Neue Spitzenreiter, Doppelsieger und Gastfahrer. Die dritte Saisonrunde der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) hatte alles zu bieten. Im tschechischen Most wurde am vergangenen Wochenende Rennsport vom Feinsten zelebriert.
IDM SuperbikeDas war der Kampf in Rennen 2 in Most Alt #1 hauchdünn vor Mikhalchik #17
Foto: Jens Hawrda
In der Top-Klasse IDM Superbike, in der mit über 200 PS und mehr als Tempo 300 gefahren wird, überschlugen sich die Ereignisse. Titelverteidiger Florian Alt (Holzhauer Racing Promotion) war als Titelverteidiger und Führender in der Gesamtwertung auf Honda angetreten. Der Vorsprung zu Ilya Mikhalchik (Champion Alpha Van Zon BMW), seinem direkten Verfolger in der Tabelle, betrug zwei Punkte.
Das erste der beiden Superbike-Rennen entwickelte sich zum Drama mit spektakulärem Abgang einer der Hauptakteure. Rundenlang lag Florian Alt vorne. Aber im Geschlängel passierte ihm in Führung liegend ein Fehler, den der 28-jährige Engelskirchener nicht ausbügeln konnte. BMW-Fahrer Patrick Hobelsberger vom sächsischen Team GERT56 und Mikhalchik sahen ihre Chance zum Überholen und zogen an Alt vorbei. Auf der Bremse war die Konkurrenz in dem Moment stärker als der Titelverteidiger. Hobelsberger übernahm die Führung, dann war Mikhalchik an der Reihe und schließlich mischte auch noch Hannes Soomer (Enos Motorsport) mit. Der Este war zur Halbzeit auf seiner BMW richtig in Fahrt gekommen. Alles, was er wollte, war endlich ein Sieg in der Top-Klasse. Dieser fehlte ihm bisher. In der zwölften Runde holte der 26-Jährige aus Tallinn zum großen Schlag aus und zeigte dem bereits dreifachen Meister Mikhalchik das Hinterrad der blauen BMW. Jetzt hatte der Este noch vier Runden zu überstehen, um endlich seinen ersten großen Triumph feiern zu können. Und dann: Sturz im letzten Umlauf. Soomer rutschte das Vorderrad weg. Mikhalchik ging zum dritten Mal in der aktuellen Saison als Sieger eines Rennens hervor und knöpfte dem Zweiten Florian Alt damit auch gleich die Tabellenführung ab. Jan-Ole Jähnig wurde sensationell Dritter. Der 23-jährige wird bereits hoch gehandelt für die Zukunft. Er hatte mit seinem Teamkollegen Hobelsberger um den noch verbleibenden Podiumsplatz gekämpft, wobei Hobelsberger von der Ideallinie abgekommen war.
Den zweiten Lauf gewann Alt. Mikhalchik krabbelte Alt fast in den Auspuff der Honda, so eng ging es um den Sieg zu. Was sich in den letzten Runden auf der Strecke abspielte, war eine Wucht. Es ging hin und her. Mikhalchik und Alt wehrten sich beide vom Feinsten und erst auf der Ziellinie war klar, dass Alt am Ende mit 0,031 Sekunden Vorsprung gewonnen hatte. Die IDM-Führung hat er sich auch zurückgeholt. Es steht genauso wie es vor der Veranstaltung war: „Flo“ hat zwei Meisterschaftspunkte mehr als Mikhalchik. Soomer hatte sich aus dem Trubel herausgehalten und war glücklich, nach seinem fatalen Sturz im ersten Lauf nun endlich einen Pokal erhalten zu dürfen. Seiner Crew versprach er für den Abend eine Palette Bier, denn sie hatte viel Arbeit gehabt, um dem Fahrer für das zweite Rennen ein funktionierendes Motorrad hinstellen zu können. Die BMW war nach dem Crash im ersten Rennen nicht mehr in einem Stück gewesen. Auch ein Blick in die Gesamtwertung der IDM Superbike lohnt sich. Der Deutsche Florian Alt führt auf Honda vor dem Ukrainer Ilya Mikhalchik auf BMW und dem Italiener Lorenzo Zanetti auf Ducati. Kawasaki rangiert mit Leandro Mercado aus Argentinien in den Top Ten sowie auch der Österreicher Maximilian Kofler auf Yamaha.
IDM Supersport
In der etwas kleiner IDM Supersport-Klasse führte in Most kein Weg an Andreas Kofler aus Österreich vorbei. Der Yamaha-Fahrer erreichte gemeinsam mit dem Familienteam das beste Ergebnis seiner Supersport-Karriere. Er startete von der Pole Position und gewann beide Rennen. Weil Luca de Vleeschauwer (MotoLife), der Triumph-Doppelsieger von Oschersleben, nicht die besten Tage hatte, beträgt Koflers Vorsprung in der Gesamtwertung auf den Belgier nun 31 Punkte statt bisher zwei. Einen Befreiungsschlag gab es für den Niederländer Twan Smits (Team Apreco), den Vizemeister von 2023. Nach einem missglückten Saisonstart fühlte sich sein zweiter Platz hinter Kofler nach 14 Runden an wie ein Sieg. Im zweiten Rennen startete der Niederländer von Position 6 gleich direkt an die Spitze durch, um sich mit Kofler auseinander zu setzen, stürzte aber später. Im Ziel hatte Kofler jetzt 2,024 Sekunden Luft zum Zweitplazierten Daniel Blin (AF Racing Team, Ducati). Die nächsten Plätze wurden von Jonas Kocourek und Marcel Brenner, den beiden Gastfahrern mit WM-Hintergrund, belegt. Umso bedeutsamer ist der fünfte Platz des erst 17-jährigen Triumph-Nachwuchsfahrers Luca Göttlicher (Triumph Germany Supersport Racing). Da Kocourek und Brenner außer der Wertung fuhren, erhielt Göttlicher Meisterschaftspunkte, als ob er als Dritter hinter Blin ins Ziel gekommen wäre. Der Erfolg sorgte dafür, dass Göttlicher in der Tabelle gleich fünf Positionen gutmachte und er jetzt Siebter ist.
IDM Supersport 300
In der Nachwuchsklasse IDM Supersport 300 gab es einen Führungswechsel in der Meisterschaft. Der zweifache WM-Sieger Jeffrey Buis (Freudenberg KTM-Paligo Racing) sicherte sich in beiden Rennen den zweiten Platz hinter dem Gaststarter und WM-Fahrer Marco Gaggi (BrCorse), der beide Läufe gewann. Da der Italiener nicht gewertet wurde, erhielt Buis die volle Punktzahl und ist mit drei Zählern Vorsprung auf seinen Teamkollegen Oliver Svendsen neuer Spitzenreiter in der Gesamtwertung. Ein Wochenende zum Vergessen erlebte hingegen Phillip Tonn (Freudenberg KTM-Paligo Racing). Nach einem unverschuldeten Ausfall im ersten Lauf am Samstag musste er am Sonntag einen weiteren Sturz verkraften.
FIM Seitenwagen WM
Die Führung der FIM Seitenwagen-Weltmeisterschaft liegt nach den Läufen in Most wieder in deutschsprachiger Hand. Markus Schlosser und Luca Schmidt (Team Schlosser/LCR Yamaha) zeigten in den Rennen Nervenstärke und Ausdauer und konnten jedes Mal den Kampf um den Sieg gegen Harry Payne/Kevin Rousseau (Steinhausen Racing / ARS Yamaha) knapp für sich entscheiden. In der Sidecar-Meisterschaft der IDM ging das Vater-Sohn-Team Ted und Vincent Peugeot (Seventy Four Racing Team/LCR Yamaha) als Doppelsieger hervor. Der Schweizer Lukas Wyssen kam zusammen mit seiner französischen Nachwuchs-Beifahrerin Ema Salmon (Team Gustoil Sidecar Racing/LCR Yamaha) in beiden Rennen auf den zweiten Platz.