Mit einer ungewöhnlichen Strategie ist Mattias Ekström am vergangenen Wochenende auf dem Lausitzring das erste Podiumsergebnis in der DTM 2017 gelungen. Die Rallycross-WM führt der Audi-Pilot vor dem fünften Lauf in Lydden Hill (GB) am kommenden Wochenende an. Im Interview zieht Mattias Ekström eine erste Zwischenbilanz.
Mattias Ekström
Foto: Jens Hawrda
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Mattias Ekström: „Mit drei Siegen in den ersten drei Rennen in die neue Rallycross-Saison zu starten war einfach unglaublich, ein Traum! In der DTM hatte ich an den ersten beiden Wochenenden gute Rennen, aber schlechte Qualifyings. Deshalb stehe ich in der Tabelle nicht da, wo ich gerne stehen würde. Viel wichtiger ist aber: Die DTM ist auf einem guten Weg und macht wieder Spaß – uns Fahrern genauso wie den Fans.“
Was ist so gut an der „neuen“ DTM?
„Es sind endlich Dinge umgesetzt worden, über die jahrelang nur geredet wurde. Es hat sich viel getan im Winter, und das Ergebnis stimmt. Alle Änderungen, die gemacht wurden, haben sich bereits an den ersten beiden Wochenenden bewährt. Die Leistungsdichte war in der DTM schon immer sehr groß, aber die Rennen waren oft nicht so toll, vor allem am Samstag. Jetzt gibt es jede Menge Überholmanöver, und man kann auch von hinteren Startpositionen noch weit nach vorn kommen. Wir haben in Hockenheim und am Lausitzring tolle Überholmanöver gesehen. Das ist klasse für die Fans, aber auch für uns Fahrer.“
Am Samstag haben Sie sich auf dem Lausitzring gleich zwei BMW auf einmal geschnappt und am Sonntag auf dem Weg zum zweiten Platz Mercedes-Benz-Pilot Robert Wickens außen herum überholt. Die Fans auf den Tribünen haben getobt ...
„So etwas wollen die Fans eben sehen. Ich habe Videos der beiden Überholmanöver gleich in den sozialen Medien gepostet und jede Menge Likes und Kommentare bekommen. Im Rallycross geht es permanent zur Sache. In der DTM haben wir lange nicht mehr so viele Überholmanöver und Action gesehen wie in diesem Jahr – und das noch dazu auf eine faire Art und Weise. Wenn du außen herum überholst, musst du dich darauf verlassen können, dass dein Gegner mitspielt. Das war bei Robert (Wickens) am Sonntag so und auch mit Augusto (Farfus) und Marco (Wittmann) am Samstag. Ich habe ja immer gesagt, dass es sogar gut ist, dass wir in diesem Jahr weniger Fahrer haben. Dadurch steigt die Qualität.“
Haben Sie auch das Gefühl, dass die „neue“ DTM bei den Fans gut ankommt?
„Die Atmosphäre war in Hockenheim und am Lausitzring sehr positiv. Man spürt die Aufbruchstimmung – auch dank des neuen Chefs Gerhard Berger an der Spitze. Die DTM hat sich schon immer Fan-Nähe auf die Fahnen geschrieben, die Autos aber vor den Zuschauern versteckt. Das ist jetzt anders. Dinge wie Pit View sind eine super Sache. Für unsere Mechaniker ist es ungewohnt, bei der Arbeit derart beobachtet zu werden, für die Fans aber großartig. Sie können die faszinierende Technik eines DTM-Autos endlich sehen. Ich würde sagen, die Richtung stimmt. Gerne noch mehr davon.“
Wie finden Sie den neuen Indianapolis-Start nach einem Safety-Car-Einsatz?
„Sehr gut! Das sorgt für Action. Natürlich müssen auch wir Fahrer uns daran gewöhnen, und die Regeln mussten etwas präzisiert werden. Aber grundsätzlich passt das. Ich wäre auch dafür, beim normalen Start in der DTM vier oder fünf Autos nebeneinander in einer Reihe zu haben – so ähnlich wie beim Rallycross. Die Fans wollen einfach Unterhaltung.“
Anderes Thema: Wie gut ist der neue Audi RS 5 DTM?
„Über die Renndistanz ist unser Audi derzeit der Maßstab. Wir haben im Winter bei den Tests sehr viel Wert darauf gelegt, weil wir wussten, dass die Renn-Performance bei den neuen Regeln entscheidend sein wird. Im Qualifying müssen wir noch etwas nachlegen. Aber auch das ist Teil der DTM-Regeln: Wenn du über die Renndistanz stark sein willst, musst du im Qualifying Kompromisse eingehen. Die Zuschauer profitieren davon, denn sie sehen dadurch viele Überholmanöver. Aber wir werden daran arbeiten, etwas weiter vorne zu starten. Jamie (Green) und René (Rast) haben gezeigt, dass es geht. Also muss ich es auch können.“
Wer kam denn am Lausitzring am Sonntag auf die Idee, nach nur einer Runde die Reifen zu wechseln?
„Ich habe schon vor der Saison gesagt, die weicheren Reifen sind ein Schritt in die richtige Richtung. Aber wenn es nicht zu heiß ist, wird man auf einigen Strecken auch die ganze Distanz fahren können, wenn man die richtige Abstimmung hat. Die hatten wir am Lausitzring. Ich konnte mit den Reifen schon immer ganz gut haushalten, deshalb war das Risiko aus meiner Sicht nicht hoch. Und von Startplatz acht muss man einfach etwas riskieren. Deshalb habe ich gesagt: Ich komme gleich nach der ersten Runde rein. Es hat funktioniert: Die Reifen waren bis zum Ende top.“
Letzte Frage: Fahren Sie bei der DTM am Norisring oder Rallycross in Höljes?
„Diese Frage muss unser Chef (Dieter Gass) beantworten. Ich möchte mit ihm nicht tauschen ...“