Montag, 13. Mai 2024

Aufregender IDM-Auftakt für das Team Champion-alpha-Van Zon-BMW

 

Foto: Dino Eisele, IDM

Das lange Warten hat eine Ende. Mehr als ein halbes Jahre dauerte die Winterpause der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft IDM. Doch am vergangenen Wochenende ging es wieder los und auf dem Sachsenring starteten die Piloten in die Saison 2024. Als feste Größe ist auch wieder das Team um den Belgier Werner Daemen in der Klasse Superbike am Start. Unter dem neuen Namen Champion-alpha-Van Zon-BMW gehen fünf Fahrer ins Rennen um die Krone im höchsten deutschen Motorradsport-Prädikat: Ilya Mikhalchik (Ukraine), Philipp Steinmayr (Österreich), Jan Mohr (Österreich), Bálint Kovács (Ungarn) und Max Schmidt (Deutschland).

Ilya Mikhalchik hat ein klares Ziel vor Augen. Er will 2024 seinen vierten Titel in der IDM Superbike holen. Nach den Team-Tests in Spanien und seinem BMW-Einsatz in der Langstrecken-WM drehte der Ukrainer vor dem IDM-Auftakt noch ein paar Runden auf dem Hockenheimring. «Ich kann auch ohne viel Testkilometer schnell sein», erklärt Mikhalchik. «Aber mit ein paar mehr Testkilometer hat man beim Schnellfahren alles besser unter Kontrolle. Der Sachsenring ist ja bekanntermaßen nicht meine Lieblingsstrecke, aber wenn man weiß, wo es hier lang geht, macht es schon Laune.» Mit einer persönlichen Bestzeit von 1.22,923 min gelang ihm die drittschnellste Zeit und ein Platz in der ersten Startreihe war dem Dreifach-Champion für den Sonntag sicher.

Vor dem ersten Rennen war ein Regenschauer über die Strecke gegangen und die Piloten mussten ohne Vorkenntnisse auf Regenreifen in ihr erstes Rennen starten. Mikhalchik tat sich schwer, sich mit den Bedingungen anzufreunden. Nach einem guten Start hatte er im Mittelfeld zu kämpfen und wurde am Ende 14. «Ja der Start war noch ok», fasste sein Teamchef die Lage zusammen. «Aber dann liefs nicht. Er hatte keinen Grip und dazu noch ein schlechtes Gefühl für sein Motorrad bei diesen Bedingungen.»

Für das Rennen am Nachmittag schien endlich wieder die Sonne und ein immerhin zartes Lächeln erschien nach Rang 3 auch wieder auf dem Gesicht von Mikhalchik. Der hatte über die komplette Distanz in der Vierer-Spitzen-Gruppe mitgehalten und sich den letzten Platz auf dem Podium gesichert. «Das war ein harter Kampf», beschrieb der Ukrainer die andauernden Taktik-Spielereien, die in einer angriffslustigen Schlussphase mündeten. «Aber jetzt bin ich happy mit dem Podestplatz, vor allem in Hinblick auf das Ergebnis in Rennen 1. Ich hatte nicht ganz das Vertrauen in mein Bike wie noch im Training und bei der Superpole. Im Regen ging das Rennen etwas daneben, aber ich habe daraus gelernt. Im zweiten Lauft stimmten die Kämpfe und mein Speed.»

Philipp Steinmayr hatte wie seine Champion-alpha-Van Zon-BMW-Team-Kollegen vor dem IDM-Auftakt noch ein paar Runden auf dem Hockenheimring gedreht. «Die waren sehr wichtig für mich», versicherte der Österreicher. «Auch wenn am ersten Tag die Technik nicht ganz mitgemacht hat, bin ich am Dienstag gut zum Fahren gekommen. So kam ich schon warmgefahren am Sachsenring an.» Nach dem Pre Practice war Steinmayr gleich unter den Top-12 und damit in der Superpole 2 gelandet. Am Samstagnachmittag musste er noch einen Piloten den Vortritt lassen und positionierte sich mit seiner BMW auf Startplatz 13. «Das Gefühl fürs Moped passt», hatte er schon vorher verraten. «Aber es ist dieses Jahr ein starkes Feld. Am Motorrad kann man sicherlich immer noch was besser machen, aber auch fahrerisch kann ich noch was tun. Im dritten Freien Training wollte ich eine Rennsimulation wegen des Reifens fahren, aber daraus wurde leider nichts, weil ich zwei Mal unplanmäßig in die Box musste.»

Im ersten Rennen schlug sich Steinmayr bei den durch einen vorangegangenen Regenschauer schwierig gewordenen Verhältnisse wacker. «Das Wetter war natürlich Scheiße und der Grip eine Katastrophe», so sein Lagebericht nach einem gelungenen siebten Platz im Rennen. «Ich bin top weggekommen am Start, ging aber in der ersten Kurve weit und hatte auch in der zweiten Kurve zu kämpfen. Ins Omega runter konnte ich dann ein paar Plätze gutmachen. Ich musste erst einmal ein Gefühl für das Motorrad kriegen und als Bálint Kovács vorbeikam, habe ich mich an dem festgebissen. Ich habe nur ihn gesehen, sonst nur Gischt und Dreck. Als ich am Ende an ihm vorbei war, hatte ich freie Sicht.» Im zweiten Lauf musste sich Steinmayr im Sonnenschein mit Platz 11 begnügen. «Das Motorrad hat gut funktioniert», hielt er fest. «Mein Start war gut, aber ich war auf der Außenbahn und da kamen in der ersten Kurve ein paar vorbei. Dahinter habe ich mich dann ein bisschen festgefahren und fand bis zum Ende keinen Weg an den Vorderleuten vorbei.»

Jan Mohr hat eine lange Racing-freie Zeit hinter sich. Nach seiner Verletzung im Jahr 2022 war er im Vorjahr nur auf seinem Heimrennen auf dem Red Bull Ring dabei. Seit diesem Jahr ist der Österreicher wieder voll dabei im Team Champion-alpha-Van Zon-BMW und zeigte sich auch gleich wieder in alter Stärke. Nach einer gelungenen  Pre-Practice-Session blieb Mohr auch in der Superpole cool und holte Startplatz 5. «Es hat ein bisschen gedauert, bis ich fit wieder fit war», blickt Mohr zurück. «Ich bin inzwischen ja auch zwei Jahre älter, habe in der Zeit viel gelernt und bin ein wenig ruhiger geworden.» Zur Vorbereitung auf die Saison war er nicht nur mit dem Team in Spanien unterwegs, sondern machte mit seinem Trainingsbike und seinen bulgarischen Mechanikern auch wieder das griechische Serres unsicher, wo er beide Rennen gewinnen und seinen eigenen Rundenrekord unterbot.

«Das war jetzt nicht so geil», meinte Mohr nach dem durch einen kurzen Regenschauer durchnässten ersten Lauf, der für ihn mit einem 10. Platz endete. «In der ersten Kurve nach dem Start hatte ich mich ungünstig positioniert. Danach hatte ich wenig Chancen. Immer wenn ich ans Gas gegangen bin, ist mir extrem das Hinterrad weggegangen. Alle anderen hatten dieses Problem meines Wissens auch, aber kamen damit wohl besser zurecht als ich. Natürlich hatte ich mir mehr erhofft, aber auf nasser Strecke ein zehnter Platz, das geht schon okay.» Der zweite Lauf fand am Nachmittag bei trockenen Bedingungen statt, doch für Mohr lief es vor allem am Anfang ein wenig zäh. Am Ende konnte er sich in der Verfolgergruppe durchsetzen und den 7. Platz eintüten. «Meine Pace war zum Schluss super», erklärt der Österreicher. «Wäre das Rennen noch ein, zwei Runden länger gegangen, wäre ich an Toni Finsterbusch und Jan-Ole Jähnig dran gewesen. Doch leider war das Rennen vorher fertig. Ich mach es mir zu Beginn halt gerne mal selber schwer, da muss ich dran arbeiten.»

Bálint Kovács fühlte sich beim Saisonauftakt gut vorbereitet auf sein zweites komplettes IDM-Jahr und war auch neben der Rennstrecke bei seinem Studium im Management-Bereich fleißig. Den letzten Schliff verpasste er sich kurz vor dem Auftakt noch auf dem Hockenheimring. «Der Sachsenring ist natürlich eine spezielle Strecke», ist er sich bewusst. «Auch das Feld ist sehr stark. Mit einer halben Sekunden schneller, steht man gleich ein gutes Stück weiter vorne. Es liegt alles sehr eng beisammen.» Den Sprung in die Superpole 2 gelang dem Ungar vom Team Champion-alpha-Van Zon-BMW auf Anhieb. Doch am Samstagnachmittag kämpfte Kovács mit stumpfen Waffen  und musste sich mit Startplatz 15 begnügen. «Es gab ein Problem mit der Bremse», erklärte Daemen die Lage. «Aber fürs Rennen ist alles okay, es war nur eine Kleinigkeit.»

Am Ende des Sonntags überzeugte der Ungar mit einem achten Platz im Regen und einem neunten Rang im Trockenen. «Zum Schluss kam mein Teamkollege Philipp Steinmayr vorbei», beschreibt Kovács Lauf 1. «Zu Beginn des Rennens hatte ich mich noch besser gefühlt als zum Schluss. Ich hing in der ersten Runde lange hinter Fahrern fest, die langsamer unterwegs waren als ich. Philipp und ich waren dann lange in unserer eigenen Welt unterwegs. In den letzten Runden war mein Reifen am Ende und ich bin auf Nummer sicher gegangen. Es hätte besser laufen können, aber es geht okay.»

Viel Arbeit gab es für den Ungar in Lauf 2, in dem er sich in einer hart kämpfende Gruppe wiederfand. «Es war lustig», so sein Rennbericht, « aber eine so große Gruppe hat auch ihre schlechten Seiten. Jeder fährt einen andere Stil. Doch ich konnte meine Reifen schonen und am Ende nochmal angreifen. Alles in allem bin ich happy, bis zu den Top-Fünf fehlt nicht viel.»
Max Schmidt hat ebenfalls wieder im Team Champion-alpha-Van Zon-BWM angedockt und war am ersten Tag noch nicht ganz happy und hatte viel mit seiner Technik-Crew zu besprechen. Er war im Freien Training am Freitag zu Boden gegangen. «Mein Vorderrad war den Wasserfall runter wohl noch zu kalt und ist mir eingeklappt», berichtet er. «Ich habe nichts, aber mein Motorrad war vorne rum ziemlich kaputt.» Dennoch schaffte er in Pre Practice am Freitag auf Anhieb den Sprung in die Superpole 2 am Samstag. «Da war ich mir sicher, dass das klappt», versicherte er. «Im dritten Freien Training habe ich noch ein wenig Selbstvertrauen getankt.» Bei der Jagd nach den besten Startplätzen belohnte er sich und seine Mechaniker-Crew mit den neuntbesten Zeit.

Nach den beiden Rennen am Sonntag ließ Schmidt ein wenig den Kopf hängen. Die Plätze 12 im Regen und 18 im Trockenen waren nicht das, was der Wuppertaler angepeilt hatte. «Eigentlich fühle ich mich am Sachsenring wohl», grübelte er im Anschluss. «Und das Quali war auch okay. Die Rennen waren dann eher ein Griff ins Klo. Vor allem im Regen bin ich sonst gut. Doch ich hatte nicht das rechte Vertrauen und konnte nicht angreifen. Ich war dann schon enttäuscht.» Positiver gestimmt ging er dann in den Nachmittagslauf, aber es sollte noch dicker kommen. «Ich wusste, dass ich im Trockenen schnell bin», versichert er im Anschluss. «Ich habe versucht, meinen Rhythmus aufzubauen, aber in der Gruppe kam ständig was dazwischen. Man konnte einfach nicht überholen. Dann hatte ich selber noch einen Fehler eingebaut. Als ich mich wieder vorgearbeitet hatte, kam ich in Kurve 1 auf einmal quer und habe dabei Kevin Origis berührt. Dafür bekam ich eine Drei-Sekunden-Strafe und bin aus den Punkten geflogen.»