Samstag, 9. Dezember 2017

DTM: Drei Fragen an Gary Paffett

Gary Paffett
Foto: Jens Hawrda
Gary, wie sieht dein Fazit für die Saison 2017 aus?

Gary Paffett: In diesem Jahr ging es auf und ab. Am Ende der Saison vergisst du gerne einmal, was am Anfang alles passiert ist. Wenn ich zurückblicke, war der Saisonbeginn unglaublich. Das Auto war großartig und wir waren als Team stark. Es sah richtig gut für die Saison aus. Leider konnten wir diese Performance nicht über das gesamte Jahr aufrechterhalten. Aus meiner Sicht war es ein ordentliches Jahr. Ich habe in vielen Rennen gepunktet - in mehr als alle anderen Mercedes-Fahrer. Es gab nicht so viele Highlights, also Siege oder Podestplätze, wie ich es mir gewünscht hätte, aber es war eine konstant starke Saison. Die größte Leistung war sicher, dass Rob und ich den dritten Platz in der Teamwertung eingefahren haben, das war sehr gut für die Mannschaft. Alles in allem war es eine ordentliche Saison, aber nicht ganz so spektakulär wie ich es gerne gehabt hätte. Der Norisring war natürlich ziemlich spektakulär auf negative Art und Weise, aber zum Glück sind alle weitestgehend unverletzt davon gekommen.

Du hast in dieser Saison die meisten Punkteplatzierungen aller sechs Mercedes-Fahrer erzielt. Ärgert es dich trotzdem, dass kein Sieg dabei gewesen ist?

Gary Paffett: Es ist frustrierend. Ich habe jetzt schon seit mehr als vier Jahren kein Rennen mehr gewonnen. Aber unsere Konstanz stimmt mich zufrieden. Das muss unser Ziel sein. Man muss sich Siege hart erarbeiten, aber manchmal gibt es auch einen Zufallstreffer. Einige der Siege in diesem Jahr wurden durch eine glückliche Fügung wie das Safety Car oder die Strategie beeinflusst. Wir hatten kein Rennen, bei dem wir nur durch Glück ein tolles Ergebnis eingefahren haben. Wir haben uns unsere Punkte hart erarbeitet und gezeigt, dass wir das Auto kontinuierlich dahin bringen konnten, um eine gute Punkteausbeute einzufahren. Ich hatte das Gefühl, dass wir in diesem Jahr dann gute Wochenenden hatten, wenn das Auto nicht so konkurrenzfähig war wie die anderen. Ich bin in Spielberg und Hockenheim jeweils einmal Vierter geworden, was mit unserem Auto ein unglaubliches Ergebnis war. An den Wochenenden, an denen unser Auto richtig stark war, erwischten wir leider nicht so ein gutes Wochenende wie meine Teamkollegen. Deshalb haben sie Rennen gewonnen und ich nicht. Das war bezeichnend für mein Jahr. Es hat mich aber wahrscheinlich mehr zufriedengestellt, dass ich in so vielen Rennen in die Punkteränge gefahren bin. Denn das zeigt, dass mein Team und ich konstant eine sehr starke Performance aus dem Auto herausholen konnten.

Mattias Ekström und du gehören zu den DTM-Urgesteinen. Er hat den Titel beim Finale in Hockenheim hauchdünn verpasst. Du hast selbst schon eine ähnliche Situation erlebt. Wie schwierig ist es, danach zurückzuschlagen?

Gary Paffett:
Ich weiß nicht, wie sich Eki fühlt, aber meine Situation war damals etwas anders. Ich hatte zur Saisonmitte einen großen Vorsprung in der Meisterschaft und habe diesen im Verlauf der zweiten Hälfte verloren. Ich ging noch als Führender in das letzte Rennen und verlor dann die Meisterschaft. Das war richtig hart und ich brauchte eine ganze Weile, um das zu verarbeiten. Ich hatte den Titel zur Saisonmitte in der Hand, aber unser Auto konnte in der zweiten Hälfte nicht mit BMW mithalten. Sie haben mir kontinuierlich Punkte abgenommen. Bei Eki war es ein wenig anders. Es ging zwischen den Audi-Fahrern hin und her. Ich glaube also nicht, dass er den Titel so in der Hand hatte wie ich 2012. Aber wenn man beim letzten Rennen um die Meisterschaft kämpft und sie dann nicht gewinnt, ist das immer schwer zu verkraften. Er wird sicher enttäuscht darüber sein. Das dauert dann ein paar Wochen, bis man es weggesteckt hat.