Sonntag, 13. August 2023

IDM Red Bull Ring: Abenteuerliche Österreich-Tour für Team BCC-alpha-Van Zon-BMW

Beim Rennwochenende am Red Bull Ring lief es im Team BCC-alpha-Van Zon-BMW ein wenig anders als an den anderen Renn-Wochenenden im Rahmen der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM. Denn bei der Veranstaltung am Red Bull Ring in Österreich fehlten Teamchef Werner Daemen und Superbike-Pilot Ilya Mikhalchik. Statt in der IDM ging es im Auftrag von BMW Motorsport Motorrad nach Suzuka in Japan, um bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft um Punkte zu kämpfen. Am Start in der IDM Superbike waren der Österreicher Philipp Steinmayr, der Pole Kamil Krzemien, der Ungar Bálint Kovács, der Deutsche Max Schmidt und mit einer Wildcard der Österreicher Jan Mohr.


Philipp Steinmayr hatte sich auf sein Heimrennen in der Steiermark so gut wie auf kein anderes Rennen in dieser Saison vorbereiten können. Nach dem IDM-Lauf auf dem Schleizer Dreieck hatte er seine BMW eingepackt und konnte eine Woche vor dem IDM-Lauf auf dem Red Bull Ring noch ein paar Testkilometer abspulen. Ein Einsatz, der sich lohnen sollte. Auch wenn die Abstimmungsarbeiten der Vorwoche erst einmal nicht weiterhalfen. Denn es regnete im Süden Österreichs. Und das sowohl bei den Freien Trainings am Freitag, bei dem Qualifyings am Samstag und auch beim ersten Rennen am Sonntag. «Aber ich konnte im zweiten Zeittraining bei strömendem Regen meine beste Zeit fahren», freute sich Steinmayr, der sich damit den vierten Platz gesichert hatte. 

Der Rennsonntag bot dann neue Herausforderungen für Fahrer und Team, denn im ersten Rennen mussten die Piloten bei abtrocknender Strecke auf Regenreifen los und beim zweiten Lauf schien die Sonne und erstmals fuhr man im Trockenen. Doch Steinmayr ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. In beiden Rennen legte er sich gekonnt mit den WorldSBK-Gästen Garrett Gerloff und Loris Baz an. Auch wenn diese wie erwartet die Plätze 1 und 2 belegten, kassierte Steinmayr jeweils den dritten Rang ein und erhielt dafür als bester IDM-Pilot die maximalen 50 Siegerpunkte. Für Steinmayr waren es die ersten Podest-Plätze überhaupt in der IDM Superbike. 

Bei den Interviews und der Siegerehrung schien es, als hätte Steinmayr noch nie was anderes getan. «Das mit den Emotionen habe ich schon in der Auslaufrunde erledigt und im Parc Fermé bei meinem Team», verrät er. «Die Jungs haben einfach super gearbeitet und ich habe mich schon im Regen sehr wohlgefühlt. Dass die WM-Jungs am Ende vor mir waren, geht in Ordnung. Gerloff hat mich in Lauf 2 echt beeindruckt. Im zweiten Lauf hätte ich noch ein wenig schneller gekonnt, um Baz hinterherzusetzen. Aber ich musste ab und an meine Bremse nachstellen, dafür war es dann noch ein lustiger Kampf mit Toni Finsterbusch.» 


Max Schmidt hatte in der Woche vor dem Rennwochenende in Österreich wohl mehr als einmal den Regentanz geprobt. Denn der 20-Jährige ist trotz seiner noch jungen Karriere bekannt dafür, für Regenverhältnisse ein besonderes Händchen zu haben. Das besondere Salz in der Suppe war für Schmidt in den verregneten Trainings dann auch der Besuch der BWM-Kollegen Loris Baz und Garrett Gerloff, die normalerweise in der Superbike-Weltmeisterschaft unterwegs sind und am Red Bull Ring einen Gaststart absolvierten.

Schmidt konnte im zweiten Qualifying bei strömendem Regen sein gesamtes Können geschickt einsetzen, Baz hinter sich lassen und nach WorldSBK-Pilot Gerloff den zweiten Startplatz belegen. «Da könnte ich mich dran gewöhnen», meinte Schmidt nach seinem bisher besten Startplatz seiner IDM-Karriere. «Nicht schlecht, wenn man keinen mehr vor sich hat. Ich habe einfach ein gutes Gefühl im Regen.» Doch der Regen legte nach drei Tagen am Rennsonntag erst mal eine Pause ein und Schmidt musste wie seine Kollegen im ersten Lauf auf abtrocknender Strecke mit Regenreifen los. «Ich war nach dem Start gut dabei» erzählt Schmidt. Doch dann kam die rote Flagge, Abbruch und Neustart. «Auch da war mein Start gut, aber die Strecke schon um einiges trockener, da fehlte mir natürlich jegliche Erfahrung. Ich wollte mich rantasten an dieses Halb und Halb, habe meinem Vorderrad auf der Bremse aber dann wohl zu viel zugetraut.» Schmidt ratterte durchs Kiesbett und reihte sich am Ende des Feldes wieder ein. Bei der Aufholjagd und beim Versuch Jan Mohr zu überholen, bremste Schmidt in Kurve 3 zu optimistisch und stürzte.

«Der zweite Lauf war dann nicht so überragend», meinte er nach Platz 11. «Ich wurde nach dem Start etwas zurückgedrängt. Dann löste sich der Behälter für die Bremsflüssigkeit und ich habe auf den Geraden versucht, dass irgendwie wieder zu justieren. Angreifen konnte ich dann auf der Bremse nicht. Der Frust nach dem Wochenende ist eher mäßig. Mit dem Quali-Ergebnis hatte ich ja schon alle Erwartungen übertroffen. Der Sonntag war dann eben ärgerlich, aber ich weiß, dass ich es kann. Es ist halt am Ende alles bisschen blöd gelaufen.»


Kamil Krzemien fand wie sein Kollege Max Schmidt ebenfalls Gefallen an den schwierigen Bedingungen auf der regennassen Strecke. Am Freitag, im strömenden Regen, tat sich der Pole besonders hervor und tauchte ganz vorne auf der Zeitenliste auf. Da der Regen auch am Samstag ganze Arbeit leistete, nutzte der Pole die Chance und holte mit der siebtschnellsten Zeit seine bisher beste Startposition. 

Als sich beim ersten Rennen am Sonntag das Wetter besserte, ließ sich der BMW-Pilot auch nicht von den gemischten Verhältnissen abschrecken und eroberte mit Platz 5, nach Abzug der nicht punktberechtigten WM-Gäste Rang 3 in der IDM-Wertung, auf abtrocknender Strecke sein bisher bestes Ergebnis der Saison 2023.  Mit Platz 8 im zweiten Lauf, und IDM-Punkte für Rang 6, rundete Krzemien sein erfolgreiches Wochenende ab. «Im Regen fühl ich mich immer gut», erklärte er. «Am Freitag lief es super und wir fanden auf Anhieb ein gutes Set-up. Am Samstag lief es nicht ganz so gut, aber ich war trotzdem happy.»

«Der Sonntag war ziemlich schwierig», meinte er in Anbetracht der geänderten Streckenverhältnisse. «Ich wusste, dass es bei der abtrocknenden Strecke in Lauf 1 schwer sein würde, mit den Top-Jungs mitzuhalten. Ich habe auch meinen Hinterreifen zu stark rangenommen und bekam dann Probleme bei der Beschleunigung. Lauf 2 war dann schon seltsam, denn es waren ja die ersten Runden überhaupt im Trockenen. Da musste ich mich erst mal rantasten, um schnelle Zeiten fahren zu können. Doch am Ende haben wir alle einen guten Job gemacht. Ich hatte ein paar gute Kämpfe und es hat Spaß gemacht.»


Bálint Kovács war mit dem Superbike neu auf dem Red Bull Ring, sein letzter Ausflug mit dem Junior Cup war sieben Jahre her, und der Ungar musste sich der Herausforderung mit Dauerregen, einer abtrocknenden Strecke in Lauf 1 und den ersten Metern im Trockenen bei Lauf 2 stellen. «Es war ein lustiges Wochenende», fasste er seinen Österreich-Ausflug zusammen. «Vor allem im zweiten Rennen, denn ich glaube, so einen Sonntag hatte vorher noch keiner von uns erlebt. Am Freitag hatte ich viel zu tun, da ich mit dem Superbike dort noch nie gefahren war. Aber ich denke, im Regen war es ein wenig leichter für mich.»

Von Startplatz 10 ging es für den BWM-Piloten dann auch los ins erste Rennen, das auf abtrocknender Strecke ausgetragen wurde und für Kovács mit dem siebten Platz endete. «Nach dem Quali wäre ich schon gerne näher an der Spitze gewesen», gibt er zu. «Aber die Jungs waren echt schnell und in den Top-Ten ging es eng her. Man sieht auch, dadurch, dass die zwei Jungs aus der Superbike-WM mitgefahren sind, wie stark die Meisterschaft ist.»

Die beiden Rennen beendete Kovács jeweils auf Platz 7. «Im ersten Rennen hatte ich bei der Hälfte der Distanz die Pace für einen Podestplatz», berichtet er, «aber als der Grip am Hinterrad nachließ, habe ich noch ein paar Plätze verloren.» Das zweite Rennen war auch für den Ungar die erste Session bei trockenen Bedingungen. «Es war wirklich eine Herausforderung, da ein gutes Set-up zu haben. Auch einen Rhythmus zu finden und erst einmal die richtigen Bremspunkte. Doch am Ende muss ich sagen, dass ich zum Schluss das beste Gefühl des gesamten Wochenendes für mein Motorrad hatte. Die Pace war gut und die Platzierungen gehen okay.»


Jan Mohr war als Wildcard-Pilot für das Team BCC-alpha-Van Zon-BMW dabei. Nach einer Verletzungspause von über einem Jahr war der Österreicher bei seinem Heimrennen erstmals wieder im Einsatz und präsentierte sich auskuriert und wieder top fit. Im verregneten Zeittraining konnte sich Mohr auch gleich den elften Startplatz erobern und sich bei den Rennen, eins auf halbnasser und ein auf trockener Strecke, mit den Plätzen 11 und 12 erfolgreich in der IDM Superbike zurückmelden.