Die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft (IDM) rollt wieder. Auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie kann Deutschlands höchste Serie im Straßenrennsport nicht aufhalten. Zwar müssen wegen COVID-19 viele Sicherheitsauflagen erfüllt werden und die Saison wurde von acht auf vier Veranstaltungen gekürzt, dennoch haben sich so viele Teilnehmer angemeldet wie seit mehreren Jahren nicht. Die ersten Rennen finden vom 14. bis 16. August 2020 auf dem TT Circuit in Assen statt.
Das Team der Motor Presse Stuttgart rund um Serienmanager Normann Broy hat ganze Arbeit geleistet. Der IDM-Auftakt in den Niederlanden wird ein Spektakel. Allein in der IDM Superbike 1000 haben sich 30 Fahrer angemeldet. Das ist ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr. Wie hochkarätig die Topklasse mit den reichlich 200 PS starken und über 300 km/h schnellen Motorrädern ist, zeigt, dass sich Jonas Folger dazu entschieden hat, hier sein Renn-Comeback zu starten. Der ehemalige MotoGP-Pilot und Testfahrer tritt auf Yamaha für das Team Bonovo Action by MGM Racing an. Der GP-Star gilt im Vorfeld als Maß der Dinge und als Titelfavorit. Aber lässt sich Titelverteidiger Ilya Mikhalchik auf der S 1000 RR BMW des EGS-alpha-Van Zon-BMW-Teams davon beeindrucken? Der 23-jährige Ukrainer aus Kiew war in den letzten zwei Jahren nicht zu bezwingen und ist fixiert auf den maximalen Erfolg. Damit nichts dazwischen kommt, residiert er bis zum Herbst in Belgien in der Nähe der Teambasis. Er verzichtet auf Heimflüge nach Osteuropa, um so den Problemen möglicher Reisebeschränkungen aus dem Weg zu gehen. In Assen treffen die Konkurrenten erstmals aufeinander.
Die Rechnung an der Spitze wird auch nicht ohne Julian Puffe (Honda), Erwan Nigon (Kawasaki), Bastien Mackels (Yamaha), Florian Alt (BMW) Daniel Kartheininger (Suzuki) sowie den einheimischen Kollegen Ricardo Brink (Yamaha) und Pepijn Bijsterbosch (BMW) gemacht. Was die Angelegenheit noch brisanter macht: Keiner darf sich einen groben Fehler leisten, denn zum Ausbügeln ist die Saison diesmal zu kurz.
In der IDM Supersport 600 will Max Enderlein (Yamaha) den Titel verteidigen. Auch hier hat sich das Feld spürbar verdichtet und kommt aus ganz aus Europa. Die Superstock 600-Klasse, in der weniger geschraubt werden darf, aber bei getrennter Wertung im gleichen Feld mitfährt, wurde 2020 aufgewertet. Dem bisherigen Cup wurde der IDM-Status verliehen.
Wer Kämpfe vom Feinsten sehen will, kommt auch an der Nachwuchsklasse IDM Supersport 300 nicht vorbei. In Assen tummeln sich 35 Teilnehmer am Start und alle wollen gewinnen. Das Einstiegsalter liegt laut FIM-Reglement bei 13 Jahren. Die kleinste IDM-Klasse mit einer Motorleistung um die 50 PS hat sich zum Bestseller entwickelt und nicht selten entscheidet die letzte Kurve über Sieg und Niederlage.
Auch Stars wie der achtfache Sidecar-Weltmeister Tim Reeves haben die IDM für sich entdeckt. Der Multi-Champion misst sich in der 600 cm³-Kategorie mit Markus Schlosser, Bennie Streuer, Pekka Päivärinta oder Josef Sattler. Ein stattlicher Teil des Feldes aus der Sidecar-Weltmeisterschaft hat hier eine weitere Spielwiese gefunden. Obwohl in der WM ausschließlich 600 cm³-Antriebe erlaubt sind, ist die IDM auch immer noch offen für Sidecars mit 1000cm³-Motoren, die separat gewertet werden. Wird 2020 endlich das Erfolgsjahr für den Sachsen Mike Roscher?
In Assen werden die Grundsteine im Kampf um die IDM-Titel gelegt, die schon manchen Weg in die Weltmeisterschaft ebneten. Pro Klasse stehen zwei Rennläufe auf dem Zeitplan. Einen Blick in den Breitensport gewährt das Rahmenprogramm der IDM. Hier fahren der Pro Superstock Cup und der Twin Cup um Punkte.
Die Zuschauerränge an der Rennstrecke bleiben aufgrund der Corona-Bestimmungen in diesem Jahr unbesetzt, doch die Fans können alle Läufe per Livestream und Livetiming direkt miterleben. Unter dem Link www.idm.de/live werden am Samstag die Eröffnungsläufe den Klassen IDM Supersport 300, IDM Supersport 600 und IDM Superstock 600 übertragen. Ab 15:55 Uhr geht es Schlag auf Schlag. Am Sonntag beginnt die Primetime 12:00 Uhr. Zu sehen sind der Twin Cup, die Top-Klasse IDM Superbike 1000, der Pro Superstock Cup, die IDM Supersport 300, die beiden 600 cm³-Klassen sowie die Sidecars. Die Übertragungszeit von einer Dauer von fast fünf Stunden ist eine Hommage an alle Fans, die in diesem Jahr draußen bleiben müssen.