Volle Punkteausbeute Für Ilya Mikhalchik in Oscherleben
Foto: Jens Hawrda
Das Team Champion-Alpha-Van Zon-BMW war am vergangenen Wochenende wieder auf Tour. In der Motorsport Arena Oschersleben traf man sich mit der Superbike-Konkurrenz der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM zur zweiten Runde der Saison 2024. Die Erfolgsmannschaft um Teamchef Werner Daemen trat mit dem dreifachen Champion Ilya Mikhalchik aus der Ukraine, dem Österreicher Philipp Steinmayr, dem Deutschen Max Schmidt und dem Ungarn Bálint Kovács an. Jan Mohr war dieses Mal nur als Maskottchen dabei. Der Österreicher hatte sich bei Testfahrten im Vorfeld eine Verletzung am Schulterblatt zugezogen und musste in Oschersleben bei der Punktejagd aussetzen.
Ilya Mikhalchik hatte sich schon gut eine Woche vor dem IDM-Event bei einem Test auf der Strecke von Oschersleben warmgefahren und konnte entsprechend gut vorbereitet in das IDM-Wochenende starten. Am Freitag konnte er in den Freien Trainings und dem Pre-Practice für die Superpole mit den schnellsten Zeiten im 28 Mann starken Feld auftrumpfen. Am Samstag wurden auch das dritten Freie Training und die Superpole eine Beute des ukrainischen Titeljägers. «Ich bin happy», versicherte Mikhalchik, nachdem er den Vorjahres-Rekord pulverisiert hatte und sich mit 1.24,307 min die Pole-Position gesicherte hatte. «In dieser Runde habe ich im letzten Sektor sogar noch einen Fehler gemacht. Endlich fühle ich mich besser, ich war die ganze letzte Woche krank.» Sein Verhältnis zur Rennstrecke hat Mikhalchik, der im Vorjahr mit zwei Stürzen in zwei Rennen wohl seinen persönlichen IDM-Tiefpunkt erlebte, inzwischen geklärt. «Ich bin klar im Kopf», versicherte der Polesetter. «Ich mag die Strecke und die Strecke mag mich. Im Vorjahr habe ich viel gelernt und nutze diese Erfahrungen für die Zukunft.»
Im Rennen 1 fuhr der BMW-Pilot weiter auf der Erfolgswelle. Guter Start, Führung und am Ende ein Start-Ziel-Sieg mit sechs Sekunden Vorsprung vor einem seiner schärfsten Rivalen beim Kampf um die Meisterkrone, Florian Alt. Und das alles bei leichtem Nieselregen. «Das Rennen war nicht leicht und nicht schwer», so das Urteil des Siegers. «Irgendwas zwischendrin. Am Anfang schwankte ich zwischen Pushen und Warten. Ich habe mich dann ganz auf mich konzentriert. Der Reifen ging am Ende ein wenig ein, aber mein Vorsprung hat gepasst. Danke an mein Team, die mich mit ihren guten Vibes wieder nach vorne gebracht haben.» Weil es so schön war, schnappte sich Mikhalchik auch im zweiten Rennen den dicksten Pokal. Doch dieses Mal hatte er es ein wenig spannender gestaltet als noch am Vormittag. Lange war er in der Vier-Mann starken Spitzengruppe unterwegs, bevor er den ersten Platz übernahm und bis zur schwarz-weiß karierten Flagge uneinholbar vorne lag. «Toll», beschreibt der Ukrainer sein Gefühl, nachdem er von seiner aus Kiew angereisten Mutter und seiner Frau im Ziel in Empfang genommen worden war. «Oschersleben ist nicht meine Lieblingsstrecke, aber ich habe versucht, sie zu mögen. Klar hatten wir auf das Ergebnis gehofft. Und es war perfekt. Pole-Position, Rundenrekord und der Doppelsieg.» Damit ist Mikhalchik auch wieder erfolgreich zurück im Kampf um die Meisterschaft.
Bálint Kovács hatte beim gemeinsamen Test mit seinen Kollegen im Vorfeld des IDM-Wochenendes schon ordentlich rangeklotzt und strahlte am Freitagabend übers ganze Gesicht. «Ein Super-Tag», freute er sich. «Ich war die ganze Zeit vorne mit dabei, mit der drittbesten Zeit im Superpole Pre-Practice, und ich habe mich direkt für die Superpole 2 qualifiziert. Ich hatte ehrlich gesagt noch nie so einen guten Freitag in der IDM. Es hat einen großen Unterschied gemacht, die Strecke und das Motorrad vorher zu testen.» Am Samstag schlug sich der Ungar ebenfalls wacker und durfte sich nach der Superpole über den vierten Startplatz freuen.
Diesen Platz in der zweiten Reihe nutze Kovács im ersten Rennen dann perfekt. Auch wenn sein Teamkollege Ilya Mikhalchik und Florian Alt an der Spitze ihr eigenes Ding machten, setzte sich Kovács in der Verfolgergruppe gekonnt durch, obwohl es anfangs zu kleineren und größeren Rangeleien mit der Konkurrenz kam. Am Ende fackelte der BMW-Pilot nicht lange und ließ den Rest der Verfolgergruppe hinter sich, fuhr das Rennen fehlerlos zu Ende und jubelte im Ziel mit Rang 3 über sein erstes IDM-Podium. «Der Wahnsinn», so seine Zusammenfassung. «Ich kriege das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Durch den Test bin ich gut ins Wochenende gestartet. Von Platz 4 ins Rennen zu gehen, macht die Sache natürlich leichter. Am Ende war das Reifen-Management der Schlüssel, das habe ich gut hinbekommen.» Und der Ungar hatte Geschmack an der Podiumsfeier gefunden. «Nach Platz 3 im ersten Rennen bin ich jetzt ruhiger», meinte er noch in der Startaufstellung für Rennen 2. «Alles, was jetzt noch kommt ist ein Geschenk.» Das Geschenk in Form eines weiteren Pokals macht sich der BMW-Pilot dann selbst. Er reihte sich nach dem Start in die Spitzengruppe ein, behauptete sich gekonnt gegen die Angreifer und landete im Ziel erneut auf Rang 3. «Einfach verrückt», so der feierfreudige Ungar. «Von Anfang an der Spitze mitfahren und mit Ilya und Florian Alt fighten ist schon nochmal was anderes. Der gute Startplatz hat es dieses Wochenende ausgemacht. Ich bin happy.»
Philipp Steinmayr hatte sich wie auch seine Teamkollegen beim zweitägige Oschersleben-Test intensiv auf das IDM-Wochenende vorbereiten können. «Es war echt gut, mal zum Fahren zu kommen», urteilt der Österreicher. «Vor allem in Anbetracht der durchwachsenen Wettervorhersage für das IDM-Wochenende muss man immer damit rechnen, dass die eine oder andere Session verloren geht. Die gröberen Baustellen sind bei mir selbst. Fahrerisch gibt es hier und da noch was zu holen und an dem werde ich arbeiten.»
Zuversichtlich war der Österreicher in das IDM-Wochenende gestartet und wider den Vorhersagen spielte sogar das Wetter mit. Der Freitag ging gut los uns auch der Samstag verlief für Steinmayr halbwegs zufriedenstellend. «Endlich hatten wir mal einen Schritt nach vorne gemacht», berichtet Steinmayr. «Im Zeittraining wollte ich mit den gebrauchten Reifen nicht zu viel riskieren.» Als er dann mit den neuen Reifen ausrückte, verlief das Training nicht ganz fehlerfrei und wurde mit einer roten Flagge früher beendet als geplant. Für Steinmayr blieb Startplatz 15. Mit den Plätzen 14 und 17 in den Rennen war er dann auch nicht happy. «Am Sonntagmorgen spielte das Wetter nicht ganz mit», beschreibt er, «und mir war klar, dass es von dem Startplatz aus schwierig werden würde. Der erste Start war noch gut, aber ich hatte sehr zu kämpfen, da ich Null Grip hatte, von Anfang an. Ich konnte meine Linie nicht fahren und kam nirgends vorbei. So blieb ich dahinten hängen.» Mehr Grip kam durch die Änderungen fürs zweite Rennen, doch dadurch entstanden neue Probleme. Abhaken und nach vorne schauen, das ist nach dem durchwachsenen Wochenende die beste Lösung für den BMW-Piloten.
Max Schmidt hatte sich nach dem Oschersleben-Test in der Vorwoche der IDM-Runde noch ein paar kleinere Arbeiten vorgenommen. «Das Motorrad steht ganz gut da», versicherte er vor den ersten Kilometern im IDM-Training, «am Grip gibt’s noch ein bisschen was zu tun.» Über den kleinen Umweg über die Superpole 2 schaffte der Student gekonnt den Sprung in die Superpole 1, wo es am Samstag um die besten Startplätze ging. Der BMW-Pilot konnte im Abschlusstraining nochmals nachlegen und eroberte sich die elfte Startposition für die beiden Rennen am Sonntag.
Beim ersten Rennen am Vormittag machte den Fahrer noch leichter Nieselregen das Leben schwer. Der war zwar zum Nachmittag verschwunden, aber dafür blies der Wind um so kräftiger. Wirklich ergiebig wurde Schmidts Punkteausbeute in Oschersleben nicht. Im ersten Rennen biss er sich noch tapfer durch und ergatterte für Platz 13 drei Meisterschaftspunkte. Dicker kam es in Lauf 2. Da kam Schmidt nämlich gar nicht erst im Ziel an. Er war gestürzt und damit das Rennen für ihn vorzeitig beendet. «Es ist suboptimal gelaufen», so der Bericht eines nicht ganz leichten Oschersleben-Wochenendes. «Prinzipiell war es nicht so schlecht. Aber meine Starts waren leider nicht so gut. Dann hing ich in hinten in einer Gruppe fest. Im ersten Rennen konnte ich mich nach vorne kämpfen, die Lücke weiter nach vorne entsprechend groß. Eigentlich wäre deutlich mehr möglich gewesen. Im zweiten Rennen war der Start etwas besser, aber auch nicht das Gelbe vom Ei. Dann hing ich hinter zwei Yamaha fest. Meine Pace war besser, ich kam gut hinterher, aber eben nicht vorbei. Dann setzt ich mich direkt hinter Thomas Gradinger, um vor der nächsten Kurve anzugreifen. Doch da verzögerte er beim Anbremsen länger als von mir erwartet. Ich habe sein Heck touchiert und bin oben drüber geflogen.» Unterkriegen lässt sich Schmidt nicht. «Weitermachen», seine Devise.
Weitermachen ist auch die Devise des Teamchefs und einem Teil seiner Mannschaft, für die es von Oschersleben direkt weitergeht zum Langstrecken-WM-Lauf in Belgien. Die IDM ist vom 21. – 23.Juni wieder dran, dann mit Wochenende Nummer 3 im tschechischen Most.