Mittwoch, 24. Juli 2024

Vorschau IDM Rennwochenende am Schleizer Dreieck

 

Kann Florian Alt in Schleiz die Tabellenführung sichern
Foto: Jens Hawrda

Es ist soweit. Für die Rennen am kommenden Wochenende auf dem Schleizer Dreieck ist alles angerichtet. Vom 26. bis 28. Juli 2024 feiert die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft (IDM) ihren Saisonhöhepunkt. Das Aufgebot an Teams und Fahrern ist grandios. Im „grünen Wohnzimmer“ von Deutschlands höchster Straßenrennsportserie wird gefachsimpelt, verehrt, geliebt und gelitten. Mehrere zehntausend Fans werden an der Naturrennstrecke in Thüringen erwartet.

Am vergangenen Samstag wurde noch einmal großflächig zu Harke, Schaufel und Besen gegriffen, um dem Dreieck den letzten Schliff zu geben. Weite Teile der Strecke gehören außerhalb der Rennen zum normalen Straßenverkehr. Doch jetzt ist alles abgesperrt und der 3,805 Kilometer lange Kurs mit den 14 Kurven wird zum Hot-Spot in der Region.

In der Topklasse IDM Superbike, in der die Motorräder über 300 km/h schnell sind und mehr als 200 PS haben, gibt es derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem deutschen Titelverteidiger Florian Alt auf Honda und dem Ukrainer Ilya Mikhalchik auf BMW, der bereits drei Mal Meister in dieser Klasse wurde. Zwei Punkte trennen die Konkurrenten voneinander. Der 28-jährige Alt ist im Vorteil. Es wird spannend. Im vergangenen Jahr gewannen beide ein Rennen auf dem Schleizer Dreieck. Alt siegte im ersten Lauf und Mikhalchik im zweiten. Und auch jetzt sind die Titelfavoriten in Fahrt. Mikhalchik hat mit dem BMW Motorrad World Endurance Team erst am vergangenen Wochenende beim 8-Stunden-Rennen von Suzuka das beste Ergebnis aller Zeiten für die Mannschaft in Japan erreicht. Einfach wird die Angelegenheit in Schleiz also nicht, zumal Lorenzo Zanetti (Ducati) und auch Toni Finsterbusch (BMW) im Windschatten lauern. Letzterer ist heiß auf den ersten IDM Superbike-Sieg seiner Karriere. Finsterbusch ist der führende Mann im Team GERT56 aus dem sächsischen Pirna. Seine Teamkollegen Patrick Hobelsberger und Lokalmatador Jan-Ole Jähnig sind in der Gesamtwertung direkt hinter ihm. Jähnig ist 23 Jahre alt, kommt aus Lehndorf und hat sich innerhalb eines Jahres vom Underdog zum Podiumskandidaten in Deutschlands höchster Motorradklasse entwickelt. Drei Marken dominieren, aber mit Leandro Mercado aus Argentinien und Maximilian Kofler aus Österreich haben auch Kawasaki und Yamaha heiße Eisen in den Top Ten positioniert.

Für Begeisterung sorgt der Gaststart des dreifachen Superbike-Meisters Markus Reiterberger. Der 30-jährige Bayer genießt hier Kultstatus und sagt: „Ich freue mich riesig auf das Wochenende in Schleiz. Für mich ist Schleiz immer etwas ganz Besonderes.“ Bei seinem letzten Auftritt in der IDM Superbike vor zwei Jahren gewann er beide Rennen vor dem aktuellen Titelverteidiger Florian Alt (Honda). BMW-Spezi Reiterberger hat schon einige Rekorde auf der Naturrennstrecke in Thüringen aufgestellt und sich dadurch auf der Stele im Stadtkern von Schleiz verewigen dürfen. Auf der Säule sind zahlreiche Motorradrennsportrekorde aufgeführt. Wenn „Reiti“ vom 26. bis 28. Juli 2024 auf der M 1000 RR am Kabel zieht, bekommt er als Gastfahrer aber keine Punkte, denn er fährt außerhalb der Wertung.

In der IDM Supersport sind vier Motorradmarken in den Top 5 vertreten: Yamaha, Triumph, Ducati und Honda. Alles ist enger zusammengerückt. Blitzstarter Andreas Kofler aus Österreich hat die Klasse derzeit im Griff und 31 Punkte Vorsprung vor dem Belgier Luca de Vleeschauwer. Daniel Blin erweist sich als feste Konstante auf dem dritten Platz. Podiumsplätze haben sogar auch die nachfolgenden Neueinsteiger Lennox Lehmann aus Dresden und der Mannheimer Dirk Geiger ergattert. Die beiden Aufsteiger waren bereits in der der kleinen 300er-Klasse harte und herausragende Gegner.

In der Nachwuchsklasse Supersport 300 sorgt in diesem Jahr ein kleines, aber feines Feld für Trubel. Der Anführer Jeffrey Buis, Oliver Svendsen und Ruben Bijman bilden an der Spitze eine Macht in Orange und sind Teil des Nachwuchsprojekts von Freudenberg-KTM-PALIGO Racing. Dylan Czarkowski und Senna van den Hoven schaffen es auf Yamaha beziehungsweise Kawasaki trotzdem immer wieder, die Dominanz des Trios zu durchbrechen.

Ein weiteres Highlight auf der Kultstrecke in Thüringen ist der Auftritt der Sidecars. Auf dem Schleizer Dreieck geht es ausschließlich um Punkte in der IDM-Wertung, für die Teams antreten dürfen, deren sportlichen Großerfolge noch vor ihnen liegen. Die Franzosen Ted Peugeot/Vincent Peugeot haben nach vier Rennen 91 Punkte gesammelt und damit 13 mehr als Lukas Wyssen/Ema Salmon (CH/FRAU). Auf dem dritten Tabellenrang stehen Lennard Göttlich/Lucas Krieg. Die beiden Deutschen sind mit ihren 19 beziehungsweise 21 Jahren das mit Abstand jüngste Team. Auf Position vier befindet sich Patrick Werkstetter, der auch erst zarte 19 ist, mit seinem französischen Beifahrer Valentin Pirat. Das zwischenzeitlich in die Jahre gekommene Feld der Gespannfahrer hat sich wieder stark verjüngt.

Auch wenn wie schon angesprochen zwei IDM-Rennen ausgetragen werden und sie in diesen keine Punkte bekommen werden, behauptet sich das Schleizer Dreieck als Magnet für die Sidecar-Elite, die sich als Gast angekündigt hat. Der WM-Führende Markus Schlosser sagt: „Warum ich da hinfahre? Weil es speziell ist und Spaß macht.“ Im Boot des Schweizers sitzt kein Geringerer als der 20-jährige Luca Schmidt, der seine Karriere in Zeulenroda begann und jetzt direkt nach Schleiz gezogen ist. Sozusagen mit direkter Anbindung an die Strecke. Er will mit Schlosser nach dem WM-Titel greifen. Schmidt hat eine sagenhafte Karriere hinter sich. Vor drei Jahren gewann er als Beifahrer von Josef Sattler den IDM-Titel. Noch nie in der Geschichte der deutschen Seitenwagenmeisterschaft hatte es einen so jungen Fahrer oder Beifahrer gegeben. Und jetzt erfolgt bereits der Griff nach der WM-Krone.

Bennie Streuer, der Weltmeister von 2015, wird etwa neun Stunden für seine Anreise aus Assen nach Schleiz brauchen. „Am Mittwoch reise ich an.“ Der fünffache Sidecar-Weltmeister Pekka Päivärinta aus Finnland hat sich bereits am Montag auf den Weg gemacht. Von Helsinki aus dauert es etwas länger.

Atemberaubende Rennen in vier IDM-Klassen und drei Cups lassen den Buchhübel und die legendäre Seng beben. Das Schleizer Dreieck ist eine der seltenen Rennstrecken, auf der die Aktiven entgegen des Uhrzeigersinns auf einer durchschnittlichen Streckenbreite von etwa zehn Metern beweisen müssen, was sie drauf haben. Bei der Race-Party geht das Spektakel bis in die Nacht.  

Das Beste ist: die IDM bleibt eine Serie zum Anfassen. Während der Autogrammstunden kommen die Fans den Fahrern so nah wie sonst nie. Die Eintrittspreise für die Rennen bewegen sich zwischen 30,00 Euro für den Samstag und 35,00 Euro für den Sonntag. Sparen lässt sich mit dem Ticket für das ganze Wochenende. Es kostet 45,00 Euro. Alle Tickets beinhalten den freien Zugang zu den Tribünen und zum Fahrerlager. Kinder und Jugendliche bis zu 17 Jahren haben freien Eintritt.