- Mit 18 Jahren an der Spitze: "Ich bin einfach nur happy und glücklich"
- Hesses große Leidenschaft Tourenwagensport: "Das war schon immer mein Traum"
- 2018 noch bester Junior, 2019 nun Champion: "Jetzt können wir feiern"
Als Max Hesse in seinem Hyundai i30 N TCR über die Ziellinie raste, brüllte der neue Champion der ADAC TCR Germany all seine Freude heraus. Der große Druck und die eigenen hohen Erwartungen, die so schwer auf seinen Schultern gelastet hatten, fielen in diesem Moment von ihm ab. "Ich freue mich wahnsinnig, ich verspüre pure Freude", jubelte der 18-Jährige, der sich in einem Herzschlagfinale auf dem Sachsenring den Meistertitel gesichert hatte: "Ich bin einfach nur happy und mega glücklich, es ist unglaublich. Ich danke allen, die das möglich gemacht haben."
Sieben Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Harald Proczyk (43, Österreich, HP Racing International) und 14 auf Audi RS3 LMS-Pilot Antti Buri (30, Finnland, LMS Racing) fuhr Hesse heraus. Insgesamt siegte Hesse viermal, dazu kommen fünf weitere Podiumsplatzierungen in insgesamt 14 Rennen. 2018 war er noch Sieger der Honda Junior Challenge geworden, ein Jahr später ließ er den Fahrertitel in der umkämpften ADAC TCR Germany folgen. Wie geht's jetzt 2020 weiter? "Ab morgen beschäftige ich mich damit, was die Zukunft bringt, aber heute genieße ich einfach nur den Moment", sagte der von der ADAC Stiftung Sport geförderte Hesse.
"Er hat einen unglaublichen Job gemacht in diesem Jahr, sein Weg geht steil nach oben", sagte Andreas Klinge, Teamchef von Hesses Hyundai Team Engstler über den 18-Jährigen. Hesse selbst hatte im Laufe der Saison bewiesen, dass er trotz seines jungen Alters bereits erstaunlich nervenstark ist. Seine drei Rivalen in der Meisterschaft - Proczyk, Buri und Mike Halder (23, Meßkirch, Profi-Car Team Honda ADAC Sachsen) - sind mindestens fünf Jahre älter und deutlich erfahrener. Diesem Nachteil setzte Hesse viel Leidenschaft entgegen, zudem konnte er sich in engen Momenten auf seine Nervenstärke verlassen. "Ich hatte gar keine Zeit, mich auszuruhen und Fehler zu machen, weil ich so unter Druck stand", meinte Hesse lächelnd.
"Ich liebe Racing, dieses Adrenalin, die Zweikämpfe - deswegen habe ich mich auch für Tourenwagensport entschieden", erzählte Hesse: "Es gab für mich von Anfang an nichts anderes. Der Speed, das Fighten mit den Leuten. Das ist Hardcoresport, du kannst Rad an Rad fahren. Tür an Tür. Du hast immer Zweikämpfe, das macht einfach so viel Spaß und ist jeden Morgen aufs Neue meine Motivation."
Die Leidenschaft für schnelle Autos hat Hesse übrigens von seinem Vater. Mario Hesse war es, der seinen Sohn schon früh mit dem "Motorsportvirus" infizierte. "Ich bin mit dreieinhalb Jahren das erste Mal Kart gefahren, mein Vater hat mich damals mitgenommen", sagte Max Hesse. Während andere Jungs in seinem Alter andere Sportarten betrieben, war "Motorsport schon immer mein Traum", betonte der heute 18-Jährige, dessen Talent im Kartsport schnell zu sehen war.
2010 wurde er Champion im ADAC Kart Masters, diese Erfolge wiederholte er 2011 und 2012. Dazu kommen zahlreiche weitere Titel, Siege und Triumphe. 2018 fühlte er sich schließlich bereit für den Umstieg vom Kart- in den Tourenwagensport. Hesse war damals gerade 16 Jahre alt, doch schnell zeigte sich, dass er auch in der neuen Umgebung bestes zurechtkommt.
Für das Team Prosport Performance startete Hesse im Audi RS3 LMS in der ADAC TCR Germany. Seine erste Saison schloss er gleich als Sechster der Gesamtwertung und als Sieger der Honda Junior Challenge ab. Dafür erhielt er einen neuen Honda Civic - doch für den ambitionierten Hesse, der eine Ausbildung zum Speditionskaufmann absolviert, war das längst kein Grund, es langsamer angehen zu lassen.
Im Gegenteil: Für das Jahr 2019 folgte der Wechsel zum Hyundai Team Engstler und der Umstieg vom Audi RS3 LMS in den Hyundai i30 N TCR. Dass das der richtige Schritt war, zeigte sich im Saisonverlauf. Gleich in Oschersleben fuhr er als Zweiter und Dritter zwei Podiumsplatzierungen ein, in Zandvoort feierte er dann schließlich seinen ersten Saisonsieg. Hesse punktete zwar konstant, vor allem aber in der zweiten Saisonhälfte war er nicht zu stoppen.
Auf dem Nürburgring wurde er Zweiter hinter dem Rallye-Superstar Thierry Neuville (31, Belgien), der als Gast dabei war. Dazu kamen ein weiterer Sieg und vor allem ein überragendes HockenheimWochenende, an dem er die Führung in der Gesamtwertung übernahm und diese nicht mehr abgeben sollte. "Mittlerweile habe ich es so weit hoch geschafft. Bis in die ADAC TCR Germany und jetzt zum Champion", sagte Hesse: "Diesen Erfolg werden wir jetzt groß feiern und genießen."