Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es am vergangenen Wochenende weiter im Takt der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM. Treffpunkt war bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Motorsport Arena Oschersleben. Mit dem vierten Event des Jahres war die erste Halbzeit der Saison 2025 geschafft. Wieder mittendrin im Kampf um den Titel in der IDM Superbike das Team Masteroil-alpha-Van Zon-BMW mit dem belgischen Teamchef Werner Daemen. Sein Fahrer-Quartett war komplett am Start mit Hannes Soomer (Estland), Leandro Mercado (Argentinien), Bálint Kovács (Ungarn) und Milan Merckelbagh (Niederlande). Ein Wiedersehen gab es auch mit den BMW-Kollegen aus der Pro Superstock 1000 mit Ricardo Brink (Niederlande), Julius Ilmberger (Deutschland) und Ouri Bikkems (Belgien).
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Hannes Soomer, BMW M 1000 RR verlor die Meisterschaftsführung durch seinen Sturz in Lauf 1 Foto: Jens Hawrda |
Hannes Soomer hatte beim letzten IDM-Treffen in Most seine Führung in der Gesamtwertung ausgebaut. Doch der Este wusste, dass ihm die Konkurrenz, allen voran Florian Alt und Lukas Tulovic, dicht auf den Fersen ist. Nach dem Training stand der Este mit seiner BMW auf dem fünften Startplatz. Beim Start ins erste Rennen hielt er sich noch ein wenig bedeckt, drehte aber nach den ersten Runden ordentlich auf und zeigte ein paar spektakuläre Überholmanöver. Bis kurz nach der Halbzeit hatte er sich auf den dritten Rang vorgearbeitet und machte Jagd auf Alt. Auch da setzte er ein gekonntes Überholmanöver. Doch dann geriet er beim Weg in die nächste Kurve mit dem Vorderrad aufs Gras und flog ab. Seine Hand blieb beim dem Abflug unter dem Lenker klemmen. Er stand zwar rasch wieder auf, ein Besuch im Oschersleben-Medical-Center war trotzdem angesagt.
Von dort kamen dann schlechte Nachrichten für das Team Masteroil-alpha-Van Zon-BMW und Hannes Soomer. Teamchef Werner Daemen musste das vorzeitige Ende von Soomers Oschersleben-Wochenende verkünden: «Es sieht leider nicht gut aus. Er hat sich an der Hand verletzt und muss an den Fingern operiert werden. Ein Motorrad ist schnell repariert, aber ein Körper braucht da ein wenig länger. Aber ich weiß, dass Hannes ein starker Kerl ist und hoffe, dass er beim IDM-Lauf in Assen wieder dabei ist. Für die Meisterschaft ist das aus unserer Sicht natürlich richtig schlecht.» Nach der doppelten Null ging es für Soomer zurück auf den dritten Platz in der Tabelle.
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Leandro Mercado in Oschersleben zwei mal auf dem Podest Foto: Jens Hawrda |
Leandro Mercado musste nach der Most-Reise erst einmal seinen fiebrigen Infekt auskurieren und war gut erholt in die Motorsport Arena gereist. «Ich habe mit Oschersleben nach meinem Crash vom ersten Besuch noch eine Rechnung offen», stellte der Argentinier vom Team Masteroil-alpha-Van Zon-BMW klar. «Das ist das Ziel. Wir hatten schon beim Auftakt eine gute Basis und darauf bauen wir jetzt auf. Natürlich wird es etwas härter, da jetzt schon jeder mal dort gefahren ist. Wir müssen uns eben auf die Details konzentrieren. Auf jeden Fall fühle ich mich körperlich wieder viel besser als noch in Most.»
Nach der Superpole 2 war Mercado auf Platz 7 gelandet. So richtig toll fand er es da nicht und er machte sich in beiden Rennen sofort daran, seine Gegner einen nach dem anderen zu kassieren. «Es ist immer gut, auf dem Podium zu stehen», erklärte er, nachdem er sich im ersten Rennen den Pokal für Platz 3 abgeholt hatte. «Wobei ich für mich eigentlich mit einer besseren Pace gerechnet hätte. Wir hatten das ganze Wochenende damit zu tun, den Hinterreifen über die Distanz zu bringen. Daher startete ich konservativ ins erste Rennen, um den Reifen zu schonen. Doch es war am Anfang ein wenig zu viel bei dem Überholen der anderen Jungs. Als ich an den GERT56-Jungs vorbei war, versuche ich zu pushen. Aber ich war am Limit und versuchte, die Lage bis zum Ende zu managen. Am Ende kam Lorenzo Zanetti noch näher. Ich habe meinen Platz gerettet und bin happy, auf dem Podest zu stehen. Für Hannes Soomer tut es mir sehr leid, ich hoffe, er ist bald wieder zurück.»
Im zweiten Rennen ging es für Mercado nach einem klugen Schachzug gegen Florian Alt auf dem Podium noch eine Stufe höher. «Es ist wirklich sehr gut gelaufen, ich bin happy», bestätigte er nach Rang 2. «Ich habe nach genau dieser Performance gesucht. Vor allem nach dem Auftaktrennen hier, bei dem ich in Führung liegend gestürzt war. Aber alle Überholmanöver sind mir heute genau da gelungen, wo ich damals gestürzt bin. Das ist natürlich jetzt gut. Lukas Tulovic ist aktuell einfach sehr stark. Danke an mein Team und natürlich an meine Familie, die von zuhause aus zuschaut. Aber ich will mehr. Ich will gewinnen.»
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Bàlint Kovàcs, BMW M 1000 RR #27 Foto: Jens Hawrda |
Bálint Kovács kam mit großer Vorfreude beim Team Masteroil-alpha-Van Zon-BMW in Oschersleben an. «Das ist eine meiner Lieblingsstrecken», offenbarte er auch gleich. Kein Wunder, denn im Vorjahr schaffte er beim IDM-Meeting gleich zwei Mal den Sprung aufs Podest. Doch dieses Mal war die Aufgabe des Ungarn ungleich schwieriger. Denn schon beim Auftakt 2025 war die IDM-Konkurrenz in Oschersleben fleißig. Allerdings ohne Kovács. Der musste im Mai wegen des Bruchs seines Schlüsselbeins noch pausieren. Bis es ins erste Rennen ging, verlief der Ausflug für den Ungar auch ein wenig holprig. Die Laune ließ er sich aber nicht verderben. «Das erste Training habe ich wegen eines technischen Problems verpasst», sagte er. «FP2 lief dann gut.» Erstmals musste er im Kampf um die besten Startplätze den Umweg über die Superpole 1 nehmen. Mit Startplatz 9 für die beiden Sonntagsrennen war Kovács dann einverstanden: «Am Ende fehlten nur sechs Zehntel bis zu Rang 2, es geht eng her in der IDM Superbike.»
Genug hatte der Ungar damit aber noch lange nicht. In der Verfolgergruppe des ersten Rennens bekam er es mit seinem Landsmann Soma Görbe und dem Deutschen Leon Orgis zu tun. Doch er legte sich seine Gegner zurecht und ließ sie nach gekonnten Überholmanövern hinter sich. Mit Platz 6 und dem Blickkontakt zu den Podestplätzen war Kovács gut in den Rennsonntag gestartet. Noch näher dran, quasi schon mit einem Finger am Treppchen lief es in Rennen 2, das für den Ungar mit einem vierten Platz endete. «Ehrlich gesagt war es ein Up- und Down-Wochenende», meinte er nach getaner Arbeit. «Ich musste mich in den Trainings von hinten vorarbeiten. Samstag lief es besser und ich merkte, dass ich den Speed hatte. Im ersten Rennen war zwar der Start schlecht, aber mir war klar, dass ich die Pace hatte, sogar ums Podest zu kämpfen. In Rennen 2 lief der Start besser und ich konnte dann die Jungs vor mir einfangen. Nur drei Sekunden vom Podium entfernt. Nach meiner Verletzung geht es wieder aufwärts, obwohl meine Schulter noch nicht bei 100 Prozent ist.»
Milan Merckelbagh ist nach wie vor auf der Jagd nach seinem ersten Top-Fünf-Resultat. Nach dem Most-Ausflug war die Truppe um den Niederländer im Team Masteroil-alpha-Van Zon-BMW wieder komplett. «Mein Mechaniker und Data-Mann ist in Oschersleben wieder dabei», erklärte der Niederländer. «Als ich in Most war, war er bei Testfahrten in Japan. In Oschersleben will ich vom Start weg schneller dabei sein. Vor allem in der Superpole-Session, da bin ich bisher immer ein wenig gestrauchelt.» Es klappte auf Anhieb mit dem Sprung unter die Top-12 und damit in die Superpole 2. Dort lief es im letzten Training nicht ganz nach Merckelbaghs Plänen und er landete auf Startplatz 15.
Am Freitag war er noch happy. «Angefangen hat es für mich zwar mit Fahrwerks-Problemen, als wir das im Griff hatten, konnte ich meine persönliche Bestzeit fahren. Am Samstag habe ich das dritte Training wegen eines technischen Problems verpasst und musste dann meine schnelle Runde in der Superpole 2 fahren. Das hat dann leider nicht so geklappt.»
In den Rennen landete er erst auf dem 12. Platz, im zweiten Lauf wurde es mit Rang 9 erneut ein Top-Ten-Ergebnis für den Niederländer. Ein hartes Wochenende mit einem guten Ende. «So sieht es aus», meinte Merckelbagh, für den im August das Heimrennen in Assen ansteht. «Es war ein Wochenende mit einigen Schwierigkeiten. Aber im zweiten Rennen lief es ziemlich gut. Bloß traurig, dass ich eine noch bessere Platzierung am Ende verpasst habe.»
Spannend wie immer ging es im IDM-Rahmenprogramm bei der Pro Supersock 1000-Klasse zu. Mittendrin die drei Piloten des Teams Masteroil-alpha-Van Zon-BMW. Nach den beiden Qualifyings durfte sich Ricardo Brink über seine erste Pole-Position des Jahres freuen. Die Freude war nach den beiden Rennen noch um ein ganzes Stück größer. Er konnte den Doppelsieg klarmachen. «Ein perfektes Wochenende», schwärmte er. «In jeder Session haben wir uns verbessert, ich war echt schnell. Mein Start ins erste Rennen war super und gerade am Anfang konnte ich gute Rundenzeiten fahren. Den Gap habe ich bis ins Ziel halten. Für Lauf 2 hatten wir das Bike noch verbessert, aber ich hatte einen schlechten Start. Moritz Jenkner an der Spitze war megaschnell, aber ich habe ihn eingeholt. Danach kam ich noch eine Sekunde weg. Das Team hat einen tollen Job gemacht. Ich bin happy.»
Julius Ilmberger holte sich in den Rennen die Plätze 4 und 9. «Rennen 1 war gut», erklärte er. «Ich hatte einen sehr guten Start und eine gute Pace, damit bin ich zufrieden. Im zweiten Rennen war der Start auch gut, ich konnte mich auf P5 einsortieren und eine gute Pace fahren. Sogar schneller als im Quali. Ende Start/Ziel habe ich mich aber leider verschaltet und musste durch den Kies. Ich konnte das Motorrad aber retten und mich auf Platz 7 wieder einsortieren. Der Fehler war leider sehr schlecht, aber ich habe dann das Beste daraus gemacht.»
Ouri Bikkems hatte sich erst über den neunten Startplatz gefreut, bekam die dicke Rechnung aber nach seinem Crash in Rennen 1. «Ich bin nach dem Sturz in die entgegengesetzte Richtung in die Boxengasse eingebogen», beichtete er. «Dafür bekam ich dann eine Strafe und habe das mit Rennen 2 dann gelassen.» Beim Sturz selbst blieb er unverletzt, gab aber zu, dass er noch am Sonntag heftig genervt war.
Für einen Großteil des Teams Masteroil-alpha-Van Zon-BMW ist nach der Reise zur Motorsport Arena Oschersleben erst einmal eine Verschnaufpause angesagt. Das nächste IDM-Event steht er vom 15. bis zum 17. August 2025 im Kalender. Für Teamchef Werner Daemen geht es schon am ersten August-Wochenende wieder los, wenn er mit seiner BMW-Mannschaft zur Langstrecken-Weltmeisterschaft nach Japan reist.