GERT56 ist mit seinem Fahrer-Trio aus Patrick „Pax“ Hobelsberger, Toni „FiBu“ Finsterbusch und Jan-Ole „J-O“ Jähnig erfolgreich in die Saison 2024 der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) gestartet. Auf ihren durch RS speedbikes vorbereiteten BMW M 1000 RR Maschinen sammelten die GERT56-Piloten auf dem Sachsenring in Summe drei Podeste. Im neuen Superpole-Qualifying-Format hatte sich Hobelsberger auch die beste Startposition sichern können.
„Zeit das sich was dreht“. In einem Reel im Winter wurde dieses Lied von Herbert Grönemeyer verwendet. Es war in vielerlei Hinsicht passend für die Saison von GERT56 in der IDM. Zum einen Vorfreude, gepaart mit einer großen Erwartungshaltung, auf eine IDM-Saison, in welcher der Titel doppelt glänzen wird. Denn die IDM Superbike ist nicht nur hinsichtlich Startfeld gewachsen, sie hat auch nochmal an Klasse zugelegt und mit Ducati ist nicht nur irgendeine Marke zurück, sondern aktuell die Benchmark im internationalen Motorradrennsport in den Premiumklassen.
2024 geht GERT56 ins vierte Jahr der seiner IDM-Geschichte. Wer Teamchef Karsten Wolf und seinen Freund, Partner und Technik-Chef Ronny Schlieder kennt, der kennt auch deren Philosophie und Herangehensweise an neue Projekte. Erfolg braucht Zeit, doch der Weg muss mit Ungeduld gepflastert sein, damit man immer wieder wachgerüttelt wird. Die Vorbereitung im Winter war wenig Korsett, doch ganz viel Plan. Sie sah bei den Fahrern völlig unterschiedlich aus. Es gab individuelle Einheiten, die mit einem Remote-Support durch die Crewchiefs und Fahrwerkspartner SPV, sowie Material von GERT56 unterstützt wurden, es gab ausgiebige, effektive aber auch zugleich stimmungsvolle Teamtests und es gab und gibt sogenannte „Guerilla Tests“ mit kleinem Besteck auf den IDM-Strecken.
Was hat sich am Sachsenring gedreht? Der Umstand, dass seit langer Zeit, ein privates Kundensportteam mit Pax Hobelsberger die IDM in der Premiumklasse anführt. Zum einen ein Kompliment für Sportler und Team, zum anderen aber auch für das Produkt aus München und dessen technische Basis. Beim Auftakt gab es „Pax 2.0“ zu bestaunen: Mit mehr Balance in der gesamten Lebensführung, die nichts vom Fokus auf den Rennsport weggenommen hat und ihn insgesamt noch sicherer und stärker macht. Wie er nach der für alle schockierenden Qualizeit von Florian Alt mit 1:22,632 reinkommt, sich eine frische Pelle holt und in zwei fliegenden Runden nochmal zwei Zehntel findet, hat im Fahrerlager dieses positiv belegte Wörtchen „krank“ als Zeichen der Bewunderung hervorgerufen.
Dass sein „Mindset“ vor den ersten Regentropfen in Rennen 1 nicht auseinander gebrochen ist, er diesen vierten Platz, der dann noch durch die Rückversetzung von Alt (defektes Regenlicht) noch ein Dritter wurde, hat mit einem Telefonat mit Jonas Folger, einem perfekten Reifen-Management durch seine Crew und dem nicht mehr vorhandenen dicken Hals zu tun. In Rennen zwei zeigten das Team und Hobelsberger, dass die Techniker rund um Ronny Schlieder und SPV Suspension Guru Rüdiger Kranz das Gerät auf eine Runde und über die Konstanz schnell bekommen haben und dafür sorgen, dass am Ende noch genug Gummi übrig ist, was neben den überragenden sportlichen Fähigkeiten eines Pax Hobelsberger der Schlüssel für die Attacke und Verteidigung war.
Auch im ersten Lauf wäre ein Sieg für Toni Finsterbusch möglich gewesen, doch dafür hatte es dann doch zu wenig geregnet. FiBu holte die Ränge zwei und fünf und unterstrich damit einmal mehr, dass er einer der komplettesten Rennfahrer im Feld ist. Dass er rund hundert Tage nach seinem komplizierten Schien- und Wadenbeinbruch wieder zurück auf dem Podium und unter der Woche Vollzeitunternehmer ist, zeigt aber auch wieviel seine Erfahrung und der unfassbare Grundspeed an Ausfall kompensieren. Mit Platz drei in der Gesamtwertung geht er in diese Saison. Für Teamchef Karsten Wolf ist er der „Fahrerbrigadier“ und erster Ansprechpartner, genauso wie für seine beiden jungen Teamkollegen. Und auch die Fahrer der Klasse der IDM-Superbike vertrauen ein weiteres Jahr auf ihn als Fahrersprecher und schätzten dabei seine Expertise, seine Loyalität und seine Unabhängigkeit bei der Bewertung von Situationen.
Will man optimistisch in die Zukunft schauen, dann sollte man sich auch einen Schulterblick gönnen, vor allem Jan-Ole Jähnig. In Rennen holte er den sechsten Platz direkt hinter seinem Mentor. Ganz klar die Bestätigung des Vorjahrestrends. Das war sein erklärtes Ziel, welches er auch im Bericht aus Valencia von INBO Media klar kommunizierte.
Nach zwei von 14 Läufen führt Patrick Hobelsberger mit 41 Punkten die Meisterschaft an und hat deren drei Vorsprung auf den Italiener Lorenzo Zanetti. Toni Finsterbusch sammelte am Sachsenring 31 Zähler und ist Dritter, Jan-Ole Jähnig kommt auf 13 Punkte und Zwischenrang elf.
Stimmen zum Rennwochenende
Patrick Hobelsberger:
„Kurz vor dem ersten Rennen fing es an zu Regnen. Wir machten schnelle Entscheidungen, da der Regen unerwartet kam. Alle Wetterprognosen haben nicht Wort gehalten. Somit wurden wir mehr oder weniger ins kalte Wasser geschmissen. Wir konnten eine gute Zwischenlösung finden und gingen mit viel Gefühl an die Sache, denn ich hatte kaum Regenkilometer auf dem Superbike. Alle Tests bisher gaben uns nie die Möglichkeit im Regen zu trainieren. Mein Start war gut und ich konnte mit der Führungsgruppe mitfahren. Einige Kleinigkeiten konnte ich während der Fahrt am Lenkerschalter optimieren, die Traktionskontrolle und Motorbremse habe ich mir so hingedreht, dass ich das Rennen am Ende auf einem sehr starken dritten Platz beenden konnte. Definitiv ein sehr starkes Renen für das Gesamtergebnis, denn meine beiden Hauptkonkurrenten waren hinter mir und meine Regenschwäche konnte ich mit Köpfchen umfahren.
In Rennen zwei war es endlich soweit: trockene Strecke obwohl es 10 Minuten vor dem Lauf noch genieselt hatte. Ich wusste, es ist meine Chance. Mein Start war sehr gut, jedoch machte ich in Kurve eins einen kleinen Fehler und Florian Alt kam innen durch. Das Rennen war ein reiner Dreikampf zwischen den beiden Deutschen Meistern Florian Alt und Ilya Mikhalchic. Es ging bis zum Ende hart zu. Nach dem 6. Gescheiterten Überholversuch an Alt versuchte ich meinen Hinterreifen zu schonen und die ganze Zeit auf der Bremse gut zu machen. Dies war ein perfekter Plan, denn die letzten paar Runden konnte ich meine deutlich überlegene Pace vom Freitag und Samstag ausspielen. In der vorletzten Runde konnte ich die Führung übernehmen und das letzte Überholmanöver von Alt abwehren. P1 im Rennen und Führung in der Gesamttabelle war das Ergebnis!“
Toni Finsterbusch:
Ich war ganz zufrieden mit Startplatz vier, da haben wir einen guten Team-Work gemacht mit einem GERT56-Zug. In Rennen eins hat es geregnet, sodas die Strecke komplett nass war. Ich bin schnell auf Zeiten gekommen, aber im Regen kann ja alles passieren. Auf den ersten Runden habe ich mir gutes Vertrauen und eine gute Pace erarbeitet und hatte dann auch einen guten Plan. Dann kam aber Zanetti vorbei noch und den konnte ich nicht halten. Und auch der fünfte Platz im zweiten Rennen war gut. Besonders nach dem Winter, mit meiner Verletzung, habe ich mir solche Ergebnisse eigentlich nicht ausmalen dürfen für den Auftakt. Das zeigt aber auch, wie hart das Team und auch ich gearbeitet haben, um hier hin zu kommen, wo wir sind.
Jan-Ole Jähnig:
Sonntag war mehr oder weniger etwas chaotisch, weil früh hatte es angefangen zu regnen und wir hatten vorher keine Session im Nassen und damit kein Setting. Da haben wir etwas auf gut Glück auf die Beine gestellt und das war ganz okay. Ich hab aber leider am Anfang zu viel Zeit verloren und mit Platz 13 war ich nicht wirklich zufrieden, gerade nach dem guten Qualifying. Andererseits habe ich das Motorrad heile nach Hause gebracht und das ist auch viel wert! Das zweite Rennen war glücklicherweise trocken, das war das, was wir wollten und wo wir zeigen konnten, was wir das ganze Wochenende herausgearbeitet hatten. Ich bin gut weg gekommen und konnte mich gleich auf Platz sechs hinter Toni einreihen und den Platz halten. Es war eine starke Pace und wir haben ordentlich Punkte geholt. Da war ich mega happy! Mal sehen, was jetzt in Oschersleben wird.