Freitag, 29. Oktober 2021

Luca Engstler: Der Meister der ADAC TCR Germany im Porträt

  •  Engstler: „Der Titel ist sehr, sehr wichtig für mich“
  •  Lob und Anerkennung von der Konkurrenz: „Hat den Titel absolut verdient gewonnen“
  •  Engstler macht Meisterschaft bereits beim vorletzten Event perfekt

Obenauf: Luca Engstler ist der neue Champion der ADAC TCR Germany
Foto: ADAC-Motorsport


Im Moment der Entscheidung brüllte Luca Engstler all seine Erleichterung lauthals heraus, er kletterte aus seinem Hyundai i30 N TCR und fiel jedem Teamkollegen überglücklich um den Hals, den er zu greifen bekam. Der 21-Jährige hat sich den Titel in der ADAC TCR Germany gesichert und das mit einer Dominanz und Überlegenheit, die es in der Tourenwagenserie des ADAC noch nicht gab. Als erster Fahrer machte er bereits bei der vorletzten Veranstaltung den Titelgewinn perfekt, dafür genügte ihm im Sonntagsrennen in Hockenheim ein vierter Platz.

„Ich bin einfach super happy und stolz, dass es jetzt geklappt hat und wir schon so früh am Ziel sind. Der Titel ist sehr, sehr wichtig für mich. Aber für mich ist es das A und O, dass wir das jetzt geschafft haben“, jubelte Engstler, der mit seinen 21 Jahren der zweitjüngste Champion der ADAC TCR Germany wurde. Jünger war nur Max Hesse beim Titelgewinn 2019, als er gerade 18 Jahre alt war.

Engstler hatte die ADAC TCR Germany Ende 2018 verlassen, nachdem in jener Saison Zweiter wurde und den Titel Harald Proczyk überlassen musste. Er startete in der Folge in der TCR Europe, gewann verschiedene Meisterschaften in Asien und gab 2019 sein Debüt in der FIA WTCR. Doch mit der ADAC TCR Germany hatte er doch noch eine Rechnung offen, die er nun beglich.

Natürlich war der Druck ungleich höher für Engstler, immerhin galt er als WTCR-Fahrer mit nun einiger Erfahrung im Hyundai als Top-Favorit. „Viele haben gesagt, dass ich ja auf jeden Fall gewinnen muss und dass alles easy und gar kein Problem sei“, sagte Engstler: „Aber genauso war es eben nicht. Wir haben immer hart gearbeitet, immer weiter gemacht. Und am Ende des Tages haben wir uns verdient die Meisterschaft geholt, würde ich sagen.“

Doch diese Herausforderung meisterte der Sohn der Motorsportikone Franz Engstler stark. Bereits beim Auftakt in Oschersleben legte er ein nahezu perfektes Wochenende hin mit zwei Siegen und einem starken Qualifying hin. Mit großer Konstanz rief Engstler dieses hohe Niveau ab, einzig beim Event auf dem Sachsenring fuhr er „nur“ in einem Rennen aufs Podium – ein technisches Problem an seinem Hyundai bremste Engstler damals aus. Nun folgte in Hockenheim die vorzeitige Krönung.

Auch die Konkurrenz lobte Engstler. „Luca hat einen fehlerfreien Job gemacht und ist ein superschneller Fahrer, das ist der Grund, weshalb er die Meisterschaft schon so früh entscheiden konnte“, sagte Honda-Pilot Dominik Fugel. Cupra-Fahrer Eric Scalvini ergänzte: „Luca hat den Titel absolut verdient gewonnen, er war wahnsinnig konstant. Ich habe es genossen, mich mit ihm zu messen. Er hat mich angetrieben, immer besser zu werden und selbst das Maximum herauszuholen.“

Dass Engstler mit 21 Jahren bereits derartige Erfolge im Tourenwagensport abrufen würde, hätte man wohl kaum vorhersagen können. Als Achtjähriger debütierte er im Kartsport, 2015 wagte er den Wechsel in den Formelsport. Im neuen sportlichen Umfeld in der ADAC Formel 4 musste sich Engstler aber zunächst orientieren. 2016 reichte es zum 27. Platz in der Gesamtwertung. Den Titel sicherte sich damals der Australier Joey Mawson, Zweiter wurde Mick Schumacher, der heute für Haas in der Formel 1 fährt.

Doch Engstlers Weg führte schnell weg vom Formelsport, hin zu den Tourenwagen, mit denen bereits sein Vater Franz erfolgreich war. Und hier zeigte sich zügig: Dieses Umfeld, der Reiz der intensiven Zweikämpfe, das liegt Luca Engstler deutlich besser. 2017 feierte er sein Debüt in der ADAC TCR Germany und fuhr – damals noch im VW Golf GTI TCR – gleich in seiner ersten Saison zweimal aufs Podium. Den Sieg in der Juniorwertung sicherte er sich ebenfalls.

Ein Jahr später folgte der nächste Entwicklungsschritt, in Zandvoort feierte Engstler, der mittlerweile auf den Hyundai i30 N TCR umgestiegen war, seinen ersten Sieg in der Tourenwagenserie des ADAC. Es folgte eine packendes Meisterschaftsfinish, letztlich lag Champion Prozczyk nach 14 Rennen sieben Punkte vor Engstler.

Nun, drei Jahre später, krönte sich Luca Engstler mit etwas Verzögerung zum Champion der ADAC TCR Germany. Wohin ihn sein Weg nun führt, wollte Engstler im Hochgefühl des Triumphs noch nicht verraten. „Jetzt feiern wir erst einmal“, sagte er lächelnd: „Und dann sehen wir weiter.“