Donnerstag, 26. September 2019

Jenson Button vor DTM-Gaststart: „Es ist spannend, ich kann es kaum erwarten“

  • Ex-Formel-1-Champion fährt beim DTM-Finale in Hockenheim
  • SUPER-GT-Autos von Honda, Nissan und Lexus treten gegen DTM-Markentrio Aston Martin, Audi und BMW an
  • „DTM ist eine äußerst professionelle Serie mit einem hohen fahrerischen Niveau“
Jenson Button
Foto: dtm.com

Die DTM freut sich auf das Gastspiel der drei Autos aus der japanischen SUPER-GT-Serie beim Saisonfinale in Hockenheim (4.–6. Oktober). Beim historischen Aufeinandertreffen treten Honda, Nissan und Lexus mit je einem Fahrzeug im Feld der 18 DTM-Autos von Aston Martin, BMW und Audi an. Prominentester Starter der Delegation aus Japan ist der ehemalige Formel-1-Weltmeister und aktuelle SUPER-GT-Champion Jenson Button. Der 39 Jahre alte Engländer, der vor wenigen Wochen Vater geworden ist, fährt einen Honda NSX GT des Teams Kunimitsu mit der Startnummer 1.

Den Hockenheimring kennt Button bestens aus seiner Zeit in der Formel 1. In einem Interview mit DTM.com spricht er über seine Erinnerungen an die Rennstrecke, seine Zeit in Japan und seine Vorfreude auf den DTM-Start. Hier eine gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Gespräch finden Sie auf DTM.com.

Was sagst du zum „SUPER GT x DTM“-Konzept, bei dem sechs verschiedene Hersteller gegeneinander antreten?

Ich würde sagen, es ist fantastisch. Ich fahre seit zwei Jahren in der japanischen SUPER GT und muss wirklich sagen, dass ich jede einzelne Minute davon genossen habe! Der Rennsport ist großartig. Ich glaube, viele sind der Meinung, dass es im GT- und Sportwagen-Rennsport weniger zur Sache geht als im Formelsport, aber ich kann dazu nur sagen, dass es genauso hart, genauso ernsthaft zugeht. Es gibt mehr Kontakt, es gibt erheblich mehr Verkehr auf der Strecke, besonders in der SUPER GT, man fährt jede Runde voll.

Ich finde die Idee, SUPER GT und DTM zusammenzuführen, großartig. Solche Sachen sind nicht einfach zu umzusetzen und die Detailarbeit ist sogar noch schwieriger. Daher würde ich sagen, vielleicht klappt es nicht auf Anhieb zu hundert Prozent, aber habt bitte ein wenig Geduld, denn wir versuchen, daraus einen Erfolg zu machen.

Klar, für uns ist es spannend, auf einem neuen Kontinent und auf einer neuen Rennstrecke zu fahren. Für mich heißt es: zurück nach Europa. Außerdem betrachte ich es als eine tolle Chance, gegen Audi und BMW und die Power der DTM anzutreten. Für die SUPER GT ist das eine ganz große Sache, das wird sicherlich ganz toll!

Vor allem: Wir haben keine Ahnung, wie es laufen wird. Sind die SUPER-GT-Autos schneller? Werden wir mit den Hankook-Reifen zurechtkommen? Es ist spannend, ich kann es kaum erwarten!

Was bedeutet es für dich, erstmals nach so langer Zeit wieder in Deutschland zu fahren?

Also, ich bin schon so alt, dass ich sogar noch auf dem alten Hockenheimring gefahren bin. Das werde ich nie vergessen: die wahnsinnig langen Geraden, mit Vollgas in den Wald, mit dem kreischenden V10 im Rücken...

Andererseits mag ich auch die neue Strecke in Hockenheim. Dort habe ich einige wirklich schöne Rennen erlebt. 2004 stand ich dort auf dem Podium. Zuvor war ich wegen eines Motorwechsels zurückversetzt worden. Im Rennen gab es Probleme mit meinem Helm, da sich das Band während der Fahrt gelöst hatte. Das war, sagen wir mal, interessant. 2012 hatte ich ein tolles Rennen gegen Seb (Vettel), das habe ich sehr genossen.

Welche DTM-Fahrer kennst du?

Natürlich kenne ich Paul (Di Resta), weil wir zusammen in der Formel 1 gefahren sind. Als ich noch in Monaco lebte, sind wir uns oft begegnet. Darüber hinaus haben wir zusammen den gleichen Job als Experte bei den Formel-1-Übertragungen auf Sky, also haben wir vieles gemeinsam. In Hockenheim fahren wir erstmals seit Le Mans 2018, wo wir beide an den Start gingen, mal wieder in einem Rennen gegeneinander.

Auch Timo (Glock) kenne ich von der Formel 1 und ich erinnere mich noch an Jamie Green aus dem Kartsport. Ich freue mich sehr, auch andere Fahrer aus der DTM kennenzulernen. Seit ich denken kann, gilt die DTM als eine äußerst professionelle Serie mit einem hohen fahrerischen Niveau. Ich kann mich noch daran erinnern, als Mika Häkkinen und David Coulthard dort fuhren. Für sie war es alles andere als einfach.

Von meinen Einsätzen in der SUPER GT weiß ich, wie hoch das Niveau in diesen Serien ist: Professionelle Fahrer, die Besten ihres Fachs. Wirklich sehr beeindruckend. Ich weiß, dass René Rast gerade den Titel gewonnen hat, und dass sowohl Gerhard Berger als auch Keke Rosberg eine sehr hohe Meinung von ihm haben. Daher ist es sehr interessant, einen Einblick in die Welt der DTM zu erhalten. Da bekommt man sicherlich nichts geschenkt!

Du fährst mit der Startnummer 1. Was bedeutet das für dich?

Also, das ist, als ob man mit einer größeren Zielscheibe auf dem Rücken fahren würde, das weiß ich schon! Aber das habe ich alles schon erlebt und es ist immer ein Privileg, mit dieser Nummer fahren zu dürfen. Ich wusste gar nicht, dass ich die Nummer 1 bekomme, das ist also wirklich cool.

Natürlich will man jedes Rennen gewinnen, bei dem man an den Start geht. In der SUPER GT sind wir in dem Bereich nicht so schlecht unterwegs, aber offen gesagt, muss ich in Hockenheim nicht um jeden Preis gewinnen. Ich bin dort schon einige Jahre nicht mehr gefahren, somit wird es einfach guttun, mal wieder im europäischen Rennsport-Umfeld zu sein und einige bekannte Gesichter wiederzusehen.

Seitdem du SUPER GT fährst, und auch in der WEC gestartet bist, hast du ein wachsendes Interesse für Sportwagen- und GT-Rennen feststellen können? Und möchtest du weiterhin mit geschlossenen Autos im Rennsport aktiv bleiben?

Als ich noch Formel 1 fuhr, habe ich immer gesagt, dass ich Rallyecross fahren wollte, denn das war, was mein Vater immer gemacht hat. Es sah auch immer nach Spaß aus. Dazu ist es bislang nicht gekommen – noch nicht, wohlgemerkt –, aber ich habe schon Off-Road-Rennen und Veranstaltungen mit Rocket in den USA bestritten. Das ist etwas, was ich vertiefen möchte.

Als die Chance aufkam, mit Honda SUPER GT zu fahren, sagte mir das auch sofort zu. Der Rennkalender ist nicht so umfangreich, besonders im Vergleich zum vollgepackten Plan der Formel 1, der natürlich eine Vollzeitbeschäftigung bedeutet. Aber wichtiger noch: Die Autos sind genial, und das Konzept einer GT-Langstreckenserie gefällt mir sehr.

Natürlich stellt die Formel 1 immer alle anderen Serien in den Schatten, aber ich bin davon überzeugt, dass es für Serien wie SUPER GT, WEC und DTM noch Möglichkeiten gibt, eine größere Reichweite zu erzielen. Ich glaube, dass Fahrer und Fans schnelle, PS-starke Autos wollen, was wiederum Fahrer und Sponsoren von einem höheren Niveau anzieht. Ich würde mich absolut freuen, wenn diese Serien international noch beliebter werden.