Samstag, 6. August 2022

Heimvorteil, oder nicht in der Kathedrale des Motorradrennsports?

Foto: Jens Hawrda

Vom 12. bis 14. August 2022 reist die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft (IDM) zum TT Circuit Assen in die benachbarte Niederlande. Dort wartet auf die Fahrer und Fans ein absoluter Highspeed-Kurs. Die längste Gerade misst 970 m. Die Kurven sind traditionell leicht überhöht. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten, die auf der Strecke erreicht werden, trägt sie den Spitznamen „Cathedral of Speed“. 

Hier ist vor allem Rob Hartog (Team SWPN) zu Hause. Der Rookie aus der IDM Superbike hofft bei seinem Heimrennen auf der SWPN-Yamaha die BMW-Macht an der Spitze empfindlich stören zu können. Im Blut des 30-Jährigen ist zweifelsohne die Rennsport-DNA seiner Familie zu finden. Sein Onkel Wil wurde zwölf Mal Niederländischer Meister und er gewann fünf Grand-Prix in der Habliterklasse. Rob ging bereits mehrmals in der Supersport-Weltmeisterschaft an den Start. Die stärkere IDM Superbike ist für ihn immer noch Neuland, doch von Rennen zu Rennen kämpft er sich weiter nach vorn. Aber nicht nur Rob Hartog hofft auf einen Heim-Vorteil, auch Ricardo Brink, Jereon Hilster (beide TEAM RR SOCIA RACING TeamNL) und Pepijn Bijsterbosch (BCC-alpha-Van Zoe-BMW) kennen ihre Heimstrecke gut und werden alles tun, wichtige Meisterschaftspunkte aus Assen mit nach Hause zu nehmen.

In der Vergangenheit gelang es bereits Vladimir Leonov (Hertrampf MO Yamaha Racing Team), Leandro Mercado (Holzhauer Racing Promotion) und Leon Haslam (Kawasaki Weber-Motos Racing) ein komplettes BMW-Siegerpodium zu verhindern. Es wird sich nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Toni Finsterbusch (GERT56), Jan Mohr (BCC-alpha-Van Zon-BMW) und Leonov in Assen zeigen, ob es außer den üblichen Podestfahrern auch noch andere Anwärter auf die Top drei gibt. 

Nur eines steht fest: Markus Reiterberger (BCC-alpha-Van Zon-BMW), der große Dominator in der Königsklasse, wird als Spitzenreiter nach Assen fahren und die Rennstrecke auch als Meisterschaftsführender wieder verlassen. Er hat bereits 77 Punkte Vorsprung in der Gesamtwertung und ihm ist der vierte Titel in der höchsten IDM-Klasse kaum noch zu nehmen. Seine größten Gegner Florian Alt (Wilbers-BMW-Racing) und auch Julian Puffe (GERT56) werden aber versuchen, den Triumph so lange wie möglich hinauszuzögern.

Sensationell ist auch der Einsatz der beiden Superbike-WM-Fahrer Loris Baz und Eugene Laverty, die mit dem Team Bonovo Action BMW an den Start gehen werden. Teaminhaber Jürgen Röder und Teammanager Michael Galinski haben ihre Wurzeln in der IDM und freuen sich auf ein Wiedersehen mit der Serie. Baz und Lavery sind Gastfahrer, bekommen also keine Punkte. Interessant wird trotzdem, wo sie sich im Starterfeld einreihen werden.

In der IDM Supersport führt Max Enderlein (M32 Racing) die Gesamtwertung an. Er hat zuletzt auf dem Schleizer Dreieck vom Niederländer Twan Smits (Team Apreco) an der Spitze Besuch bekommen. Der 18-jährige Aufsteiger aus der Nachwuchsklasse IDM Supersport 300 hatte sich eiskalt und unerwartet am zweifachen Champion vorbeigeschoben, bekam aber nur Sekunden später eine Retourkutsche. Konkurrenz lauert auch in Form des Belgiers Luca de Vleeschauwer (Kawasaki Weber-Motos-Racing-Team), der momentan Gesamt-Zweiter ist. Und auch Andy Kofler (Kawasaki Schnock Team Motorex) darf auf der 4,555 Kilometer langen Strecke nicht unterschätzt werden. Der Österreicher ist vor allem wegen seiner exzellenten Starts bekannt.

Brisanter als in der IDM Supersport 300 kann es in punkto Nachwuchs nicht zugehen. Zwischen dem Führenden Leo Rammerstorfer (Freudenberg KT-Paligo Racing) und seinem Verfolger Marvin Siebdrath (Füsport-RT Motorsports by SKM-Kawasaki) liegen nur drei Punkte. Hier geht auch um den Kampf zwischen den Marken. Das Konzept der KTM RC 390 R tritt gegen die Kawasaki Ninja 400 an. WM-Fahrer Lennox Lehmann, der zusätzlich zur großen Weltbühne auch den Großteil der IDM-Rennen bestreitet, hätte seinen Teamkollegen Rammerstorfer zuletzt auf dem Schleizer Dreieck gerne noch mehr unterstützt, aber wegen technischer Probleme war für den Junior nach seinem Sieg im ersten Lauf, im zweiten nur ein sechster Platz drin. In der IDM Supersport 300 entscheiden zumeist Zehntel-, Hundertstel- oder auch Tausendstelsekunden über Sieg und Niederlage. Fahrer aus neun Nationen treten an. In den Top Ten sind ein Österreicher, fünf Deutsche, drei Niederländer und ein Ungar vertreten.

Wer in Assen jeweils am schnellsten die 17 Kurven in einer Runde auf dem Circuit bewältigt, wird spannend. Zur Rennaction der Prädikatsklassen bieten auch in Assen wieder die Gastklassen der Pro Superstock Cup und des Yamaha R3 bLU cRU Cup weitere Unterhaltung. Auch wieder mit im Boot ist in diesem Jahr zum zweiten Mal, nach dem IDM-Lauf in Oschersleben der Northern Talent Cup. Auch in der Nachwuchsklasse, die zum „Road to MotoGP“ Nachwuchsprogramm der Dorna Sports - Rechteinhaber der Motorrad-Weltmeisterschaft - gehört, hat einige Niederländer, die ihren Heimvorteil nutzen könnten, mit am Start. Ein gut gefülltes Rahmenprogramm ist also garantiert.

Wer es nicht zur legendären MotoGP-Rennstrecke nach Assen schafft, der kann sich die Rennen wieder live auf www.idm.de/live anschauen. Auch weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie auf der Webseite der Serie unter www.idm.de