Dienstag, 25. Juli 2023

IDM Schleiz: Pole-Position, Patzer und Pokal für Team BCC-alpha-Van Zon-BMW

Mit dem vergangenen Wochenende war das Team BCC-alpha-Van Zon-BMW von Werner Daemen und Andreas Gerlich bei der Halbzeit der International Deutschen Motorradmeisterschaft IDM 2023 angekommen. Die Reise hatte das belgisch-deutsche Team mit seinen BMW-Piloten Ilya Mikhalchik aus der Ukraine, Kamil Krzemien aus Polen, Bálint Kovács aus Ungarn, Philipp Steinmayr aus Österreich und Max Schmidt aus Deutschland nach Thüringen auf das Schleizer Dreieck geführt. Die Rennen werden dort auf teilweise öffentlichen Straßen ausgetragen und stellten daher besondere Herausforderungen an Mensch und Maschine.

Ilya Mikhalchik #17
Foto: Jens Hawrda


Ilya Mikhalchik erlebte die IDM wieder in all ihren Facette. Nach dem ersten Rennen ging es für ihn auf direktem Weg zurück in die Box, mit heruntergeklapptem Visier. Denn der erste Lauf hatte einige Stolpersteine auf dem Schleizer Dreieck für ihn im Angebot gehabt. Als Pole-Sitter, mit einer Top-Zeit nahe am Streckenrekord und einer beeindruckenden Vorstellung in allen Trainings, startete der BMW-Pilot auf der Außenseite der Bahn und da war er auch bei der Anfahrt auf die erste Kurve. Doch Innen war nach wenigen Metern schon alles besetzt, Mikhalchik konnte den Scheitelpunkt der Kurve nicht wie gewohnt anfahren, machte einen weiten Bogen und verlor dadurch einige Plätze. Um den Anschluss an die Spitze nicht zu verlieren, musste er dann ordentlich Druck machen. Bei der Attacke auf den fünftplatzierten Bastien Mackels in der letzten Schikane vor Start/Ziel nahm Mikhalchik den ganz engen Weg. Zu eng wie sich herausstellen sollte. Er musste aufmachen, Mackels schlüpfte innen durch und Mikhalchik rumpelte durchs Kiesbett. Als Zwölfter kam er zurück auf die Strecke, fuhr die schnellsten Runden im ganzen Feld und rackerte sich über die verbliebene Distanz noch auf den fünften Platz. An Kampfgeist hatte es nicht gemangelt, aber die Enttäuschung war nach dem grandiosen Training doch unübersehbar. «Es waren meine Fehler», gab er zu. «Es tut mir leid, für mein Team und auch für mich.»

Unterkriegen ließ sich Mikhalchik allerdings nicht und revanchierte sich in Rennen 2 für den misslungenen Vormittag. Schon nach den ersten Metern schnappte er sich den von Platz 1 aus gestarteten Leandro Mercado, setzte sich an die Spitze und machte sich gepflegt aus dem Staub. Auf teilweise über zehn Sekunden baute er seinen Vorsprung auf die Verfolger aus und sicherte sich souverän den Sieg. «Das in Rennen 2 war der wahre Ilya Mikhalchik», meinte er nach dem Sieg. «Trotz des ersten Rennens war ich zuversichtlich und wusste, ich kann gewinnen, nachdem ich die Trainings dominiert hatte. Im zweiten Rennen habe ich mich gut gefühlt und das Motorrad hatte echt Feuer. Also jeder, der schnell fahren will, sollte eine BMW fahren. Danke an mein Team für den großartigen Job, ich bin froh, dass ich wieder zurück bin. Auf dem Weg machen wir weiter.»

Philipp Steinmayr
Foto: Jens Hawrda


Philipp Steinmayr war in der vierwöchigen Sommerpause der IDM nicht viel zum Fahren gekommen. Doch am Schleizer Wochenende zeigte sich der Österreicher gut erholt und mischte von Beginn an in den Top Ten mit. Von Platz 8 ging es für den Mann vom Team BCC-alpha-Van Zon-BMW ins erste Rennen, Platz 8 wurde es dann auch bei der ersten Zieldurchfahrt. Im zweiten Lauf, der für ihn durch das Reverse Grid-Verfahren aus der zweiten Reihe losging, wurde es sogar noch besser und Steinmayr schnappte sich Platz 7.

«Obwohl das erste Rennen eigentlich noch besser war», beschreibt der Österreicher im Anschluss sein Schleiz-Wochenende. «Mit der Spitze konnte ich nicht ganz mitfahren, aber die Lücke, die durch den Sturz von Bastien Mackels aufgerissen wurde, konnte ich wieder zufahren. Doch leider hatte ich ab der Mitte des Rennens ein kleines Problem. Am Hinterrad hatte sich an der Bremsscheibe eine Schraube etwas rausgedreht. Diese ist dann an der Schwinge angestanden und hat ein lautes Quietschen verursacht. Das hat man sogar auf der Tribüne gehört. Da ich nicht genau wusste, woher das Geräusch kam, war ich zwei Runden lang etwas vorsichtiger unterwegs, dadurch ist die Lücke nach vorne leider wieder aufgerissen.»

«Der Start ins zweite Rennen war gut», berichtet er weiter, «und die erste Kurve auch. Aber ich habe mich im Verlauf des Rennens mit den Bedingungen ein wenig schwergetan. Es weht stellenweise ein extremer Wind und in der Seng lag nach der Ölspur von dem Seitenwagen schon reichlich Bindemittel auf dem Asphalt. Klar musste da jeder drüber. Anfangs hat man den Sand ziemlich gespürt, am Ende war es dann kein Problem mehr. Als dann Mackels, Patrick Hobelsberger und Hannes Soomer kamen, ging es noch heftig zur Sache. Alles in allem bin ich aber mit den Resultaten zufrieden.» 

Kamil Krzemien #7
Foto: Jens Hawrda


Kamil Krzemien blieb sich auch auf dem Schleizer Dreieck treu. Im Training tat sich der Pole mit seiner BMW noch ein wenig schwer und musste sich mir Startplatz 17 begnügen. Doch auf den Nachwuchspiloten war im ersten Rennen wie immer Verlass und er packte noch einiges an Tempo obendrauf. Ganze acht Plätze konnte er über die Distanz von 18 Runden gutmachen und sich mit Platz 9 ein weiteres Top-Ten-Ergebnis in seiner noch kurzen IDM-Vita sichern.

Der zweite Lauf ging für den BMW-Piloten aus der zweiten Reihe gut los und nach einem gelungenen Start konnte er sich sogar bis auf Rang 3 nach vorne durchkämpfen. Über die Distanz konnte der junge Pole nicht ganz die Pace der ersten Verfolgergruppe mitgehen, behielt aber einen kühlen Kopf und holte sich am Ende die Punkte für Platz 11. «Am Freitag habe ich mich im Training noch ganz gut gefühlt», beschreibt Krzemien sein Wochenende. «Ich hatte auch gute Erinnerungen an Schleiz, ich mag diese Art von Strecken-Layout. Am Samstag konnte ich mich auch verbessern, aber es war nicht gut genug, um einen guten Startplatz herauszufahren.»

Für den Sonntag stellte die Mannschaft um Krzemien die BMW noch mal auf den Kopf und nahm einige Änderungen an der Abstimmung vor. «Es hat funktioniert», berichtet er, «auch mein Raketen-Start hat wieder geklappt. Mit der Performance in Rennen 1 war ich echt happy. Mit Rennen 2 war ich dann weniger zufrieden. Ich hatte nicht die gleiche Pace wie am Vormittag. Ich hatte wieder einen guten Start, aber durch ein paar Überholmanöver von stark pushenden Fahrern war ich ab und an neben der Ideallinie und habe den Kontakt zu der Gruppe verloren. Ich habe mein Bestes gegeben, und das Level in der IDM ist dieses Jahr echt hoch, daher bin ich schon ganz zufrieden mit den Ergebnissen. Jetzt fokussieren wir uns auf die Rennen am Red Bull Ring.»

Max Schmidt hatte sich an den ersten drei IDM-Wochenenden wacker geschlagen und hatte sich damit einen Platz unter den Top Ten der IDM Superbike-Rangliste verdient. In den Freitags-Trainings am Schleizer Dreieck lief es dann für den Nachwuchspiloten, für den es nicht der erste Besuch auf der hügeligen Strecke in Thüringen war, nach eigenen Angaben gar nicht mal so schlecht. «In den Qualifyings hat es dann einfach nicht hingehauen mit einer guten Runde», so Schmidt. «Dann steckte ich halt mit Platz 12 hinten fest.»

Ein Top-Ten-Ergebnis war dem BMW-Piloten mit den Plätzen 11 und 12 in den beiden Rennen am Sonntag nicht vergönnt. «Ich hatte ein Problem in der ersten Runde», schildert er nach Lauf 1, «dadurch habe ich Plätze verloren und die Lücke zu den Vorderleuten war da. Ich bin ähnlich schnell gefahren wie die vor mir, dadurch wurde die Lücke zwar nicht größer, aber eben auch nicht kleiner. Dann kam Patrick Hobelsberger vorbei und hat mich weitgeschickt. Danach habe ich einfach versucht, mein Ding zu machen.» Ein ähnliches Bild bot sich in Lauf 2. Nach einem guten Start wurde Schmidt im Getümmel der ersten Kurve nach außen geschickt. «Ich habe mich schwergetan mit dem Überholen», so Schmidt, «mit meinem Teamkollegen Kamil Krzemien hatte ich noch ein paar gute Kämpfe. Ja stimmt, ich hatte mir mehr ausgemalt. Schleiz ist nicht meine stärkste Strecke, aber ich kann sie ganz gut leiden.» 

Bàlint Kovàcs #27
Foto: Jens Hawrda


Bálint Kovács freute sich, dass es mit der IDM Superbike in Schleiz endlich wieder losging. «Die Pause hat mir gutgetan», berichtet der Ungar gegenüber der heimischen Presse. «Ich fühle mich absolut erholt und bin in guter Form. Ich kenne die Strecke gut und liebe sie, da ich 2019 den Suzuki Cup mit der Pole Position und der besten Rundenzeit sowie zwei Rennsiegen gewonnen habe. Es ist noch ein weiter Weg, um das Gleiche in der IDM zu erreichen, aber ich bin zuversichtlich.»  

In den beiden Qualifyings tat sich der Nachwuchspilot noch ein wenig schwer und musste sich mit Startplatz 15 begnügen. Auch im ersten Rennen musste sich Kovács ordentlich reinhängen. Im Ziel sprang der 13. Platz heraus. Die 13 hatte der Ungar auch für den zweiten Lauf gebucht. Nicht ganz das, was er sich gewünscht hatte, aber er konnte erneut Punkte auf seinem IDM-Konto gutschreiben. «Ich gebe zu», so Kovács, der bisher stets im Bereich der Top Ten zu finden war, «ich hatte mir in Schleiz mehr erwartet. Aber es war insgesamt ein ganz schön hartes Wochenende. Ich hatte einfach nicht das richtige Gefühl.» Doch der Ungar lässt sich auch durch die eher magere Ausbeute nicht von seinem Weg, sich in den Top Ten der IDM Superbike zu etablieren, abbringen.
 
«Ich habe an den ersten drei IDM-Wochenenden einen guten Job gemacht», betont er, «das nehme ich als gute Erinnerungen mit. Vor allem auch ins nächste Rennwochenende, um dann am Red Bull Ring wieder besser unterwegs zu sein.»
 
Gerade mal eine gute Woche hat das Team BCC-alpha-Van Zon-BMW Zeit, sich auf das nächste Rennen vorzubereiten. Dann geht die Reise ins südliche Österreich an den Red Bull Ring, wo auch die Formel1 und die MotoGP zuhause ist.