Dienstag, 26. September 2023

BCC-alpha-Van Zon-BMW: Saison 2023 im Ziel angekommen

Zum letzten Mal ging es für Fans und Fahrer der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM am vergangenen Wochenende auf die Reise. Mit am Start in der Klasse Superbike das von Werner Daemen und Andy Gerlich geführte Team BCC-alpha-Van Zon-BMW. In voller Mannschaftsstärke war das Team mit ihren fünf Piloten beim Finale auf dem Hockenheimring angetreten: Ilya Mikhalchik aus der Ukraine, Philipp Steinmayr aus Österreich, Max Schmidt aus Deutschland, Bálint Kovács aus Ungarn und Kamil Krzemien aus Polen.

Vizemeister 2023: Ilya Mikhalchik
Foto: Jens Hawrda


Ilya Mikhalchik war am vorletzten Wochenenden bei den 24 Stunden von Le Castellet mit seinen Kollegen noch auf das Podest der Langstrecken-Weltmeisterschaft gefahren und musste sich in Hockenheim erste wieder an seine BMW im IDM-Trimm gewöhnen. «Das ist schon ein Unterschied zwischen der EWC-BMW und der IDM-Version», erklärt der dreifache IDM-Champion und Dritte in der aktuellen Endurance-WM. «Bis auf den Namen haben die Motorräder nichts gemeinsam.» Das hinderte den Ukrainer aber nicht daran, sich die letzte Pole-Position des Jahres zu sichern. «Das ist schon schön», beurteilte er im Anschluss seine Leistung, «vor allem, weil ich nicht wie die meisten der Top Ten-Piloten hier im Vorfeld trainieren konnte. Und was meine theoretischen Titelchancen angeht? Ich bin glücklich, wenn mal ein anderer den Titel holt. Glücklicher wäre ich allerdings, wenn ich ihn holen würde.»

Im Rennen 1 erwies sich Mikhalchik als ein gewiefter Taktiker. Denn während sich die Konkurrenz an der Spitze mit zum Teil wilden Manövern das Leben schwermachte, schaute sich der BMW-Pilot die Sache erst einmal an. Seine Überholmanöver platzierte er gekonnt am Ende des Rennens und sicherte sich damit den ersten Sieg des Tages. Damit holte er den sechsten Sieg der Saison, keiner sollte in der IDM Superbike 2023 mehr schaffen, und konnte seine rein rechnerischen Titelchancen bis zum wirklich allerletzten Rennen aufrechterhalten. Doch die Chancen waren überschaubar.

Die Titelgeschichte war im zweiten Lauf schon nach wenigen Metern zu Ende erzählt. Während durch das Reverse Grid-Verfahren sein schärfster Konkurrent im Titelkampf, Florian Alt, den zweiten Lauf vom ersten Startplatz aus anging, musste Mikhalchik von Startplatz 9 los. Aus der ersten Runde kam er auf Platz 18 zurück. In mühevoller Kleinarbeit rackert er sich auf Platz 6 nach vorne und Alt reichte ein fünfter Platz zum Titelgewinn. «Ich hatte ein Problem mit der Bremse», schilderte Mikhalchik, «und das fast über die ganze Distanz. Da konnte ich nicht viel machen. In den Ecken habe ich versucht, im 600er-Fahrstil rumzukommen. Ohne das Problem hätte es mit dem zweiten Tagessieg klappen können. Wegen des Titels bin ich nicht so enttäuscht. Da war dieses Jahr eben einfach auch Pech dabei. Aber ich bin nach dem beschwerlichen Saisonbeginn wieder zurückgekommen und habe fast alles gewonnen. Danke an BMW und mein Team, sie haben wirklich hart gearbeitet.»

Philipp Steinmayr hatte ebenfalls das 24-Stunden-Rennen in den Knochen stecken, aber auch er zeigte sich fit und gut aufgelegt beim IDM-Finale und war mit seinem Qualifying und dem achten Startplatz so weit einverstanden. In den beiden Rennen am Sonntag bestätigte er sein Leistung, holte mit den Plätzen 8 und 7 weitere 17 Punkte und konnte seine Saison damit auf dem glänzenden sechsten Platz beenden. Entsprechend gelöst die Stimmung nach getaner Arbeit. 

«Ich gönne mir am Abend ein, zwei Bier und am Montag geht es weiter nach Nürnberg auf eine Messe», erläuterte er die Planung nach dem IDM-Finale. «Aber ich bin wirklich zufrieden mit meiner Saison. Nach dem Umstieg in das Team bin ich meiner Mannschaft echt dankbar. Das Bike war immer perfekt vorbereitet. Ich bin wie erwartet in einem Top-Team gelandet und konnte mich fahrerisch auch wirklich weiterentwickeln.» In den Rennen hatte er wie so oft auch mit seinen Teamkollegen zu tun bekommen. «Mein Start ins erste Rennen war toll», berichtet er begeistert, «kurzzeitig war ich sogar auf Platz 3. Die letzten ein, zwei Zehntel Sekunden fehlen mir halt noch. Vor allem am Kurvenausgang verliere ich noch und im Rennen ist man ja nicht allein auf der Strecke und da gestaltete es sich schwierig, beim Bremsen das Maximum rauszuholen. Rennen 2 war lustig. Ich hatte eine gute Ausgangsposition und kam durch das Reverse Grid aus der zweiten Reihe los. Es war mega zu fighten, wenn man da vorne ist. Wenn man dann noch einen guten Rhythmus findet, läuft es echt gut. Mit Max Schmidt hatte ich dann noch ein paar spaßige Kämpfe. Das hat uns zwar etwas Zeit gekostet und wir musste dadurch Florian Alt ein wenig ziehenlassen, aber es war echt spaßig. Am Ende waren dann der Grip und die Bremse ein wenig ein Thema, aber das war ja für alle gleich.» 

Max Schmidt musste am Freitag noch Geduld an den Tag legen. «Ich musste im ersten Freien Training einen Motor einfahren», berichtet er, «im zweiten hat es geregnet, so dass ich erst im dritten so richtig zum Fahren kam. Es ist zwar nicht das erste Mal für mich auf dem Hockenheimring, aber das erste Mal mit der BMW. Leider hatte ich im Vorfeld keine Gelegenheit, hier zu trainieren. Aber der Grundspeed stimmt.» Auch der Rest des Wochenendes stimmte, denn pünktlich zum Finale absolvierte der jüngste Fahrer im BMW-Team sein bisher bestes IDM-Wochenenden.

«Mit Rennen 1 bin ich happy», meinte er dann auch nach Rang 6. «Ich wusste, dass mein Speed etwas höher ist als Trainingsplatz 11 und ich bin sehr gut in den Lauf gekommen und war direkt an einer größeren Spitzengruppe dran. Die hat sich zwar dann etwas gedehnt, aber mein Tempo blieb hoch. Wir haben das Motorrad wirklich top hinbekommen und ich konnte fast bis ins Ziel konstant pushen. Ich war so schnell, dass wir erstmals das Podium in Sichtweite hatten und das ohne Harakiri-Aktionen. Dass ich das in Rennen 2 trotz Traum-Startplatz nicht mehr wiederholen konnte, lag an einem nicht mehr ganz so perfektem Grip und auch, dass ich mich kräftig mit Philipp Steinmayr auseinandersetzen musste. Das hat dem Rhythmus nicht gutgetan. In Summe war das aber klar mein bestes Rennwochenende und ich nehme das als sehr gutes Zeichen für die Zukunft. Ich muss mich gewaltig bedanken, dass mich das Team um Werner Daemen dabei so unterstützt hat. Meine BMW und die richtige Mannschaft sind mir über die Saison immer nähergekommen und beim Finale waren wir eine erfolgreiche Einheit. Ein sehr gutes Gefühl. Ich wünsche mir, wir können darauf aufbauen und das Teamwork fortsetzen.»

Kamil Krzemien hat beste Erinnerungen an den Hockenheimring, denn im Vorjahr hatte das Talent aus Polen an gleicher Stelle mit Rang 3 seinen ersten Podestplatz in der IDM Superbike einfahren können. Doch wo es Licht gibt, gibt es bekanntermaßen auch Schatten. Im Training hielt sich der Pole mit Startplatz 13 noch wacker. In der Regel konnte er sich in der Vergangenheit im Rennen immer noch einmal ein Stück steigern. Seine Rundenzeiten bezeichnete er dann auch als «okay». Doch plötzlich war Krzemien von der Bildfläche des Live-Streams verschwunden und ein Sturz wurde vermeldet.

«Ja, das war ich», erklärte er im Anschluss. «Ich war im Windschatten meines Vordermannes und habe dann einfach überbremst. Dadurch musste ich durchs Gras und als ich wieder auf die Strecke zurückkam, hat mich durch den dreckigen Hinterreifen ein übler Highsider erwischt.» Anschließend musste er zum Check ins Medical Center, da er über Schmerzen im rechten Fuß und der rechten Hüfte klagte. Von den Ärzten wurde er dann auch nicht zum zweiten Rennen zugelassen. «Gebrochen ist wohl nichts», meinte er anschließend, «aber anscheinend habe ich mich an den Bändern im Gelenk verletzt. Das wird nach meiner Heimreise dann entsprechend behandelt. Schade, dass die Saison so für mich zu Ende gegangen ist.»

Bálint Kovács war nach seinem Einsatz im Finale der Langstrecken-Weltmeisterschaft gut erholt bei IDM-Finale angekommen und wollte es bei den Freien Trainings am Freitag besonders gutmachen. Das es kurz vor der zweiten Session geregnet hatte, blieben die meisten Piloten in der Box. Nicht so der junge Ungar. «Man weiß nie, wie das Wetter am Renntag ist», so seine Überlegung, «und dann bin ich vorbereitet.» Seinen Eifer bezahlt er allerdings mit einem Ausrutscher. Er war glimpflich davongekommen und seine Mechaniker hatten bis zum Abschlusstraining alles wieder geradegebogen.

Nachdem er sich in den beiden Qualifyings Startplatz 10 geholt hatte, überzeugte Kovács in den Rennen mit den Plätzen 11 und 10. Gerne wäre er noch ein paar Plätze weiter vorne gelandet, doch am Ende seiner ersten komplette IDM-Saison durfte er sich in der Schlussrechnung über Platz 8 freuen. «Mittelprächtig», nannte er dann auch seine beiden Renn-Resultate. «Ich war zuletzt im Jahr 2020 hier und hatte seitdem keine Gelegenheit mehr, vor dem Finale 2023 hier zu testen. Das hat die Lage für mich etwas schwierig gemacht. Und irgendwie hatte ich mir etwas mehr erwartet, doch ich habe das Maximum rausgeholt. Doch mit dem achten Platz im Gesamtergebnis bin ich echt zufrieden. Für eine Rookie-Saison in der starken Meisterschaft ist das gut.»

Damit geht ein anspruchsvolles Jahr für das Team BCC-alpha-Van Zon-BMW in der IDM zu Ende. Wie in jedem Jahr hatte der Rennsport wieder so einiges an Überraschungen zu bieten und bis auf ein paar kleinere Blessuren, konnte man das Jahr in der IDM Superbike erfolgreich abschließen. 

IDM Superbike 2023 Endstand nach 14 Rennen

1. Florian Alt (D/Honda) 221 Punkte
2. Ilya Mikhalchik (UKR/BMW) 196 Punkte
3. Patrick Hobelsberger (D/BMW) 191 Punkte
4. Hannes Soomer (EST/Honda) 185 Punkte
5. Toni Finsterbusch (D/BMW) 171 Punkte
6. Philipp Steinmayr (A/BMW) 144 Punkte
7. Bastien Mackels (B/Yamaha) 140 Punkte
8. Bálint Kovács (HUN/BMW) 100 Punkte
9. Jan-Ole Jähnig (D/BMW) 90 Punkte
10. Leandro Mercado (ARG/Kawasaki) 84 Punkte
11. Max Schmidt (D/BMW) 83 Punkte
12. Kamil Krzemien (PL/BMW) 69 Punkte
13. Vladimir Leonov (RUS/Yamaha) 69 Punkte
14. Daniel Kartheininger (D/Yamaha) 59 Punkte
15. Colin Velthuizen (NL/BMW) 52 Punkte