Dienstag, 22. August 2023

IDM Assen: Ilya Mikhalchik mit Glanzleistung zurück im Titelrennen

Ilya Mikhalchik ist zurück im Meisterschaftskampf
Foto: Jens Hawrda

Sommerlich ging es am vergangenen Wochenende bei der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM zu. Das Team BCC-alpha-Van Zon-BMW unter der Leitung von Werner Daemen und Andy Gerlich hatten zusammen mit ihren Piloten Ilya Mikhalchik (Ukraine), Philipp Steinmayr (Österreich), Max Schmidt (Deutschland), Bálint Kovács (Ungarn), Kamil Krzemien (Polen) und als Wildcard-Pilot Pepijn Bijsterbosch (Niederlande) die Reise auf den TT Circuit von Assen in den Niederlanden angetreten. Dort fand das vorletzte der sieben IDM-Wochenenden 2023 statt.

Ilya Mikhalchik hatte auf dem letzten Rennen auf dem Red Bull Ring noch gefehlt. Stattdessen war der Ukrainer im Auftrag von BMW bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft im japanischen Suzuka unterwegs, wo er gemeinsam mit seinen Teamkollegen den sechsten Platz geholt hatte und damit das erfolgreichste Team aus Europa war. In Assen war Mikhalchik wieder auf vertrautem IDM-Terrain unterwegs und zeigte sowohl in den Freien Trainings am Freitag als auch im Qualifying, was Sache ist. Mit einem satten Vorsprung von acht Zehntel Sekunden sicherte er sich souverän die Pole-Position. «An die Meisterschaft denke ich dabei nicht mehr», meinte er nach seiner Bestzeit. «Dafür hatte ich am Anfang der Saison einfach zu viel Pech. Aber natürlich will ich jetzt noch zeigen, was ich kann. Ich war nah dran am Streckenrekord, doch leider gab es etwas weniger Grip als in den letzten Jahren.» Im Warm-up am Sonntagmorgen glänzte der BMW-Pilot erneut mit der Bestzeit.

Der Rennsonntag wurde dann zur One-Man-Show des Ukrainers. Ob von der Pole-Position in Lauf 1 oder nach dem Reverse Grid von Platz 9 im zweiten Rennen, am Ende hieß der Sieger Ilya Mikhalchik. «Es war nett», kommentierte der BMW-Pilot nach dem ersten Sieg. «Mit Toni Finsterbusch hatte ich gerechnet. Ich hatte ein wenig mit dem Grip zu tun und habe geschaut, dass ich meine Reifen schone. Das war genug, um zu gewinnen. Auf der letzten Rille war ich aber nicht unterwegs. Im zweiten Rennen musste man mit Köpfchen fahren. Wir hatten noch ein paar Änderungen am Bike vorgenommen, die nicht ganz so funktioniert haben, wie erwartet, aber ich habe stets versucht, das Tempo hochzuhalten.» Eventuell sollte Mikhalchik vor den nächsten und damit letzten Rennen der Saison doch noch eine kurzen Blick auf die Tabelle wagen. Denn mit seiner Glanzleistung in Assen hat er sich bis auf 36 Zähler den führenden Florian Alt herangearbeitet. Und 50 Punkte sind noch zu holen. 


Philipp Steinmayr hatte die für ihn weiteste Anreise des Jahres hinter sich gebracht und war von Österreich in die Niederlande gereist. Nach seinem erfolgreichen Auftritt auf dem heimischen Red Bull Ring, wo er die Maximalzahl von 50 Punkten kassiert hatte, war er auf dem TT Circuit wieder auf nicht so ganz vertrautem Gebiet unterwegs. Mit der BMW war es sein erster Ausflug auf der GP-Piste. «Mir fehlte hier in Assen ein wenig die Fahrzeit», schildert er nach Startplatz 11. «Im ersten freien Training hatte ich ein Problem mit dem Motor, dann wurde der getauscht und ich musste in im zweiten einfahren. Am Samstag war das zweite Quali dann nass.»

«Enttäuscht», lautete dann sein Sonntags-Fazit, nachdem er in beiden Rennen als Zehnter ins Ziel gekommen war. «Im ersten Rennen war der Start gut und ich war kurzzeitig sogar Siebter. Aber da hat man die wenige Fahrzeit dann schon gemerkt. Auch ins zweite Rennen bin ich gut gestartet, aber dann sind gleich vor mir Bálint Kovács und Florian Alt gestürzt. Ich musste ausweichen und das hat dann eine riesige Lücke aufgerissen. Ich habe mich dann wieder vorgearbeitet und dann ist mir in der Spitzkehre selber das Vorderrad eingeklappt und ich lag im Kies. Da sind bestimmt sechs oder sieben Leute wieder vorbeigekommen. Ich konnte dann weiterfahren und habe sogar noch Punkte geholt. Immerhin war ich nicht weit weg, aber alles in allem ist am Wochenende einfach zu viel schiefgelaufen»


Max Schmidt hatte im niederländischen Assen Heimspiel. Und für den Wuppertaler sollte es ein Wochenende mit Höhen und Tiefen werden. Ein Ausrutscher im Freien Training kostete den BMW-Pilot zwar wichtige Meter auf der Strecke, doch aus dem Konzept bringen ließ er sich nicht. Auch nach dem verregneten zweiten Qualifying behielt Schmidt die Nerven und plant sein Rennen vom 12. Startplatz aus.

In Lauf 1 gab es wie übliche einige Rangeleien nach dem Start, doch Schmidt hielt tapfer dagegen und eroberte sich seinen Platz wieder zurück. In kleinen, aber konstanten Schritten arbeitete er sich an Vladimir Leonov heran und schnappte in der letzten Runde dem Russen noch den elften Platz und fünf Meisterschaftspunkte weg. Lauf 2 ähnelte dem Vormittagsrennen und wieder machte Schmidt nach einer turbulenten Startphase ordentlich Meter nach vorne gut. Drei Konkurrenten schnappte er sich aus eigener Kraft, drei andere verabschiedeten sich per Sturz vom Renngeschehen. «Dann fand ich mich plötzlich auf Platz 8 wieder», berichtet Schmidt, der mit ordentlich Biss die Drei-Sekunden-Lücke nach vorne schließen wollte. «Ich kam an Leonov ran und wieder fand der Showdown in der letzten Runde statt.» Direkt am Hinterrad seines Gegners klappte dem ehrgeizigen Schmidt das Vorderrad ein und aus war der Traum von Platz 7.


Bálint Kovács hatte wie immer in diesem Jahr die Top-Ten im Visier und hatte sich mit seiner Zeit aus dem ersten Zeittraining den zehnten Startplatz gesichert. Am Nachmittag konnte er seine Pläne nicht mehr in die Tat umsetzen. In der Mittagspause war ein Regenschauer über Assen niedergegangen und auch wenn die Strecke zum zweiten Qualifikations-Training der IDM Superbike wieder teilweise abgetrocknet war, war an schnelle Runden nicht zu denken. Daher blieb es für den Ungar für das ersten Rennen am Sonntag bei Startplatz 10.

Im ersten Rennen schlug sich der Ungar wacker und holte sich mit Platz 7 nicht nur wieder ein Top-Ten-Ergebnis, sondern konnte daher nach dem Reverse Grid auch aus der zweiten Reihe ins zweite Rennen starten. Doch es wurde ein kurzes Vergnügen, denn nach wenigen Runden stürzte Kovács und konnte das Rennen auch nicht wieder aufnehmen. «Das hätte mein bisher bestes Wochenende werden können», urteilte er anschließend. «Meine Quali-Runde war nicht die beste, aber ich dachte, meine Renn-Pace ist gut genug, um mit den Top-Jungs mitzuhalten. Und so verlief auch Rennen 1. Ich war konkurrenzfähig und belegte Platz 7. Von Startplatz 4 aus hatte ich auf ein gutes Ergebnis gehofft, aber mein Rennen war früh zu Ende. Zum Glück geht es mir gut, und ich bin wirklich zufrieden mit meiner Pace.»


Kamil Krzemien hatte bei seinem Auftritt in Assen beim Training am Samstag wieder schlechte Karten beim Wettergott. «Das erste Qualifying lief nicht so gut», erklärte der BMW-Pilot. Im zweiten Qualifying wäre für den Polen sicher noch mehr drin gewesen, aber da war nach einem Regenschauer vor dem Trainingsbeginn nichts mehr für ihn zu holen. «Wegen ungünstiger Witterungsbedingungen konnte ich das Training dann nicht nutzen», erklärt er, «und für den Rennsonntag wurde es Starplatz 16.»

«Rennen 1 lief erst gar nicht so schlecht», beschreibt er seinen Sonntag. «Ich war im Kampf um Platz 12 dabei, aber in der zweiten Rennhälfte konnte ich dann nicht mehr so mithalten, ich hatte irgendwie kein richtiges Gefühl mehr für den Vorderreifen. Mit dem 15. Platz war ich dann natürlich nicht zufrieden.» In Lauf 2 legte sich Krzemien mächtig ins Zeug und düste gleich beim Start flott los. «Aber ich habe gleich gemerkt, dass sich die Bedingungen im Vergleich zu Rennen 1 doch ziemlich geändert hatten. Mir war klar, dass mir da leicht ein Fehler passieren konnte.» Bis auf den neunten Platz hatte sich der Pole vorgearbeitet. Dann klappte ihm das Vorderrad ein und er stürzte noch auf den letzten Metern. «Das kam für mich ohne Vorwarnung», meinte ein enttäuschter Krzemien, «somit endete mein Rennen in Dreck. Jetzt schaue ich auf Hockenheim, wo ich meine Saison mit einem positiven Ergebnis beenden will.»


Pepijn Bijsterbosch hatte beim letzten IDM-Wochenende auf dem Red Bull Ring noch gekonnt Teamchef Werner Daemen vertreten, der zur Langstrecken-WM nach Suzuka in Japan gereist war. Doch nachdem er zu Beginn der Saison die Seiten gewechselt hatte und sich, statt auf der Rennstrecke auszutoben, jetzt hinter den Kulissen aktiv ist, wollte Bijsterbosch in seiner niederländischen Heimat antreten. «Es war ein gutes Gefühl, wieder in der IDM zu fahren und ich habe es genossen», erklärte der Niederländer, nachdem er die Rennen auf den Plätzen 13 und 9 beendete hatte. «Es war schön, alle Gäste am Sonntag auf der Rennstrecke zu begrüßen. Mit der Leistung auf der Strecke bin ich zufrieden. Wenn ich mehr Rhythmus gehabt hätte, hätte ich natürlich ein besseres Ergebnis angestrebt. Es war schön, das Wochenende mit einer Top-Ten-Platzierung zu beenden.»

Nach dem aufregenden Wochenende mit Höhen, aber auch Tiefen hat das Team BCC-alpha-Van Zon-BMW jetzt vier Wochen Zeit, sich wieder zu sortieren und neu aufzustellen, um dann auf dem Hockenheimring vom 22. bis 24. September 2023 ein erfolgreiches Finale hinzulegen.