Donnerstag, 14. September 2017

DTM: Drei Fragen an Robert Wickens

Robert Wickens
Foto: Jens Hawrda
Rob, du hast auf dem Nürburgring deinen ersten Saisonsieg eingefahren. Wie fühlst du dich mit ein paar Tagen Abstand?
 
Robert Wickens: Das war ein unglaubliches Wochenende. Im Vorfeld war ich ziemlich optimistisch, aber in der DTM darf man nie so ein Wochenende erwarten, wie wir es dann am Nürburgring erlebt haben. Am Samstag hatten wir viel Glück mit dem Wetter, denn wir dachten, dass wir im Trockenen nicht so stark sein würden. Ich denke, die Tatsache, dass es den ganzen Samstag über geregnet hat, war ein wichtiger Grund für unser Ergebnis – einen Vierfach-Sieg und alle sechs Autos in den Punkten. Es war ein fantastischer Tag für die Marke. Am Sonntag im Trockenen konnten wir diese Performance mehr oder weniger wiederholen. Das zeigt, wie weit wir als Team gekommen sind und dass wir stetig weiter Gas geben. Wir haben die schlechten Nachrichten über den Ausstieg Ende 2018 weggesteckt und zeigen nun, dass wir weiter hart kämpfen und nicht aufgeben. Zwei Podestplätze an einem Wochenende sind in der DTM nahezu unmöglich und die Tatsache, dass mir das in diesem Jahr schon zweimal gelungen ist, zeigt, was für ein starkes Team wir sind.
 
Es sind noch 100 Punkte in dieser Saison zu vergeben und du liegst 36 Punkte hinter dem Führenden in der Fahrerwertung, Mattias Ekström. Siehst du dich noch als Titelanwärter?
 
Robert Wickens: Ehrlich gesagt, möchte ich gar nicht richtig über die Meisterschaft nachdenken. Ich fahre, weil es meine Leidenschaft ist und es mir Spaß macht, in der DTM zu sein. Vor dem Wochenende am Nürburgring war die Meisterschaft für mich weit weg. Ich wollte es einfach genießen und es war ein fantastisches Wochenende, das mich wieder zum Jäger gemacht hat. Ich habe die gesamte Saison über nur von Rennen zu Rennen und von Tag zu Tag gedacht. Ich habe nicht allzu weit in die Zukunft geschaut, da ich diese nicht kontrollieren kann. Ich kann nur beeinflussen, was ich und mein Team machen. Es ist eine fantastische Saison und dass es zehn Fahrer gibt, die alle noch eine gute Chance auf den Titelgewinn haben, hat es bislang noch nicht gegeben. Dass es zehn Fahrer gibt, die innerhalb eines Wochenendes mathematisch die Meisterschaftsführung übernehmen könnten, ist fantastisch und absolut unglaublich. So etwas habe ich in meiner ganzen Zeit im Motorsport noch nicht erlebt.
 
Im zweiten Rennen am Sonntag haben sich relativ viele Fahrer über die harte Gangart auf der Strecke beschwert. Ist das normal für die DTM oder kommen wir nun in die entscheidende Phase, in der die Ellenbogen weiter ausgefahren werden?
 
Robert Wickens: Aus meiner Erfahrung heraus, ist es normal in der DTM, dass es jetzt noch härter zur Sache geht. Mich hat am letzten Wochenende zum Beispiel die Strategie von Audi getroffen. Ich bin mir sicher, dass andere Fahrer es vielleicht anders sehen, aber als ich nach dem Boxenstopp in Führung lag und auf Duval und Müller aufholte, hatte ich schon das Gefühl, dass beide bei ihrer Teamtaktik ein wenig zu weit gingen. Besonders, wenn man bedenkt, dass ich keine direkte Gefahr in der Meisterschaft war. Aber sie versuchten einfach, jeden einzubremsen, um den Titelkandidaten von Audi zu helfen. Ich weiß, dass das Teil der DTM ist, aber ich denke, dass wir bei Mercedes erhobenen Hauptes sagen können, dass wir das nicht machen. Wir versuchen, den Fans die bestmögliche Show zu bieten, faires und echtes Racing. Der Kampf zwischen Marco (Wittmann) und mir war das ganze Rennen lang einfach nur pures „Old School“-Racing. Für mich war das sehr gute Unterhaltung, die mir sehr gefallen hat. Das hat richtig Spaß gemacht.