Foto: Jens Hawrda |
Mit seinem Auftritt als Wildcard-Pilot in der Superbike-WM hat Jonas Folger am vergangenen Wochenende in Barcelona mächtig Eindruck gemacht. Erst wenige Minuten vor dem ersten Lauf konnten die Mechaniker die Yamaha startklar machen. Die Ausbeute des Spanien-Trips: Nach den insgesamt zwei Rennen hat sich Folger nicht nur seine ersten neun WM-Punkte in der Klasse, sondern auch allgemeine Anerkennung in der Superbike-Weltmeisterschaft erkämpft.
Mit dem Schwung des letzten Wochenendes reist der ehemalige Grand-Prix-Pilot zum Finale der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) nach Hockenheim. Vom 25. bis 27. September herrscht im badischen Motodrom Hochstimmung, denn in allen IDM-Soloklassen fallen die Titelentscheidungen.
Gute Nachricht für die Fans: Erstmals in diesem Jahr sind bei der IDM Zuschauer zugelassen. Die Karten werden nur vorab und online verkauft. Alle Details, unter anderem auch die Information zu den Eintrittspreisen, online unter: www.hockenheimring.de. Wer kein Ticket ergattert, kann trotzdem dabei sein. Die Rennen werden per Livestream unter www.idm.de/live übertragen.
Läuft alles nach Plan, feiert Jonas Folger in Hockenheim seinen ersten Titel in der IDM Superbike 1000. Er hatte zum Jahresbeginn die deutsche Topklasse auserkoren, um von dort aus den Sprung für ein WM-Comeback zu wagen. Seine Zukunft heißt aber nicht mehr MotoGP, sondern Superbike-WM. Sieben Punkte fehlen dem 27-jährigen Bayer aber jetzt noch zum IDM-Titel. Das heißt: Ein siebter Platz würde ihm reichen, um den Titel in jedem Fall vor dem zweifachen Meister Ilya Mikhalchik auf BMW zu sichern. Doch das ist nicht der Anspruch des Yamaha-Stars. Folger will die Saison abschließen wie er es bei allen bisherigen Veranstaltungen getan hat: mit der schnellsten Trainingszeit und Siegen in den zwei ausgetragenen Rennen. Dominic Schmitter (Yamaha), Vladimir Leonov (BMW), Alessandro Polita (Honda) und Marc Moser (Yamaha) kämpfen um die weiteren Platzierungen. Theoretisch ist für alle noch mindestens der dritte Platz in der Gesamtwertung greifbar. Kawasaki schickt mit dem Franzosen Valentin Debise einen Ersatzfahrer für Erwan Nigon ins Rennen, der am gleichen Wochenende seinen Vertrag in der Endurance-WM erfüllt. Debise hat wie Folger an der Superbike-WM-Runde in Barcelona teilgenommen, blieb aber punktelos.
Während es mit Folger in der Königsklasse einen klaren Favoriten gibt, ist die Entscheidung in den 600er-Meisterschaften völlig offen. In der IDM Supersport 600 führt Luca Grünwald mit seiner Kawasaki das Championat mit nur drei Punkten vor Lausitzring-Doppelsieger Martin Vugrinec auf Yamaha an. Ihm folgt Titelverteidiger Max Enderlein. Der Yamaha-Fahrer hat nur einen einzigen Punkt weniger als der Markenkollege aus Kroatien. Deshalb sind seine Chancen, den dritten Titel in Folge einzufahren, im grünen Bereich. In der seriennahen IDM Superstock 600 liegt Paul Fröde mit der einzigen Honda im Feld in Führung. Späteinsteiger Jan-Ole Jähnig auf Yamaha ist mit drei Punkten Rückstand vor den beiden entscheidenden Rennen in Schlagdistanz.
In der IDM Supersport 300 könnte Rick Dunnik auf Yamaha als erster Holländer den Titel holen. Der 18-Jährige startet mit 15 Punkten Vorsprung in die beiden Finalrennen der Nachwuchsklasse. Die Talente aus dem Nachbarland bilden zwar die zweitgrößte Teilnehmergruppe in der IDM Supersport 300, aber bislang konnte keines von ihnen die Meisterschaft gewinnen. Auch Dunnik ist noch nicht auf der sicheren Seite. Die über 35 Fahrerinnen und Fahrer des fliegenden Klassenzimmers sind immer für Überraschungen gut. In den sechs Läufen gab es in dieser Saison bislang fünf verschiedene Sieger. Und wie schlägt sich Lokalmatador Dirk Geiger auf seiner Heimstrecke? Eigentlich bestreitet der 18-jährige Mannheimer die Moto3-Junior-WM, aber diese hat gerade Pause. Also nimmt Geiger in der Zwischenzeit an der IDM teil und fuhr auf dem Lausitzring prompt aufs Podium. Wird er im Titelrennen vielleicht zum Zünglein an der Waage?
Nach einem rabenschwarzen Auftaktwochenende in Assen für den Titelverteidiger und achtmaligen Weltmeister Tim Reeves ist die IDM Sidecar 600 zu einem Überraschungspaket geworden. Die Schweizer Markus Schlosser und Marcel Fries reisen als Titelfavoriten nach Hockenheim. Sie könnten für eine vorzeitige Entscheidung sorgen. Ansonsten fallen die abschließenden Ergebnisse beim Sidecar-Festival Anfang Oktober in Oschersleben. In der WM sind sie nicht zugelassen, aber in der IDM finden auch die Sidecars mit 1000 cm³-Antrieb eine Heimat. Hier haben Mike Roscher/Anna Burkard bisher alle Rennen gewonnen.
Umrahmt wird das IDM-Finale in Hockenheim von den Rennen zum BMW Motorrad Boxer Cup, dem Pro Superstock Cup, dem Twin Cup sowie dem Northern Talent Cup.