meinte er nach den Freien Trainings, «wir arbeiten noch an der perfekten Abstimmung. Ich bin froh, so eine gute Mannschaft um mich zu haben.» Dem BMW-Piloten gelang auf Anhieb der Sprung in die Superpole 2, in der auf dem 14. Platz landete.

In den beiden Rennen holte Schmidt die Plätze 11 und 15. Gerne hätte es noch etwas mehr sein dürfen. «Irgendwie lief es seit Samstag nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte», schildert er. «Ich bin wie vor eine Wand gefahren, es ging einfach nicht schneller. Im ersten Rennen war ich anfangs ein wenig eingeklemmt, aber dann lief es ganz okay. Zusammen mit Bálint Kovács bin ich dann der schnellen Gruppe hinterher. Vor der Schikane bin ich dann beim Schalten zwischen die Gänge geraten und ausgerechnet da versuchte Bálint, mich dann zu überholen, so dass mir nur der Notausgang blieb. Im zweiten Rennen habe ich mich dann für den Nuller-Reifen entschieden und der ist mir dann gegen Ende eingegangen. Ich kam immer quer aus den Kurven raus. Auf der Bremse ging es noch ganz gut, aber beim Bremsen habe ich mich schwergetan.»

Für die IDM-Mannschaft vom Team Champion-alpha-Van Zon-BMW bleibe nun vier Wochen Zeit, um die Daten und Ergebnisse des Most-Wochenendes aufzuwerten und sich auf IDM-Lauf Nummer 4 vom 26. – 28.Juli 2024 auf dem Schleizer Dreieck vorzubereiten.