Mikhalchik, Enderlein und Reeves/Wilkes holen in Assen vorzeitig die Meistertitel
Ilya Mikhalchik holt in Assen vorzeitig den Titel 2019 Foto: Jens Hawrda |
In der IDM-Superbike 1000 startete der Titelverteidiger Ilya Mikhalchik als Favorit ins Wochenende. Mit seiner Pole Position schuf der 23 Jahre alte BMW-Fahrer aus Kiew die besten Voraussetzungen. Alles andere als perfekt begann dagegen das Wochenende für seinen Teamkollegen und Herausforderer Julian Puffe. Im freien Training stürzte der Schleizer. Das Team musste die BMW über Nacht neu aufbauen.
Doch der Deutsche kam während des ganzen Wochenendes nie richtig in Schwung und musste sich mit Plätzen im Mittelfeld der IDM-Königsklasse zufriedengeben. Damit war der Weg für Mikhalchik zur Titelverteidigung frei. Doch mit Bastien Mackels (Wilbers-BMW-Racing) kehrte der Vizemeister des Vorjahres ins IDM-Geschehen zurück. Der Belgier hatte seinen Anteil daran, dass die beiden Rennen spannender verliefen als erwartet.
Im ersten Lauf erwischte der Polesetter Mikhalchik einen schlechten Start und fiel zunächst einige Plätze zurück. Doch in bester Manier drehte der IDM-Iceman zur Hälfte des Rennens auf: Er gewann vor Mackels und dem Lokalmatadoren Ricardo Brink (Yamaha/Team SWPN), der in der Anfangsphase sogar das Feld angeführt hatte.
Der 23-Jährige ging im zweiten Lauf ebenfalls keinerlei Kompromisse ein. Beim Reversed Grid-Rennen vom neunten Platz aus der dritten Reihe gestartet, kämpfte er sich Platz um Platz nach vorne. Mikhalchik siegte mit einem Vorsprung von 0,264 Sekunden vor Dominic Schmitter (HESS Racing, Yamaha) und strahlte. „Nach den zwei technisch bedingten Ausfällen in der Saison tut es gut, jetzt vorzeitig den Titel verteidigt zu haben. In Hockenheim kann ich mit den Gegnern spielen.“ Mikhalchik schlüpfte ins Meister-T-Shirt und ließ sich bei der Podiumszeremonie mit der extralangen Version der ukrainischen Nationalhymne würdigen. Dritter wurde der Holländer Pepijn Bijsterbosch (Team Dutch Comfort Houses) auf seiner BMW.
In der IDM Supersport 600 machte Titelverteidiger Max Enderlein den Sack bereits im ersten Lauf zu. Dabei ließ sich der Hohenstein-Ernstthaler auch durch die Verschiebung des Rennens nach einer riesigen Ölspur und der Verkürzung auf neun statt 13 Runden nicht aus der Ruhe bringen. Enderlein reichte ein dritter Platz hinter Marc Buchner (Buchner Motosport/Yamaha) und dem Lokalmatadoren Sander Kroeze (MGM Racing Performance, Yamaha) zum vorzeitigen Titelgewinn. Damit besiegte er auch seinen Assen-Fluch: Im vergangenen Jahr war der Titel in Assen ebenfalls zum Greifen nah, doch dann brach sich der Sachse schon im freien Training bei einem Sturz das Schlüsselbein. Er konnte sich den Titel zwar beim Finale in Hockenheim sichern, aber es wurde zur Zitterpartie.
Im zweiten Lauf schied Enderlein nach einem Sturz aus. Das Rennen gewann Sander Kroeze vor Marc Buchner und Dominik Rubin (Yamaha/Rubin Racing Team). Ebenso spannend wie in der Supersport 600-Meisterschaft verlief die Entscheidung im DMSB Superstock 600 Cup. Hier sicherte sich Stefan Ströhlein (Yamaha/Neumann Racing) vorzeitig den Gesamtsieg. Dazu reichte ihm beim zweiten Lauf der vierte Platz. Im Rennen gewann Milan Merckelbagh (Yamaha/MGM Racing Performance) die Wertung der Cup-Piloten.
In der IDM Sidecar wurde nur ein Rennen ausgetragen, aber es war ein Spektakel vom Feinsten. Für Tim Reeves/Mark Wilkes (Adolf RS F1 Yamaha) ging es um den vorzeitigen Titelgewinn in der 600 ccm-Klasse. Der siebenfache Weltmeister startete von der Pole Position und einem Wagnis: Der Brite hatte trotz der teilweise nassen Strecke schon Slicks aufgezogen. Sein Startplatz war ausgerechnet auf einer feuchten Stelle. Ein Drama schien sich anzubahnen. Reeves blieb fast stehen als die Ampel auf „Grün“ sprang. Die Räder fanden keinen Grip. Der Superstar wurde durchgereicht. Dafür zogen Josef Sattler/Uwe Neubert (Adolf RS F1 Kawasaki) voll durch und setzten sich an die Spitze. Dennoch kamen Reeves/Wilkes als Führende zurück – und das mit Vorsprung! Der 47-Jährige Reeves hatte alles auf eine Karte gesetzt und sich kompromisslos nach vorn gearbeitet. Reeves/Wilkes haben bisher alle IDM-Rennen der 600 ccm-Klasse in der Saison 2019 gewonnen und Reeves hat seine Erfolgsbilanz nun um seinen ersten IDM-Titel erweitert. Er ist bereits siebenfacher Weltmeister und sechsfacher Britischer Meister. Sattler/Neubert wurde auf dem dritten Platz abgewinkt. Sie mussten sich auch noch Markus Schlosser/Marcel Fries (LCR F1 Yamaha) beugen.
In der 1000 ccm-Wertung dominierten John Smits/Gunter Verbrugge (RCN F1 Yamaha) vor Scott Lawrie/Emanuelle Clement (LCR F1 Suzuki) sowie Andres Nussbaum/Manuel Hirschi (LCR F1 Suzuki). Das war nicht nach dem Geschmack von Mike Roscher/Anna Burkard (LCR F1 BMW). Die deutsch-schweizerische Kombination führt das Gesamt-Championat an, wurde aber nur auf Platz sechs abgewinkt. Das kostete wichtige Punkte. Nussbaum/Hirschi sind nun wieder auf neun Zähler herangerückt und liegen im Titelkampf sozusagen im Windschatten. Das Finale in Hockenheim (27. bis 29. September) wird eine brenzlige Angelegenheit.
Noch nichts entschieden ist auch in der IDM Supersport 300. Auch in der Nachwuchsklasse wird der Titel erst im badischen Motodrom vergeben. In Assen sorgte der Spitzenreiter Angelo Licciardi (Benjan Racing-Weber Motos, Kawasaki) dafür, dass er mit einem komfortablen Punktepolster von 40 Zählern in die letzten beiden Rennen geht. In Hockenheim reicht dem 21-jährigen Belgier ein sechster Platz, um seinen Titel zu sichern. So kann Licciardi ganz gelassen bleiben, wenn der stärkste IDM Supersport 300-Pilot der zweiten Saisonhälfte auch beim IDM-Finale auftrumpft: Walid Khan (NUTEC-RT Motorsports by SKM-Kawasaki) feierte in seiner Geburtsstadt Assen einen Doppelsieg. Der 19 Jahre alte Holländer gewann vier der letzten sechs Rennen.