Nico Müller: „Ich habe mich auf dem Norisring schon immer wohlgefühlt“
Nach seinem Sieg beim DTM-Rennen in Misano hat Nico Müller eine Menge erlebt. Der Schweizer im Interview vor dem Audi-Heimspiel auf dem Norisring (Samstag und Sonntag jeweils ab 13 Uhr live auf SAT.1).
Wie hast du den zweiten Sieg in der DTM gefeiert?
Am Sonntagabend gab es in der Audi-Hospitality ein Get-together. Es war schön, mit dem ganzen Team und auch Audi-übergreifend auf das gute Wochenende anzustoßen. Danach bin ich mit meiner Crew, den Mechanikern und Ingenieuren, noch etwas an der Adriaküste weitergezogen. Dort kann man so einen Erfolg gut feiern. Das hat uns weiter zusammengeschweißt und noch mehr motiviert, das möglichst bald zu wiederholen.
Wie viele WhatsApp-Nachrichten hast du nach dem Sieg bekommen?
Es gab tatsächlich sehr viele Glückwünsche. Es ist schön zu sehen, dass die Leute mitfiebern und an solchen Erfolgen gerne teilhaben. Auch von langjährigen Wegbegleitern und wichtigen Personen in meiner Karriere wie unserem ehemaligen Chef Dr. Wolfgang Ullrich gab es Nachrichten – darüber freut man sich natürlich.
Nach dem Sieg in Misano ging es gleich weiter nach Neuburg, wo du Fußballstar Thomas Müller Fahrstunden gegeben hast. Müller hoch zwei, sozusagen ...
Thomas Müller zu treffen war ein absolutes Highlight. Er ist ein total cooler Typ, völlig am Boden geblieben und sehr entspannt. Er hat sich auch hinter dem Lenkrad gut angestellt. Ein Rennauto wie den Audi R8 LMS GT4 am Limit zu bewegen, ist ja nicht so einfach. Er hat sich schnell getraut das Auto zu pushen und hatte viel Spaß dabei. Für mich war es eine Ehre, ihm ein bisschen Fahrkünste mit auf den Weg zu geben, ihn etwas zu coachen und bei einer Taxifahrt im Audi RS 5 DTM auch einen kleinen Vorgeschmack auf die DTM zu geben. Es war für uns beide ein richtig toller Tag.
Interessierst du dich für Fußball? Bald findet in München ja auch wieder der Audi Cup statt.
Ich bin zugegebenermaßen nicht der größte Fußballfan und auch kein besonders talentierter Fußballer. Aber ab und zu verfolge ich schon, was da passiert. Diese Sportart genießt ein so großes Interesse, dass man da gar nicht drum herumkommt. In meiner Heimat haben die Berner Young Boys gerade einen guten Lauf. Sie haben die Szene in der Schweiz im Griff, worüber ich mich sehr freue. Ich hatte auch schon die Gelegenheit, den FC Bayern München in der Allianz Arena live zu sehen. Die Stimmung, die da herrscht, diese Leidenschaft für den Club, das ist absolut der Oberhammer. In Deutschland ist das jedes Jahr die Mannschaft, die es zu schlagen gilt. Davor kann man als Sportler nur den Hut ziehen.
Zurück zur DTM. Am Wochenende steht der Norisring auf dem Programm.
Auf den Norisring freue ich mich extrem. Das ist eine Strecke, an die ich sehr viele schöne Erinnerungen habe. Dort habe ich 2016 mein erstes DTM-Rennen gewonnen. Aber auch 2018 waren wir da Audi-intern stark unterwegs. Ich habe mich auf dem Norisring schon immer wohlgefühlt. Ich mag Stadtkurse generell und gehe mit einem guten Gefühl dorthin. Ich bin top motiviert und gut vorbereitet.
Der Norisring ist nur 2,3 Kilometer lang, was macht ihn trotzdem so schwierig?
Es gibt in der Tat nur vier Kurven. Das Layout sieht einfach aus. Aber wir fahren dort auf sonst öffentlichen Straßen. Es gibt viele kleine versteckte Herausforderungen. Die Strecke ist ziemlich uneben. Der Belag verändert sich von Jahr zu Jahr, wir müssen die Strecke jedes Mal neu lernen. Und anders als auf normalen Rennstrecken muss man sich von unten Schritt für Schritt ans Limit herantasten, denn zwischen den Mauern und Leitplanken kommt dich jeder kleine Fehler teuer zu stehen. Und die Abstände sind minimal. Am Norisring geht es um Hundertstel.
Zwischen den beiden DTM-Rennen in Misano und am Norisring warst du beim E-Prix in Bern. Wie hast du das Formel-E-Rennen in deiner Heimatstadt erlebt?
Der Renntag beim E-Prix in Bern war absolut genial. Das Zuschauerinteresse war riesig. Der Support, den ich gespürt habe, obwohl ich gar nicht gefahren bin, war cool. Ich glaube, ich hatte noch nie eine so lange und intensive Autogrammstunde. Es ist schön zu sehen, dass die Leute in meiner Heimat diese Leidenschaft teilen.
Für die Formel E hast du sogar auf das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring verzichtet.
Es war extrem komisch, nach fünf Jahren erstmals nicht am Start zu stehen. Es ist meiner Meinung nach das härteste 24-Stunden-Rennen der Welt. Dass Audi Sport dort immer wieder gewinnt, ist absolute Oberklasse. Gratulation! Ich hoffe, ich kann in Zukunft auch wieder selbst am Start stehen und um den Sieg kämpfen.
Was rechnest du dir für den Norisring aus?
Im letzten Jahr war BMW dort sehr stark und das werden sie vermutlich auch dieses Jahr sein. Aber natürlich wissen wir nicht, wo wir am Norisring im Vergleich zu Aston Martin stehen. Wir müssen uns auf uns konzentrieren und wieder einen top Job machen. Dann sehe ich keinen Grund, warum wir nicht erneut um die ganz großen Punkte kämpfen sollten.