Jens Marquardt Foto: BMW-Motorsport |
Nach dem ereignisreichen
Rennwochenende in Zandvoort (NL) bereiten sich die vier BMW DTM-Teams auf das
große Saisonfinale in Hockenheim (DE) vor. Während bei den Fahrern die
Entscheidung um den Titel bereits gefallen ist, liegt der Fokus von BMW
Motorsport beim zehnten Lauf des Jahres auf der Hersteller- sowie auf der
Teamwertung. In beiden Klassements kann sich BMW noch berechtigte Hoffnungen
auf den Spitzenplatz machen. Im Interview spricht BMW Motorsport Direktor Jens
Marquardt über den bisherigen Saisonverlauf und die Zielsetzung für das letzte
Rennen im badischen „Motodrom“.
Das Interview gibts hier zu lesen:Herr Marquardt, schon vor dem DTM-Finale steht Mike Rockenfeller vorzeitig als DTM-Champion fest. Wie beurteilen Sie seine Leistung?
Jens
Marquardt: „Mike Rockenfeller war über den Saisonverlauf aufgrund seiner
Konstanz nur sehr schwer zu schlagen. Er hat von Saisonbeginn an in jedem
einzelnen Lauf gepunktet – und ist auch in Rennen, in denen er eine schwierige
Ausgangssituation hatte, sehr klug und überlegt gefahren. Audi, das
Phoenix-Team und ‚Rocky‘ haben 2013 einfach eine ganz starke Vorstellung
abgeliefert. Und deshalb gratuliere ich im Namen von BMW Motorsport herzlich
zum Titelgewinn. Außerdem ist ‚Rocky‘ ein äußerst sympathischer Rennfahrer.
Deshalb gönnen ihm den Titel im DTM-Fahrerlager ganz besonders viele.“
Haben Sie daran geglaubt, dass Augusto Farfus „Rocky“
noch abfangen kann?
Marquardt:
„Gehofft habe ich es natürlich bis zum Schluss. Augusto ist in meinen Augen
aktuell der Mann der Stunde. Das BMW Team RBM und er haben in der zweiten
Saisonhälfte eine fantastische Serie hingelegt. Vier Podestplätze und zwei
Siege hintereinander sind eine beeindruckende Bilanz. Augusto hat das Maximum
herausgeholt und den Druck aufrechtgehalten. Doch auch ‚Rocky‘ hat sich keine
Blöße gegeben und den Titel in Zandvoort souverän und cool unter Dach und Fach
gebracht. Er hat in jedem Rennen gepunktet, Augusto hatte drei Nuller. Das hat
letztlich den Ausschlag gegeben. Diese Leistung erkennen wir neidlos an.“
Wie fällt Ihr Fazit zum bisherigen Saisonverlauf im
Allgemeinen aus?
Marquardt:
„Die zweite Saison nach unserem Wiedereinstieg war bisher die erwartet
schwierige. Wir haben mit großartigen Resultaten begonnen, wie etwa beim
Doppelsieg in Hockenheim oder beim historischen Dreifach-Triumph in Spielberg.
Danach folgte eine schwierige Phase – aus der wir uns nach und nach wieder
herausgekämpft haben. Insbesondere die Ergebnisse von Augusto zeigen, dass wir
in der zweiten Saisonhälfte immer stärker geworden sind. Dennoch haben wir pro
Rennen 2013 im Schnitt gut 35 Punkte geholt. 2012 waren es zum selben Zeitpunkt
drei Zähler weniger. Aber: Die Leistungsdichte in der DTM ist noch einmal höher
geworden. Und deshalb muss es unser Anspruch sein, mannschaftlich noch
kompakter aufzutreten und auch in der Breite gute Resultate einzufahren. Das
ist unser Ziel für das noch ausstehende Rennen und auch für die Saison 2014.“
Viele sind nach der vergangenen Saison und den guten ersten Rennen von einem Durchmarsch von BMW ausgegangen. Wo machen Sie die Gründe für die Schwierigkeiten in diesem Jahr fest?
Marquardt:
„Es gab zu Saisonbeginn einige Änderungen, die sich signifikant ausgewirkt
haben. DRS und Optionsreifen sorgten für turbulente Rennen und teils schwer
einschätzbare Rennverläufe, insbesondere in der frühen Phase der Saison, als
sich beides noch nicht recht einschätzen ließ. Das verkürzte Rennformat lässt
wenig Raum für Optimierungsschleifen. Wer im freien Training kein optimales
Set-up findet, hat im Qualifying keine Chance auf einen vorderen Startplatz.
Zuletzt lagen im Zeittraining in Zandvoort beispielsweise zwischen Platz eins
und Platz 22 lediglich acht Zehntelsekunden. Und wer ganz hinten startet, für
den ist es trotz Strategiemöglichkeiten fast unmöglich, nach vorne zu fahren.
Ebenfalls ein Faktor: Wir haben unser Engagement ausgeweitet und sind seit
dieser Saison mit mittlerweile vier Teams und acht Fahrzeugen am Start.
Natürlich mussten wir dazu intern einiges anpassen und solch eine neue Struktur
muss sich dann auch erst einmal wieder einspielen.“
Jens Marquardt Foto: BMW-Motorsport |
Wie lauten Ihre Ziele für das verbleibende Rennen?
Marquardt:
„In Hockenheim sind jetzt noch zwei Titel zu vergeben. Den Titel des besten
Rookies in der DTM hat Marco Wittmann bereits sicher. In der Hersteller- bzw.
der Teamwertung fehlen BMW und dem BMW Team RBM jeweils nur wenige Punkte zu
Platz eins. Unser Hauptaugenmerk liegt nun darauf, nach dem Rennen in
Hockenheim möglichst in beiden Klassements ganz oben zu stehen. Dafür werden
alle mit Hochdruck arbeiten – ganz gleich ob bei BMW Motorsport oder bei
unseren Teams. In der hart umkämpften DTM ist der Herstellertitel von sehr
hoher Bedeutung.“
Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie in Hockenheim
wieder einen Titel zu feiern haben?
Marquardt:
„Unsere Formkurve zeigt nach dem Tal zur Saisonmitte wieder nach oben. Wir
wollen nach zuletzt zwei Siegen in Folge auch beim Finale noch einmal ein
Top-Ergebnis erreichen. Jeder im Team ist top-motiviert. Außerdem liegt uns
Hockenheim. Natürlich nimmt sich auch die Konkurrenz einen guten
Saisonabschluss vor. Schließlich geht es noch um eine ganze Menge. Deshalb
steht schon jetzt fest, dass sich die Fans in Hockenheim auf ein erneut
fesselndes Finale freuen können – auch wenn der Fahrertitel schon vergeben ist.
Ich kann nur alle einladen, am 19. und 20. Oktober an die Rennstrecke zu
kommen. Die Atmosphäre beim Saisonfinale ist immer einzigartig – und wir freuen
uns darauf.“