Donnerstag, 20. August 2020

Interview mit Audi-Pilot Robin Frijns

Robin Frijns: „Ich bin optimistisch, bald meinen ersten DTM-Sieg feiern zu können“

Robin Frijns
Foto: Audi Communications Motorsport / Malte Christians

Vor dem zweiten DTM-Rennwochenende in der Lausitz blickt der dreimalige Polesetter Robin Frijns auf den eng getakteten Saisonstart zurück. Zudem berichtet der Audi-DTM-Pilot von der Stimmung im Team Abt Sportsline und erzählt, wie er die wenigen freien Tage zu Hause verbringt.

Wie fühlst du dich nach deinem Rennmarathon in der DTM und in der Formel E in den vergangenen drei Wochen?
Ich fühle mich immer noch gut. Es war ziemlich anstrengend, vor allem mental, durch die Wechsel von dem einen Rennauto in das andere und zurück. Es fühlt sich immer erst mal ungewohnt an und es braucht ein paar Runden, um sich wieder mit dem jeweiligen Auto vertraut zu machen. Was körperliche Beschwerden angeht, hat sich mein linker Daumen nach den Formel-E-Rennen in Berlin etwas bemerkbar gemacht, weil wir viele Linkskurven zu fahren hatten. Das ist nur ein Beispiel für kleinere Probleme, die ganz normal sind, wenn man so viele Rennen fährt – fast jeden Tag.

Wie lief deine Vorbereitung auf die DTM-Events am Lausitzring mit so wenig Zeit zwischen den Rennen der beiden Serien?
Die Vorbereitung war aufgrund der kurzen Zeit dazwischen zwar nicht optimal. Aber das Team hat Rennwochenende wirklich sehr gut vorbereitet, auch ohne uns Fahrer. Nur so konnte ich zweimal auf Pole und erneut aufs Podium fahren. Vor dem Saisonauftakt in Spa haben wir zudem versucht, die enge Taktung vor den Lausitzring-Rennen durch eine intensivere Vorbereitung zu kompensieren.

Dein Teamkollege Nico (Müller) und du habt große Teile eurer Motorsportkarriere geteilt. Wie hat sich eure Beziehung über die Jahre entwickelt?
Das erste Mal sind wir uns 2012 begegnet, damals noch in der World Series by Renault. Wir haben aber nicht wirklich miteinander gesprochen, da wir für verschiedene Teams im Einsatz waren. Erst später, als wir beide im GT3-Programm für Audi Sport fuhren, haben wir uns bei den gemeinsamen Rennen richtig kennengelernt. Und seit wir in der DTM als Teamkollegen bei Abt Sportsline fahren, hat sich unser Verhältnis immer weiter verbessert. Vergangenes Jahr haben wir mit unseren Freundinnen sogar gemeinsam Urlaub gemacht. Es ist im Rennsport nicht immer einfach, zu seinem Teamkollegen sowohl professionell als auch privat ein gutes Verhältnis zu haben.

Glaubst du, dass es ein Schlüsselaspekt eures Erfolgs ist, dass ihr so gut miteinander auskommt?
Das ist schwer zu sagen. Es sind so viele Dinge, die perfekt ineinandergreifen müssen, damit sich Erfolge einstellen. Aber die Atmosphäre, die wir in unserem Team haben, insbesondere in den letzten zwei Jahren, war immer sehr gut. Wir ziehen alle an einem Strang und versuchen, uns gegenseitig zu unterstützen. Ich denke, es trägt sicherlich mit zum Erfolg bei und bringt uns als Team auf ein höheres Level.

Du konntest in dieser Saison drei von vier Pole-Positions erringen, wartest aber noch auf deinen ersten DTM-Sieg. Was fehlt aus deiner Sicht, um auf dem Podium ganz oben zu stehen?
Ehrlich gesagt ist es ein wenig seltsam, wie es dieses Jahr läuft. Denn in der Vergangenheit war das Qualifying nie meine Stärke. Ich habe mich immer mit gutem Speed in den Rennen zurückgekämpft. Doch gerade scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Jetzt waren wir stark im Qualifying, aber in den Rennen nicht schnell genug. Ich glaube aber nicht, dass es uns das ganze Jahr über begleiten wird. Die ersten beiden Veranstaltungen waren eher Sonderfälle. In Spa hatten alle große Probleme mit dem Reifenverschleiß. Und der Lausitzring ist eine Strecke mit wenig Grip, womit ich mich schon immer schwergetan habe. Ich denke, auf anderen Strecken, wie Assen oder Zolder, die meinem Fahrstil eher entgegenkommen, wird es für mich auch in den Rennen und hoffentlich weiterhin im Qualifying gut laufen. Noch liegen sieben Rennwochenenden vor uns und ich bin optimistisch, schon bald meinen ersten DTM-Sieg feiern zu können.

Nach fast drei Wochen Renngeschehen verbringst du jetzt wieder etwas Zeit zu Hause. Wie wirst du versuchen dich zu erholen?
Ich bin Sonntagabend zu Hause angekommen und nun sehr froh, die nächsten drei Tage hier zu sein. Zu Hause versuche ich immer den Rennsport auszublenden, mich bestmöglich zu erholen und die kleinen Dinge zu genießen – etwa Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Außerdem versuche ich mein Schlafkonto wieder aufzufüllen. Während der Rennwochenenden hat jeder lange Arbeitstage und kurze Nächte. Die nächsten neun Wochen werden für mich weiterhin arbeitsintensiv sein, ohne ein freies Wochenende. Deshalb achte ich darauf, mir Auszeiten zu nehmen, wann immer es möglich ist.


Wie wichtig ist dir die Unterstützung durch deine Familie und Freunde während dieser intensiven Zeit?
Die gibt mir sehr viel. Nicht nur während der vielen Rennwochenenden, sondern jederzeit. Letzten Endes bin ich ein normaler Typ, der sich an einfachen Dinge im Leben erfreut. Zum Beispiel daran, in meinem Lieblingsrestaurant zu Mittag zu essen, ohne die ganze Zeit an die Arbeit zu denken. Ganz egal, ob mit meiner Familie, mit Freunden, oder mit meiner Freundin. Ich genieße es immer, sie um mich zu haben.

Deine Partnerin arbeitet ebenfalls bei Abt Sportsline. Hast du dadurch weniger Heimweh?
Es freut mich natürlich sehr, sie auch an der Rennstrecke in meiner Nähe zu haben. Doch obwohl wir für dasselbe Team und am selben Ort arbeiten, laufen wir uns gar nicht so oft über den Weg. Sie hat ihre Arbeit, ich meine und wir sind beide auf unsere Aufgaben an der Rennstrecke fokussiert. Es ist ein völlig anderes Umfeld. Allgemein bin ich sehr zufrieden damit, wie wir unser berufliches und privates Leben geregelt haben.

Bei deinem Facebook-Live-Interview am vergangenen Samstag hast du auch dein soziales Engagement angesprochen. Was motiviert dich, anderen Menschen Gutes zu tun?
Es ist großartig, helfen zu können. Ganz besonders, wenn es Kinder betrifft. Ich möchte später auch gerne eine eigene Familie haben. Für Eltern ist es das Wichtigste, ihre Kinder glücklich aufwachsen zu sehen. Ich habe großes Glück gehabt, das Leben führen zu können, von dem ich immer geträumt habe. Gleichzeitig weiß ich auch, dass nicht alle so viel Glück haben. Das macht einem klar, dass es im Leben Dinge gibt, die wichtiger sind als Motorsport.

Während des Interviews hast du auch deinen treuen Reisebegleiter vorgestellt. Was ist die Geschichte dahinter?
Vor einigen Jahren ist der Sohn eines Bekannten von mir schwer erkrankt. Ich wollte helfen und bin damals mit der Charity „Groot Hart“ in Kontakt gekommen, was so viel heißt wie „großes Herz“. Ich wusste, dass er ein Racing-Fan ist und habe ihn dann nach Zandvoort eingeladen, um mit mir als Beifahrer in einem Radical SR3 mitzufahren. Ich habe einfach versucht, ihm eine sorgenfreie Zeit zu bieten. Sechs Monate später ist er leider gestorben. Seitdem habe ich den Teddybären, den er mir geschenkt hat, immer mit auf Reisen zu den Rennwochenenden.

Wie blickst du auf das erste der beiden Rennwochenenden auf dem Lausitzring und die Duelle mit deinem Audi-DTM-Teamkollegen René Rast im Sonntagsrennen zurück?
Es war ein heißes Duell, keine Frage. Ich denke, es hätte für uns beide einfacher laufen können. Aber natürlich haben wir uns im Vorfeld keinen gemeinsamen Plan zurechtgelegt. Ich dachte, er würde mich wieder vorbeilassen, als ich später schneller war. Wir hatten noch keine Gelegenheit, uns auszutauschen, da wir nach dem Rennen noch viele Termine und Meetings hatten. Aber vielleicht bietet sich noch vor dem nächsten Rennen eine Gelegenheit.

Am kommenden Wochenende steht die längere Variante des Lausitzrings auf dem Programm. Wie unterscheidet sie sich von dem Sprintkurs?
Vom Setup her sind beide Strecken ähnlich. Aber wir müssen unsere Longruns verbessern. Allgemein ist der Lausitzring nicht meine Lieblingsstrecke, da der Kurs nur wenig Grip bietet und einem nur wenige Information vermittelt, was mit dem Auto gerade passiert. Mir gefällt die längere Streckenvariante besser, da sie zwei zusätzliche Geraden enthält und damit mehr Möglichkeiten zum Überholen bietet. Und Kurve sechs ist zum Glück anders. Auf dem Sprintkurs ist die Passage ziemlich uneben, was meinem Fahrstil nicht sehr entgegenkommt. Nun hat man mit der längeren Geraden nach Kurve fünf eine weitere gute Chance, Plätze gutzumachen. Zudem wird die Rundenanzahl und damit auch der Reifenverschließ etwas geringer sein. Während des Rennens durchfährt man dadurch weniger Kurven und die Reifen haben auf den Geraden etwas mehr Zeit abzukühlen sofern auch das Wetter mitspielt.

Was hast du dir für die Rennen vorgenommen?
Ich war ziemlich überrascht, dass wir am vergangenen Wochenende bei beiden Rennen von der Pole-Position aus starten konnten. Unser Ziel ist es, erneut konkurrenzfähig zu sein und weiter Meisterschaftspunkte zu sammeln. Wir hatten bereits Chancen zu gewinnen und ich denke, uns werden sich im Laufe der Saison noch weitere bieten. Hoffentlich bereits kommendes Wochenende.