Markus Reiterberger mit zwei Podestplätzen in Oschersleben
Foto: Jens Hawrda
Nach dem erfolgreichen Auftakt der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM auf dem Lausitzring, wo das Team BCC-alpha-Van Zon-BMW unter der Leitung des Belgiers Werner Daemen und des Deutschen Andreas Gerlich mit ihren vier Piloten Markus Reiterberger (D), Pepijn Bijsterbosch (NL), Jan Mohr (A) und Kamil Krzemien (PL) in der Superbike-Klasse brillierte, unter anderem mit dem Doppelsieg für den dreifachen Champion Markus Reiterberger, ging es am vergangenen Wochenende gleich wieder auf Punktejagd. Dieses Mal gastierte die IDM in der Motorsport Arena Oschersleben.
Markus Reiterberger kam direkt aus Belgien an die IDM-Piste gereist. In Spa-Franchorchamps hatte er mit dem BMW-Langstrecken-Team für den Anfang Juni anstehenden Weltmeisterschafts-Lauf geprobt und sich dort schon mal den Streckenrekord gesichert, der vorher jahrelang fest in der Hand seines belgischen Teamchefs lag. Am Freitag ging es mit der BMW M 1000 RR für ‚Reiti‘ in Oschersleben wieder zurück in die Sprint-Abteilung. Auch da ließ sich der Bayer nicht lumpen und landete planmäßig in Startreihe 1, obwohl die Motorsport Arena nicht zu seinen unbedingten Lieblingsstrecken zählt. Um überschaubare 13 Tausendstel Sekunden hatte er die Pole-Position an seinen härtesten Konkurrenten und Marken-Kollegen Florian Alt abgeben müssen.
Für das erste Rennen am Sonntag hatte sich Reiterberger für den härteren Pirelli SC1 entschieden, um damit sicher über die Distanz zu kommen. Bis zur letzten Runden, und auch da bis zur drittletzten Kurve, leistete der BMW-Pilot auch fleißig die Führungsarbeit. Alt konnte er allerdings nicht ganz abschütteln und musste sich nach dessen herzhafter Attacke auf den letzten Metern mit Platz 2 zufriedengeben. «Es war ein unterhaltsames Rennen», beurteilte er das Geplänkel mit Alt. «Ich wollte mit dem härteren Reifen auf Nummer sicher gehen und hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass Alts weiche Mischung so lange hält. Fünf Runden vor Schluss habe ich dann meine Attacke gesetzt, bekam aber dann selbst ein paar Probleme mit den Reifen, da ich auf der Flanke keinen rechten Grip mehr hatte.» Und das Überholmanöver von Alt in der letzten Runde? «Ich war schon innen in der Kurve», schildert Reiterberger, «da kam er innen über die Kerbs und hat mich kurz rausgeschoben. An der Stelle hätte ich nicht mit ihm gerechnet. Es war hart, aber das passt schon.»
Rennen 2 entschied sich Reiterberger für die weiche Mischung und fackelte am Start nicht lange. Nach der umgekehrten Startreihenfolge musste der Bayer von Platz 9 losfahren, was ihn nicht daran hinderte, sich bereits auf den ersten Metern die ersten Konkurrenten zu schnappen, in der dritten Kurve die Führung zu übernehmen und diese bis zur schwarz-weiß karierten Flagge auch nicht mehr abzugeben. Die Tabelle führt der dreifach IDM-Meister jetzt mit satten 49 Zählern an. «Ich wusste vorher, dass Alt eine super Pace hat», verriet Reiterberger nach seinem Sieg. «Da habe ich dann einfach einen brutalen Start hingelegt und habe versucht, wegzufahren. Der Grip war heute allgemein recht schlecht und alle hatten wohl das Problem mit Spinning am Hinterrad. Ich habe dann mit dem Reifen wohl am besten gehaushaltet.»
Jan Mohr hatte mit gesundheitlichen und technischen Problemen zu kämpfen
Foto: Jens Hawrda
Jan Mohr hatte beim Auftakt mit seinem ersten Podestplatz geglänzt, fand in Oschersleben allerdings nur schwer in seinen gewohnten Rhythmus. Der Österreich hatte mit einem Magen-Darm-Infekt zu kämpfen und musste in den ersten Trainingssessions arg leiden. Nach den beiden Qualifyings zog er sich mit Startplatz 6 dennoch achtbar aus der Affäre. Auch die Kräfte kamen beim Österreicher langsam, aber sicher zurück. «Das waren ein paar unruhige Nächte», meinte er. «Leider hatte ich im zweiten Quali in der ersten Runde mit dem weichen Reifen einen Verbremser in der Hasseröder-Kurve und fuhr ins Kiesbett und konnte mich nicht mehr verbessern. Aber einen sechsten Startplatz nimmt man doch gerne.»
Platz 6 wurde es für den Österreicher, dem es am Rennsonntag auch körperlich so halbwegs ging, auch im ersten Rennen. Er hatte sich wie sein Teamkollege Markus Reiterberger für die harte Variante des Pirelli-Reifens entschieden. «Ich wollte einfach safe sein», begründet er seine Wahl. «Obwohl ich einen nicht so guten Start hatte, lief es vor allem am Ende echt gut. Da konnte ich die Lücke zufahren. In der letzten Runde kam es noch zu einem Fight mit Rob Hartog im Shell-S, den er gewonnen hat. Aber Platz 6 geht absolut in Ordnung.»
Das Ergebnis hätte er im zweiten Rennen gerne noch getoppt. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Nach wenigen Runden steuerte Mohr die Box an. «Leider begann die Elektronik Probleme zu machen», klärte er anschließend auf. «Ich habe es dann noch eine Runde lang probiert, aber der Motor setzte immer wieder aus. Das hat dann leider keinen Sinn mehr gemacht, weiterzufahren. Schade.» Nach dem für Mohr nicht ganz stressfreien Wochenende konnte er es sich am Abend bei der Heimfahrt nach Österreich auf dem Beifahrersitz des Wohnmobils bequem machen und seinem Vater das Kommando am Steuer überlassen.
Pepjin Bijesterbosch
Foto: Jens Hawrda
Pepijn Bijsterbosch setzte auch im zweiten IDM-Meeting der noch jungen Saison seine Jagd nach einem Podestplatz fort. Auch von einem kleinen und zudem unverschuldeten Ausrutscher im Training ließ sich der Niederländer, der seine mühsame Saison 2021 inzwischen abgehakt hat und sich wieder im Aufwind befindet, nicht aus der Fassung bringen und eröffnete am Rennsonntag nach Startplatz 7 die dritte Startreihe.
Nicht ganz happy war der ehrgeizige Niederländer nach getaner Arbeit mit den Plätzen 7 und 8 in den beiden Sonntagsrennen in der Motorsport Arena Oschersleben. Doch vor allem die Fortschritte in Lauf 2, wo er in der Gruppe im Kampf um den vierten Rang mitfahren konnte, trösteten ihn über seine nicht ganz so prächtigen Platzierungen hinweg. «Das freie Training verlief wirklich gut», fasste er sein Wochenende zusammen, «aber das Qualifying war etwas enttäuschend, und der siebte Platz in der Startaufstellung war nicht das, was ich erreichen wollte. Das erste Rennen war schwierig, ich hatte nicht den Motor, den ich wollte. Es war schwierig, damit zu kämpfen. Für das zweite Rennen haben wir eine Änderung vorgenommen, und das war ein Schritt in die richtige Richtung. Erst als es mit dem Reifenabbau losging, hatte ich Schwierigkeiten, mit vollem Tank zu lenken. In der zweiten Hälfte des Rennens lief es besser und ich hatte einen schönen Kampf mit Julian Puffe. Das Ergebnis ist nicht das, was wir uns gewünscht hätten, aber wir haben das Wochenende mit einem Schritt nach vorne beendet und das gibt Zuversicht für die nächsten IDM-Läufe in Most.»
Kamil Krzemien
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Kamil Krzemien, seit dieser Saison neu im Team BCC-alpha-Van Zon-BMW, nahm seine Arbeit wie immer bestens gelaunt auf und konnte erstmals in dieser Saison mit ein wenig Streckenkenntnissen aufwarten. War der Lausitzring noch komplettes Neuland, kannte sich der Pole nach Erfolgen in der Langstrecken-WM in der Motorsport Arena Oschersleben schon einigermaßen aus. «Am Freitag lief es echt gut», berichtet er. «Am Samstag hatten wir dann ein wenig mit der Fahrwerkseinstellung zu kämpfen. In der Mitte der Kurve und beim Bremsen war es echt gut, aber am Kurvenausgang hatte ich mit dem Hinterrad zu tun.
Bis zum Sonntag hatten die Techniker rund um Krzemien das Problem aber in den Griff bekommen und nach Platz 8 in Rennen 1 prophezeite er wie schon am Lausitzring ein besseres Ergebnis in Lauf 2, welches er mit Platz 5 dann auch gekonnt ablieferte. «Im zweiten Rennen war ich in einer guten Gruppe dabei», berichtet er. «Ich war zwischenzeitlich auch mal an Toni Finsterbusch vorbei auf P4, aber er hatte am Ende die etwas bessere Pace. Und wenn ich ehrlich bin, wollte ich es zum Schluss auch nicht übertreiben.» Somit bewies der Pole nicht nur Talent und Schnelligkeit, sondern auch Köpfchen, was ihm am Ende des Tages den siebten Platz in der Gesamtwertung bescherte, in absoluter Schlagdistanz zu den vorderen Rängen.
Vier Wochen Pause sind für die IDM-Abteilung des Teams BCC-alpha-Van Zon-BMW nun angesagt, in der die Motorräder wieder fit gemacht werden für das nächste IDM-Wochenende vom 24. bis 26. Juni im tschechischen Most. Dazwischen gilt es für Reiterberger, Mohr und Teamchef Werner Daemen im belgischen Spa-Franchorchamps Daumen zu drücken, wenn die Langstrecken-Weltmeisterschaft nach jahrzehntelanger Abstinenz wieder auf die Strecke in den Ardennen zurückkehrt.