Donnerstag, 3. September 2020

IDM Comeback auf dem Sachsenring mit Fahrern der Welt-Elite

Foto: Jens Hawrda
 

Nach sieben Jahren kehrt die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft (IDM) in der kommenden Woche am 7./8. September 2020 auf den Sachsenring zurück. Sie ist in diesem Jahr das absolute Highlight auf dem Traditionskurs, gespickt mit einem exzellenten Fahrerfeld und fesselnden Rennen. Die IDM hat sich unter der Leitung der Motor Presse Stuttgart zu einer europäischen Top-Meisterschaft entwickelt. Ungewöhnlich ist, dass die Serie an einem Montag und einem Dienstag ausgetragen wird und das Geschehen auf zwei statt drei Tage komprimiert ist. In diesem Zeitraum darf sich kein Teilnehmer einen Fehler leisten. In allen Klassen treffen starke Lokalmatadoren und Sachsenring-Kenner auf die weitere IDM-Elite. Gerade in der Motorradhochburg rund um Hohenstein-Ernstthal verleiht das den Rennen eine besondere Würze.

Zuschauer sind in Bezug auf die Sicherheitsbestimmungen wegen COVID-19 am Sachsenring nicht zugelassen. Alle Rennen werden aber per Livestream unter idm.de/live übertragen.  
 

Einer, der besonders gern an den Sachsenring kommt, ist Jonas Folger. Der 27-jährige Yamaha-Fahrer feierte hier vor drei Jahren seinen größten Erfolg als Zweiter im Rennen der MotoGP-Weltmeisterschaft. Kopf an Kopf hatte er damals mit dem mehrfachen Weltmeister Marc Márquez um den Sieg gekämpft. Nun hofft der Bayer nach einer krankheitsbedingten Pause auf den Sprung in die Superbike-Weltmeisterschaft. Die IDM Superbike 1000 als Bühne für sein Comeback auserkoren. Bereits nach dem Auftakt stellte er fest: „Für eine nationale Meisterschaft war ich schon begeistert und ich weiß das Level auch zu schätzen.“
Der ehemalige WM-Pilot gewann beim IDM-Auftakt beide Rennen in der Königsklasse, in der die Marken BMW, Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha ums Prestige kämpfen. Bei den hochgezüchteten Superbikes handelt es sich in der Basis um käufliche 1000 ccm-Motorräder, die für die Meisterschaft veredelt werden. Sie haben reichlich 200 PS und erreichen auf den schnellen Strecken über 300 km/h. Dass Folger auch auf dem Sachsenring gewinnen will, steht außer Frage. Doch wie geht Titelverteidiger Ilya Mikhalchik damit um? Der bisher so selbstsichere BMW-Pilot aus der Ukraine hat in Folger vorerst seinen Bezwinger gefunden und mit dem Sachsenring ist er nicht vertraut. Der 24-Jährige ist aber bekannt dafür, sich den maximalen Erfolg holen zu wollen.

Die IDM Superbike 1000 strotzt vor großen Namen wie Erwan Nigon aus Frankreich, Alessandro Polita aus Italien, Dominic Schmitter aus der Schweiz oder Bastien Mackels aus Belgien. Insgesamt sind Fahrer aus zehn Nationen vertreten. Während sich an der Spitze eine Verfolgungsjagd von Mikhalchik auf Folger abzeichnet, folgt dahinter eine extrem starke Gruppe, in der sich neun Kontrahenten mit Rundenzeiten innerhalb einer Sekunde bewegen. Hier wird jede Lücke zum Überholen genutzt, auch wenn sie noch so klein ist. Als Dritter in der Gesamtwertung reist BMW-Kollege Florian Alt zum Sachsenring. Spannung verspricht auch der zweite Auftritt des Schleizers Julian Puffe auf Honda. Zum Saisonauftakt wirkte der letztjährige Vizemeister noch sehr angespannt, jetzt ist die Zeit für richtig schnelle Runden gekommen.
 

In der IDM Supersport 600, der bewährten Mittelklasse hat sich Max Enderlein das Triple vorgenommen. Der zweifache Meister wohnt direkt am Sachsenring und kennt die 3,67 Kilometer lange Berg- und Talbahn wie im Schlaf. Kann er vor seiner Haustür auf der Yamaha siegen? Die Meisterschaft wird derzeit vom erst 18 Jahre alten Holländer Sander Kroeze angeführt. Er hat elf Zähler Vorsprung auf Enderlein, der wiederum punktgleich mit Luca Grünwald (Kawasaki) in der Tabelle steht. Mit etwa 135 PS am Hinterrad erreichen die Fahrer auf ihren Motorrädern Spitzengeschwindigkeiten um 270 km/h. Für den IDM-Einsatz dürfen an den Serienmaschinen eine Rennverkleidung und ein komplett anderer Auspuff montiert werden. Änderungen an Gabel und Federbein sind ebenfalls zulässig. Für die Feinheiten darf eine Kit-Elektronik des jeweiligen Motorrad-Herstellers verwendet werden. Kit-Steuergeräte, Cartridges, große Kühler und noch einiges mehr ist erlaubt. Anders als in der WM sind auch Blipper zugelassen.

Etwas weniger verändert werden darf in der IDM Superstock 600. Die Klasse wurde in diesem Jahr aufgewertet. Der ehemalige Cup hat das IDM-Prädikat erhalten. Die IDM Superstock 600 ist ins Feld der IDM Supersport 600 integriert, jedoch bei getrennter Wertung. Äußerlich sind die Klassen ganz einfach zu unterscheiden. Die IDM Supersport 600-Piloten fahren mit blauen Startnummern auf weißem Grund, die IDM Superstock 600-Teilnehmer mit weißen Nummern auf blauem Grund. An der Spitze der Yamaha-Armada liegt der Belgier Tom Kohnen. Es gibt nur eine einzige Honda im Feld. Sie gehört Paul Fröde aus Hohenstein-Ernstthal. Nach seinem unverschuldeten Sturz gleich in der ersten Kurve beim Saisonauftakt war er ziemlich geknickt. Der zweite Platz im zweiten Rennen sorgte zwar für einen versöhnlichen Abschluss. Trotzdem hat der 18-Jährige in der kurzen Saison jetzt viel aufzuholen.

Marvin Siebdrath aus Wildenfels ist der schnellste Deutsche in der Nachwuchsklasse IDM Supersport 300. Er ist Teil des Teams RT Motorsports by SKM-Kawasaki, das insgesamt fünf Ninja 400 an den Start schiebt. Der 16-Jährige kommt als Sechster im Gesamt-Championat zum Sachsenring. An der Spitze wird Niederländisch gesprochen. Der 15 Jahre alte Melvin van der Voort reist mit seiner Yamaha als IDM-Spitzenreiter an die prestigeträchtige Grand-Prix-Strecke. Mit Rick Dunnik, dem Vizemeister des Vorjahres, folgt ihm der nächste schnelle Landsmann. Hochgradige Spannung ist vorprogrammiert. Auf einen Vorteil durch ihre guten Streckenkenntnisse lauern der erst 14-jährige Dresdener Lennox Lehmann aus der Freudenberg WorldSSP Academy, der im vergangenen Jahr den Lauf zum ADAC Junior Cup auf der Strecke gewann, sowie Toni Erhard aus Schwarzenberg. Der 19-Jährige hat den Titel in der IDM Supersport 300 vor zwei Jahren gewonnen. Beide sächsischen Talente starten auf einer KTM.